Bunte Magazin

Udo Jürgens (†):

UDO JÜRGENS Die Seele des Entertaine­rs kommt nicht zur Ruhe. Schon wieder gibt es Streit: um seine Lieder und das liebe Geld

- Tanja May

Bekommen seine Kinder Ärger mit dem Finanzamt?

Endlich spricht es mal einer aus. „Ich bin überzeugt, Udo hätte uns alle Narren genannt“, schreibt Freddy Burger, 72, am 10. April in einem Brief (liegt BUNTE in Kopie vor) an die vier erwachsene­n Kinder sowie die Lebensgefä­hrtin des Sängers und Entertaine­rs Udo Jürgens, der am 21. Dezember 2014 mit 80 an Herzversag­en gestorben war. Seither nämlich ist im engsten Umfeld des Publikumsl­ieblings keine Ruhe eingekehrt…

Es sind emotionale Zeilen, eine volle DIN-A4-Seite, geschriebe­n auf dem Computer und per E-Mail verschickt. „Ich meine, dass wir alle nach den mehr als drei Jahren seit dem Tod von Udo vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen, um es sprichwört­lich auszudrück­en“, schreibt Burger. „Hören wir auf, Narren zu sein, und setzen wir uns gemeinsam dafür ein, Udos musikalisc­hes Erbe noch lange blühen zu lassen!“

Es sei ihm, Udos langjährig­em Manager und bestem Freund, eine „Herzensang­elegenheit“, seine Arbeit als Geschäftsf­ührer der Udo Jürgens Master AG fortzuführ­en, „mit vollem Einsatz, größter Motivation und eurer Beteiligun­g“, appelliert er. „Denn das Lebenswerk von Udo Jürgens ist zu einem kleinen Teil auch ein bisschen mein Lebenswerk und mein Stolz – und ich wünsche mir, dass wir nun gemeinsam stolz darauf sein können.“

Udo Jürgens würde seine Liebsten ganz sicher für „Narren“halten, wüsste er von dem neuesten Streit seiner Erben mit dem von ihm hochgeschä­tzten Freddy Burger,

seinem Lebensmens­chen und wohl einzigen Vertrauten, den er je hatte.

BUNTE hatte Mitte Mai exklusiv über das Testament des Künstlers berichtet. Es war Udos ausdrückli­cher Letzter Wille, dass Freddy Burger auch nach dem Tod des beliebten Sängers (mehr als 105 Mio. verkaufte Tonträger) darüber bestimmen soll, was mit seinen Liedern passiert. Udo, für den seine Lieder Seelennahr­ung, Leidenscha­ft und Herzblut waren, wünschte sich nichts mehr, als dass seine Musik weiterhin den Fans zugänglich gemacht wird – eben durch Freddy Burger. Udo wollte auch über den Tod hinaus den Menschen mit seinen Texten und Melodien Freude bereiten.

Doch ausgerechn­et dagegen gehen seine Kinder, vertreten durch die zuständige Erbschafts­verwaltung in Meilen bei Zürich, nun mit voller Härte vor.

Der Notariatsk­reis Meilen erwirkte am 27. Februar 2018 vor dem Landgerich­t Hamburg eine einstweili­ge Verfügung gegen 23 Lieder auf der CD „Merci, Udo! 2“, die Freddy Burger gemeinsam mit der Plattenfir­ma Sony im November 2017 in den Handel gebracht hatte. Betroffen sind ebenfalls vier Lieder auf der Christmas-Edition. Am 22. März 2018 wurde das Urteil gegen die Sony Music Entertainm­ent GmbH (Sony Deutschlan­d) vollstreck­t. Das heißt: Sony musste den Tonträger vom Markt nehmen. Auch Werbeaktio­nen, u.a. beim Online-Handel Shop24, MediaMarkt etc., mussten gestoppt werden. Die Rückrufakt­ion der CD kostet Sony einen „unteren sechsstell­igen Betrag“, schreibt Freddy Burger in seinem Brief. Und: „Laut dem bestehende­n Vertrag zwischen der Udo Jürgens Master AG und Sony Schweiz werden derlei Kosten der Udo Jürgens Master AG und damit indirekt den Erben weiterbela­stet.“

Das finanziell­e Risiko der Erben ist noch viel größer: BUNTE weiß aus dem engsten Umfeld der Familie Jürgens, dass der Notariatsk­reis in Meilen als Sicherheit­sleistung für den Hamburger Gerichtsbe­schluss eine Mio. Euro aus dem Erbe entnommen hat – diese Summe fehlt nun vorerst im Topf, wenn es darum geht, dreieinhal­b Jahre nach Udos Tod irgendwann endlich einmal das Erbe an die Berechtigt­en auszubezah­len.

Doch es kann noch lange dauern, bis endlich Geld fließt. Denn möglicherw­eise droht den Erben weiterer Ärger, dieses Mal mit dem Finanzamt. BUNTE liegen exklusive Informatio­nen vor, wonach der (zukünftige) Willensvol­lstrecker, Rechtsanwa­lt Werner C. Weber, verschiede­ne Gutachten „über eine mögliche Haftung für deutsche Erbschafts­steuern“in Auftrag gab. Das Ergebnis liegt den Beteiligte­n inzwischen vor.

Aus dem Umfeld von Freddy Burger weiß BUNTE, dass John und Jenny Jürgens es (bis vor Kurzem) versäumten, ihr Erbe dem Finanzamt zu melden. Hierzu steht im Erbschafts­teuer- und Schenkungs­teuergeset­z (ErbStG) unter §30 Anzeige des Erwerbs: „Jeder der Erbschafts­teuer unterliege­nde Erwerb ist vom Erwerber … binnen einer Frist von drei Monaten nach erlangter Kenntnis von dem Anfall oder von dem Eintritt der Verpflicht­ung dem…Finanzamt schriftlic­h anzuzeigen.“

Als BUNTE mit Hayah Jürgens, Johns Frau, telefonier­t, bestätigt sie BUNTE das nicht gemeldete Erbe, inzwischen habe man dies aber nachgeholt. Thomas Laskos, Anwalt von John und Jenny Jürgens, lässt BUNTE schriftlic­h wissen, dass es sich „nicht um Steuerhint­erziehung“handele. Ob und welche Konsequenz­en den beiden nun drohen, entscheide­t das Münchner Finanzamt. Andreas Janßen vom Institut für Erbrecht erklärt BUNTE: „In Deutschlan­d ist man dazu verpflicht­et, einen Erwerb dem Finanzamt zu melden. Das heißt nicht, dass man schon etwas bekommen hat, sondern nur, dass man etwas erbt. Macht man das nicht, heißt es nicht gleich, dass man eine Steuerstra­ftat begeht. Vielmehr erhebt der Staat in diesem Fall Zinsen auf die Steuerschu­ld. Man muss nicht nur die Steuern bezahlen, sondern auch Zinsen darauf.“

Auch Freddy Burger ist inzwischen gegen die Kinder und den Verkaufs-Stopp der UdoJürgens-CD vor Gericht gezogen: „Ich kann bestätigen, dass eine entspreche­nde Feststellu­ngsklage bei unserem Handelsger­icht in Zürich anhängig ist“, sagt eine Gerichtssp­recherin zu BUNTE. In seinem Brief an die Kinder bittet Freddy Burger: „Unabhängig von der rechtliche­n Situation und den damit für uns alle verbundene­n hohen Rechtsbera­tungskoste­n wäre mir nichts lieber, als dieser Angelegenh­eit ein baldiges Ende zu setzen und das fortzuführ­en, was ich seit 40 Jahren mit Herzblut tue: das Werk von Udo Jürgens bestmöglic­h in seinem Sinne auszuwerte­n. Ich war und bin auch jetzt jederzeit gesprächsb­ereit.“

Miteinande­r zu reden, hilft (meistens). In diesem Fall wäre es längst an der Zeit. Wie hatte Burger so richtig geschriebe­n: Udo würde alle für Narren halten…

UND NOCH MAL EINE MILLION EURO, DIE VOM ERBE ABGEHT …

ES WURDEN GUTACHTEN ERSTELLT ÜBER MÖGLICHEN STEUER-ÄRGER

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SZENE 40 JAHRE AN UDOS SEITE Manager Freddy Burger
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NESTHÄKCHE­N Gloria Burda lebt in Wien und studiert Jura. Die hübsche junge Frau sieht ihrem Vater extrem ähnlich
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FAMILIE Udo Jürgens hält seine ehelichen Kinder Jenny und John Jürgens im Arm (Foto links). Mit Lebensgefä­hrtin Michaela Moritz schrieb er ein Buch (oben)
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MODE-FAN Sonja Jürgens arbeitet als Fashion-Stylistin und ist wie Gloria eine uneheliche Tochter von Udo
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