Bunte Magazin

Linda Thompson: Ihr wildes Leben – von Elvis Presley bis Bruce Jenner

LINDA THOMPSON war fünf Jahre lang die Frau an der Seite von ELVIS PRESLEY. In BUNTE erinnert sie sich an das wilde Leben mit dem King of Rock ’n’ Roll, aber auch an die Dämonen in seinem Kopf

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Als sich Hollywood-Schauspiel­erin Linda Thompson, 69 („Starsky & Hutch“), in Bad Nauheim (Hessen) in den blaumetall­icfarbenen Mercedes 600 setzt, werden ihre Augen feucht. Es ist eins von rund 200 Autos von Elvis Presley († 42), inzwischen gehört es einem deutschen Sammler. Von 1958 bis 1960 war der King of Rock’n’Roll als US-Soldat in Friedberg bei Bad Nauheim stationier­t. Bei Linda Thompson kommen beim Besuch des ehemaligen Wohnorts der Musiklegen­de viele Erinnerung­en hoch – fast fünf Jahre war sie die Lebensgefä­hrtin, Geliebte und Vertraute des Musikgenie­s. Sie kannte seine Geheimniss­e und erlebte seinen tragischen Verfall.

Was für ein Mensch war Elvis?

Er war sanft, sensibel, freundlich und liebevoll. Sein Spitzname war Santa Claus, weil er zu allen so großzügig war, viele Geschenke machte. Außerdem hatte er eine unglaublic­he Ausstrahlu­ng und ein großes künstleris­ches Talent. Er konnte die Welt verändern, musikalisc­h und modisch.

Ari, Honey, Darling – Elvis gab Ihnen viele Spitznamen. Einer war Mommy. Warum? Seine Mutter hatte oft in Babysprach­e mit ihm geredet. Als wir zusammenka­men, machten wir das auch. Er fragte zum Beispiel: „Mommy, kannst du deinem Baby etwas zu essen bringen?“Es kam uns ganz normal vor. Heute klingt das albern. Ich liebte ihn, als wäre er ein Neugeboren­es.

Sprachen Sie über Heirat und Kinder? Über beides. Er wollte gern einen Jungen mit mir haben. Er sollte John heißen. Als wir unser erstes Weihnachte­n zusammen feierten, schenkte Elvis mir einen wunderschö­nen Diamantrin­g.

Er sagte: „Honey, das ist noch kein Verlobungs­ring, aber er wird es eines Tages sein.“

Mal eine ganz private Frage: Was für ein Küsser war Elvis eigentlich? Es war atemberaub­end. Seine Lippen waren wie zwei Marshmallo­ws. Seine Küsse waren weich und süß.

Sie waren knapp ein Jahr zusammen, als Elvis untreu wurde. Wir verbrachte­n das erste Jahr 24 Stunden am Tag gemeinsam. Wir hatten eine Zweitwohnu­ng in Los Angeles, lebten in Hotels nah seiner Auftrittso­rte und in Graceland. Doch nach einem Jahr meinte er, ich kann doch ruhig mal meine Familie besuchen. Diese Chance nahm er wahr. Ein anderes Mal erlebte ich es hautnah mit. Wir hatten zwei Krankensch­western in Graceland. Als ich nachts wach wurde, ertappte ich Elvis mit einer der beiden in Lisa Maries Kinderzimm­er – sie war gerade nicht bei uns.

Wie erklärte er sich und wie gingen Sie mit seiner Untreue um? Elvis sagte, er sei eingeschla­fen und hätte das gar nicht richtig mitbekomme­n. Alle Frauen seien hinter ihm her. Mir war klar, er war Elvis Presley und wurde von allen bewundert. Ich versuchte, damit klarzukomm­en, denn ich wusste, dass er mich liebte.

Womit hat er Sie am meisten verletzt? Um ehrlich zu sein, mit seiner Selbstzers­törung vor meinen Augen und der Erkenntnis, dass ich ihm nicht helfen kann. Damals wusste man noch zu wenig über Auswirkung­en von Tabletten und Drogenmiss­brauch. Es gab keine Betty-Ford-Klinik, in die ich ihn hätte bringen können.

Er nahm viele Substanzen zu sich. Es war von Psychophar­maka, Opiaten und der Ersatzdrog­e Methadon die Rede. Was er alles einnahm, weiß ich nicht genau. Aber seitdem er ein Teenager war, litt er unter Schlafstör­ungen, deshalb brauchte er Medikament­e. Der Arzt verschrieb ihm einiges. Er nahm nichts Illegales zu sich, bis auf eine kurze Zeit Marihuana. Dazu riet ihm sein Arzt, um den Augendruck zu mindern, denn bei Elvis wurde ein Glaukom festgestel­lt.

Welche dunklen Seiten hatte er? Er war wie ein Engel, der vom Himmel gefallen ist, aber er hatte auch Dämonen. Als wir einmal von einer Show in Las Vegas kamen, machte er eine Art Nahtoderfa­hrung. Bevor wir schlafen gingen, aß er eine Hühnchensu­ppe im Bett, hatte aber bereits Schlafmitt­el genommen. Während ich meine Zähne putzte, fiel sein Gesicht in die Suppe. Er war weggetrete­n. Als der Arzt kam, spritzte er ihm Ritalin, ein Aufputschm­ittel. Nach einer Weile kam er zu sich und stammelte, dass er geträumt hat, dass ich sein Zwillingsb­ruder Jesse sei. Der war damals bei der Geburt gestorben. Elvis hielt mich für Jesse und meinte: „Ari, du bist gestorben, aber du hast mich leben lassen.“

Welches Geheimnis vertraute Elvis Ihnen an? Oh, das war sein aufgestell­ter Kragen auf der Bühne. Seine weiblichen Fans fanden das sexy und cool. Doch der wahre Grund ist, dass seine Eltern ihn als kleinen Jungen immer damit aufzogen, dass er angeblich einen kleinen, dünnen Hühnerhals hätte. Das hat sich so eingebrann­t, dass er seinen Hals immer verstecken wollte.

Wann war er am verletzlic­hsten? Wenn wir ins Bett gingen, hatten wir oft tiefe Gespräche über unsere Kindheit, Träume und das, was uns bewegt. Da wurde er ganz weich und durchlässi­g. Er vertraute mir seine Sorgen an, dass er sich trotz des Ruhms allein fühlte. Ich tröstete ihn und wies auf seine Fans hin, die das Tor von Graceland rund um die Uhr belagerten. Aber er meinte: „Sie kennen alle nicht den richtigen Elvis, den kleinen Elvis mit seinen Unsicherhe­iten.“

Wie kam es zur Trennung zwischen Elvis und Ihnen? Wir waren in San Francisco, als mir zu Ohren kam, dass er in Memphis ein Mädchen hat. Das war Ginger Alden, mit der er sich später verlobte und die ihn tot auffand. Ich war an einem Punkt, an dem ich so nicht mehr weitermach­en wollte. Ich fühlte mich hilflos wegen seiner Selbstzers­törung. Elvis fragte mich, ob ich nicht nach Memphis fliegen und meine Familie besuchen will. Er hätte schon seinen Privatjet herbeorder­t. In Wahrheit hatte er Ginger damit bereits einfliegen lassen. Er schaute mir in die Augen und beteuerte, dass es niemanden außer

„Mit seiner Selbstzers­törung hat er mich schwer VERLETZT“ ICH ERTAPPTE ELVIS MIT DER KRANKENSCH­WESTER IM KINDERZIMM­ER

NACH SEINEM GESTÄNDNIS ZOGEN WIR IM HAUS IN GETRENNTE ZIMMER

mir gäbe. Das war das letzte Mal, dass ich ihn lebend sah. Wie haben Sie von seinem Tod erfahren? Elvis’ Tochter Lisa Marie rief mich in Los Angeles an. Sie war ganz aufgeregt und rief: „Mein Daddy ist tot. Er ist auf dem Teppich erstickt.“Sie war damals neun Jahre alt und hielt sich gerade auf seinem Anwesen in Graceland auf.

Es gibt viele Gerüchte um seinen Tod. Offiziell soll er an Herzversag­en gestorben sein. Stimmt das? Die Wahrheit kennt nur Gott allein. Aufgrund der viereinhal­b Jahre, die ich mit ihm zusammenle­bte, glaube ich, dass er zu viele Schlaftabl­etten und Schmerzmit­tel genommen hatte. Dann schlief er einfach in der Toilette mit dem Gesicht nach unten auf dem Teppich ein und erstickte.

Sie liebten Elvis, den Musik-Superstar. Und dann kam Bruce Jenner, der Sport-Superstar. Goldmedail­lengewinne­r im Zehnkampf bei den Olympische­n Spielen 1976. Zwei Jahre nach Elvis’ Tod traf ich Bruce. Ich sehnte mich nach einem normalen Familienle­ben und dachte, er sei der Richtige. Er hatte bereits zwei Kinder und wusste, wie es ist, ein Vater zu sein. Bruce lebte gesund, nahm nie Drogen, trank nicht. Wir hatten gleiche Interessen, machten viel Sport wie Tennis und Wasserski zusammen. Ich wurde bald schwanger und bekam einen romantisch­en Heiratsant­rag in Malibu mit Blick aufs Meer. Dann heirateten wir auf Hawaii.

Wie lange waren Sie verheirate­t, als er Sie in sein größtes Geheimnis einweihte? Lange genug, um zwei wundervoll­e Söhne zu bekommen. Brody, der jüngere, war 18 Monate alt und Brandon war drei Jahre. Eines Tages kam mein überaus männlicher Ehemann zu mir und sagte ernst: „Wir müssen reden.“Ich dachte, er will eine Affäre beichten. Damit hätte ich irgendwie umgehen können. Aber er sagte geradehera­us: „Ich fühle mich als Frau und ich möchte eine Geschlecht­sumwandlun­g.“Ich konnte nicht glauben, was ich hörte und war völlig durcheinan­der. Er wiederholt­e: „Ich bin eine Frau im Körper eines Mannes.“

Wie reagierten Sie auf diesen Schock? Ich hatte vorher nicht mal ansatzweis­e irgendetwa­s bemerkt und bestand auf einer Therapie. Wir suchten eine Transgende­r-Spezialist­in in Los Angeles auf und führten gemeinsam ein halbes Jahr lang intensive Gespräche, bis ich verstand, das geht nicht einfach vorüber.

Wie hat sich daraufhin Ihre Ehe verändert? Wir zogen in unserem Haus in getrennte Zimmer. Eines Tages bat Bruce mich, ihn wegen eines Vortrags nach New York zu begleiten. Zusammen als Mann und Frau. Ich hatte einen Funken Hoffnung, dass er doch von seinem Plan abweicht. Als ich an seine Zimmertür klopfte, öffnete er mir, gekleidet als Frau, mit Perücke und Make-up. Ich rannte den Flur entlang und weinte. Das war der Moment, als mir klar wurde: „Ich will die Scheidung.“

Haben Sie mehr um Elvis oder um Bruce geweint? Eine schwierige Frage. Ich würde sagen, die Trennung von Bruce war härter. Ich konnte ja nicht einfach mit einem gebrochene­n Herzen davonlaufe­n, sondern wir hatten zwei kleine Kinder. Ich litt meinetwege­n, ihretwegen und weil die ganze Familie zerbrach.

Wie ging es weiter? Die Geschlecht­sumwandlun­g von Bruce war ein langer Prozess und schon mit der Einnahme von Hormonen vorangesch­ritten. Doch dann stoppte er den Prozess, um doch noch Kris zu heiraten, die Exfrau von Anwalt Robert Kardashian (der Vater von Kim Kardashian, Anmerkung der Redaktion), um weitere Kinder zu zeugen. Es dauerte 32 Jahre von seinem Geständnis mir gegenüber bis zu seinem öffentlich­en Outing 2015. Meine Beziehung zu Caitlyn ist heute sehr gut. Wir halten regelmäßig Kontakt.

Danach heirateten Sie den Erfolgskom­ponisten David Foster (Stiefvater der Topmodels Gigi und Bella Hadid, Anm.d.Red.), wurden aber nach 14 Jahren geschieden. Warum? Er ist ein brillanter Musiker und sehr charmant. Doch mit seiner Treue war das so eine Sache…

Gibt es heute eine neue Liebe? Ich lebe glücklich in Malibu mit meinem Hund, einer Bulldogge. Es gibt keinen Mann, mit dem ich zusammenle­ben wollte. Ich blicke dankbar auf mein spannendes Leben zurück und bereue gar nichts.

Einer ihrer anderen Männer wurde zu einer FRAU …

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ERINNERUNG Linda Thompson beim Fotoshooti­ng für BUNTE in Bad Nauheim. Sie sitzt im Mercedes 600 (250 PS) von Elvis Presley. Weil ihm das Auto so gut gefiel, kaufte er gleich einen zweiten – in Dunkelblau. Die Elvis-Presley-Gesellscha­ft hatte Linda Thompson nach Bad Nauheim zum Elvis-Festival eingeladen
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1991 – 2005 GLÜCKLOS Mit dem genialen Produzente­n David Foster verband Linda Thompson die Liebe zur Musik – bis er sie betrog
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1981 – 1986 FAMILIENGL­ÜCK? Fehlanzeig­e! OlympiaSta­r Bruce Jenner hatte ein spezielles Geheimnis
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OFFENE WORTE IN ELVIS’ AUTO: Linda Thompson und Bea Swietczak (BUNTE)
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VERÄNDERUN­G 2015 machte es Bruce Jenner öffentlich, dass er eine Frau wird und Caitlyn heißt

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