Judith Williams & Alexander-Klaus Stecher:
Über Liebe, Business und Handyverbot
Eigentlich sollte dieses Gespräch ein Einzelinterview mit Judith Williams-Stecher, 48, anlässlich ihrer neuen Haircare-Produkte werden. Doch bereits in den ersten Minuten wird klar: Ihr Erfolg ist das Werk von zwei Menschen. Ihr Ehemann Alexander-Klaus Stecher, 51, ist nicht nur ihr Seelenverwandter und Manager, sondern auch ihr Geschäftspartner. Die beiden formen ihr Kosmetik-Imperium gemeinsam und beschäftigen mittlerweile 170 Mitarbeiter.
Dürfen Ihre Kinder Instagram benutzen? Judith Williams: Nein, die besitzen nicht mal ein Handy. Wir haben die Abmachung: Bis zum 15. Geburtstag gibt es keins.
Die Diskussionen bei Ihnen zu Hause möchte ich mir lieber nicht vorstellen. Alexander-Klaus Stecher: Bei uns gibt es darüber keinen Ärger. Unsere 13-jährige Tochter Sophia besaß mal ein Handy und gab es freiwillig zurück.
Was waren die Gründe für den Handyverzicht? Alexander: Sie hat gemerkt, dass ihr die WhatsApp-Gruppen nicht guttun. Wir haben dann lange darüber gesprochen und sie war richtig erleichtert, sich nicht mehr diesem Zwang des Immer-dabei-Seins aussetzen zu müssen.
Ihre Tochter ist vermutlich ein Einzelfall. Judith: Ja, jeder in ihrer Klasse hat ein Handy außer ihr.
Und wie kommunizieren Ihre Töchter mit ihren Freun‑ dinnen? Judith: Über mein Handy. Die Freunde schreiben alle mir. Ich bin teilweise auch in den WhatsApp-Gruppen drin. Und ab und an wirklich schockiert, wenn teilweise 10-jährige Kinder um 23 Uhr noch „Hey“schreiben. Das ist am Ziel vorbei.
Wie viel Zeit verbringen Sie selbst mit den sozialen Medien? Judith: Nicht mehr als 30 Minuten. Alles andere wäre auch hinderlich.
Was ist Ihr größter Erfolg? Judith: Meine Familie. Für berufliche Erfolge kannst du arbeiten,
aber wenn du nach Hause kommst, bist du allein. Dieses Gefühl von Einsamkeit kenne ich aus meiner Gesangskarriere. Damals dachte ich, dass ich niemals unter die Haube käme.
Wie kamen Sie denn auf den Gedanken? Judith: Ich war immer ein wenig verrückter, wilder als die anderen. Ich habe immer die Freiheit gesucht und wollte etwas bewegen. Das war in vielen Beziehungen hinderlich, bis ich meinen Mann traf. Er verkörpert wirklich die moderne Form des Mannes. Inwiefern sind Sie ein moderner Mann, Herr Stecher?
Alexander: Ich helfe auch im Haushalt, kümmere mich genau wie Judith um die Kinder, muss auch mal in der Früh ran, das Frühstück machen. Ich mache Judiths Management, habe dafür meine eigene Karriere zurückgefahren, weil es so viel geworden ist. Beides ist nicht möglich. Und das ist die moderne Form: auch mal die Frau vorschicken, sich selbst zurücknehmen.
Wie reagieren Ihre Geschlechtsgenossen darauf? Alexander: Manche Männer schauen einen schon an und denken: „Oh Gott, bist du eine Lusche.“
Hat das schon mal jemand zu Ihnen gesagt? Alexander: Nicht direkt, aber die Medien schreiben das doch andauernd. Ohne zu wissen, was ich eigentlich alles mache. Judith: Wir sind ein Familienunternehmen. Wir treffen alle Entscheidungen gemeinsam. Ich bin sichtbarer nach außen, aber hinter den Kulissen ist es unser gemeinsames Werk. Und das finde ich sehr modern.
Wie schaffen Sie den Spagat zwischen dem Pri‑ vaten und Beruflichen? Sagen Sie dann „Jetzt hör aber mal auf, über das neue Shampoo zu sprechen“? Alexander: Wir haben immer Themen. Ich liebe es sogar, wenn wir über Berufliches sprechen. Wir sind süchtig danach, miteinander im Austausch zu sein. Manchmal diskutieren wir bis drei Uhr nachts im Bett über die neueste Kosmetiklinie.
Haben Sie manchmal das Gefühl, nicht genügend Zeit für Ihre Kinder zu haben? Alexander: Ich habe nie ein schlechtes Gewissen. Wir verbringen alle so viel Zeit zusammen, aber Judith hat das manchmal. Judith: Ja, habe ich. Das ist ein Frauen-Thema. Wir haben immer das Gefühl: Es war nicht genug, ich hätte es besser machen können. Anstatt anzuerkennen, was wir täglich leisten. Familien brauchen ein Netzwerk. Dazu gehören die Schwiegereltern, die eigenen Eltern. Wir gründen gerade einen FirmenKindergarten.
MEINE FAMILIE IST MEIN GRÖSSTER ERFOLG ERST ZUM 15. GEBURTSTAG BEKOMMEN MEINE TÖCHTER EIN HANDY