Der neue Boss der BERLINALE
35 Grad, auch nachts um zehn. Aber der Mann auf der Bühne trägt Smoking: Carlo Chatrian, 46, seit sechs Jahren Direktor des Locarno Festivals. 2020 wird er künstlerischer Boss der Berlinale, teilt sich die Spitze mit Geschäftsführerin Mariette Rissenbeek. „Filme sind wie Liebesbriefe“, schwärmt Chatrian (sprich: Schatriah). Geboren in Turin, aufgewachsen im italienischen Aosta-Tal, in dem Französisch gesprochen wird und wo er mit Frau und drei Kindern lebt. Er spricht Italienisch, Französisch, Englisch und Spanisch – kein Deutsch. Er will
die Sprache lernen und auch das Festival. „Die Berlinale ist wie ein Eisberg, ich kenne nur den kleinen Teil über dem Wasserspiegel, nicht das, was darunter ist.“2004 war seine erste Berlinale, als Filmkritiker. Er schrieb für „Filmcritica“, gegründet von Regie-Genie Roberto Rossellini. Chatrian gilt als bestens vernetzt in Europa wie auch international. Seine Vision? „In Locarno liebe ich es, Zusammenstöße zwischen Filmen und Publikum zu provozieren, die scheinbar nicht zusammengehören. Mein Ziel ist es, unterschiedliche Zuschauergruppen zu verbinden.“Und wie steht’s um die Stars, für die er sich auch in Berlin in den Smoking werfen kann? „Große Stars sind wichtig, denn auf Festivals wird das Kino gefeiert und das Kino ist eine populäre Kunstform, es ist nicht nur für eine kleine Gruppe gedacht.“