Östrogene stärken die ABWEHR
reger schwächer. Deshalb haben Frauen mit einem niedrigen Östrogen-Spiegel ein erhöhtes Risiko für Harnwegsinfekte. Auch die Spirale und Verhütungsgele sowie eine Pille, die zu wenig Östrogene hat, können eine Zystitis begünstigen.
2. Wann ist es eine Entzündung?
Prof. Bauer: „Eine Blasenentzündung geht immer mit Schmerzen einher – das unterscheidet sie von einer Reizblase, bei der die Symptome ähnlich sind. Viele Betroffene berichten zudem vom urplötzlichen Beginn, einem heftigen, krampfartigen Ziehen wie aus dem Nichts.“Weitere Symptome: Brennen beim Wasserlassen und häufiger Harndrang; der Urin kann riechen und trübe oder leicht blutig sein. Der Arzt prüft den Urin mithilfe eines Teststreifens und schickt in manchen Fällen eine Urinprobe zusätzlich ins Labor. Bei chronischen Verläufen werden Blase und Nieren mit Ultraschall untersucht. In ihrer Praxis sowie der von ihr geleiteten Blasensprechstunde der LMU sieht Prof. Bauer auch Frauen mit wiederkehrenden Problemen, manche sogar alle vier bis sechs Wochen. Bei vielen lassen sich keine Keime nachweisen: Sie leiden unter einer Reizblase – die Blase ist nicht entzündet, aber hyperaktiv. Prof. Bauer: „Die Reizblase kommt oft schleichend daher. Die Betroffenen gewöhnen sich daran, öfter als bisher zu müssen. Bis sie es irgendwann nicht mehr rechtzeitig auf die Toilette schaffen.“Das kann zu einer Inkontinenz führen.
3. Was sind die Auslöser?
Oft werden die auslösenden Bakterien beim Sex übertragen, daher der Begriff „Honeymoon-Krankheit“. Bauers Tipp: „Nach dem Verkehr auf die Toilette gehen spült Keime aus Scheide und Harnröhre.“Auch falsche Intimhygiene ist riskant – schnell geraten Keime, meist Escheria-Coli-Bakterien, nach der Darmentleerung in die Vagina. Daher gilt stets: von vorn nach hinten wischen. Viele Frauen meinen es auch zu gut mit der Pflege, reinigen sich penibel mit speziellen Mitteln. Besser seien Wasser und pH-neutrale Seife, so Prof. Oliver Reich, Chefarzt der Klinik für Urologie am Klinikum Harlaching: „Sonst werden die natürlich vorkommenden guten Milchsäurebakterien zerstört und der Säureschutzmantel der Schleimhaut angegriffen. Das ebnet Pilzen und Bakterien den Weg.“
Auch Verkühlung und eine geschwächte Immunabwehr begünstigen den Infekt. Ein weiterer Auslöser ist seit Kurzem klar, so Prof. Bauer: „Die neueste Forschung kennt genetische Risiken. Ich habe oft junge Frauen in meiner Sprechstunde, die berichten, dass auch die Mutter unter Zystitis leidet. Neu ist auch, dass das intestinale Mikrobiom einen wesentlichen Einfluss darauf hat, ob man anfällig für eine Entzündung der Blase ist.“Wer häufiger Probleme nach dem Geschlechtsverkehr hat, sollte auch den Partner zu einem Check-up beim Urologen schicken. „Männer können unter einer unentdeckten Prostataentzündung leiden und deshalb krank machende Keime beim Sex weitergeben“, so Bauer. Nicht zuletzt irritieren auch psychische Belastungen – gerade in der Partnerschaft – die Blase. Ein indirekter Hilferuf? Es gibt tatsächlich Frau-
AUCH EINE GENETISCHE ANFÄLLIGKEIT IST OFT PROGRAMMIERT