Anna Schäfer & Jochen Kilian:
So turbulent begann die Liebe
Musik spielt im Leben des Künstler-Ehepaars Anna Schäfer, 46, und Jochen Kilian, 52, eine große Rolle. Der Dirigent und Pianist und die Schauspielerin verliebten sich am Theater, gehen 2020 mit einem gemeinsamen Liederabend auf Tournee (Anna & der Swing Klub) und sind heute glücklicher als noch vor drei Jahren…
Ihre Liebe begann mit einem Knall, würde ich sagen. Jochen: Ja, allerdings. Ich war damals musikalischer Leiter am Theater Krefeld und wir suchten eine weibliche Hauptrolle für das Musical „Anything Goes“. Anna kam zum Vorsingen, danach packte sie ihren Krempel und verschwand Richtung Bahnhof. Auf einmal dachte ich: Diese Frau ist gerade hier raus und, wenn sie nicht engagiert wird, sehe ich sie nie wieder. Das geht nicht. Also bin ich zum Bahnhof gerannt und habe dort nach ihr gesucht, aber sie war verschwunden. Anna: Ich habe den Job bekommen, wusste aber nichts von Jochens Aktion und kam eher missmutig nach Krefeld, weil ich eigentlich in Berlin bleiben wollte.
Sie dagegen wussten bereits, dass Anna die Frau Ihres Lebens ist?
Jochen: Ich hatte keine Ahnung, dass Anna meine Traumfrau ist. Meine Reaktion war reine Intuition und es wurde richtig kompliziert, als Anna in Krefeld war, denn sie hatte in den Sommerferien geheiratet! Da war ich erst einmal auf null runtergekühlt. Zudem lebte ich mit meiner damaligen Freundin zusammen. Das Thema war also erledigt – dachte ich. Zu Anfang der Proben habe ich jeden Tag ein Stoßgebet gen Himmel geschickt, dass dieser Kelch an mir vorübergeht, weil wir beide vergeben waren. Hat nicht geklappt… Anna: Es bestand eine sehr große Anziehungskraft zwischen uns. Trotzdem haben wir versucht, uns als Freunde und Künstler zu finden. Aber irgendwann war es unausweichlich, dass da mehr war, und dann ging es schnell. Ein paar Monate später saß ich schwanger beim Scheidungsanwalt.
Wie nahmen das Ihre Noch-Partner auf? Jochen: Ich habe meiner Freundin relativ schnell die Wahrheit gesagt und ihr versprochen, ihr beim Umzug in ihre neue Wohnung zu helfen und den Holzboden dort abzuschleifen. Ich hatte aber in der Hektik des Umzugs die Schleifmaschine vergessen und musste die 35 Quadratmeter einen ganzen Tag lang mit der Hand abschleifen. Am Ende dieses ewig langen Tages wollte ich nur noch nach Hause, meine Ruhe haben und ein kaltes Bier trinken. Bloß keine Gespräche mehr! Anna: Da saß er dann also zu Hause, machte sein Bier auf und wollte niemanden mehr sehen, aber ich hatte an diesem Tag erfahren, dass ich schwanger war. Ich hatte also Redebedarf. Jochen: Inzwischen sind wir verheiratet, haben zwei tolle Kinder und leben glücklich in Hamburg. Unser Sohn ist elf, unsere Tochter 15 Jahre alt. Aber auch wir hatten unsere Höhen und Tiefen. Vor vier Jahren haben wir uns sogar getrennt. Ich war gerade frisch Chef im Theater des Westens in Berlin, als mich Anna eines Abends anrief und sagte: „Ich nehme die Kinder und gehe nach Hamburg.“Pause. „Morgen.“Das war ein Schock.
Anna: Ich fühlte mich in einer Sackgasse. Mein Mann machte Karriere und ich saß mit den Kindern am Land ohne berufliche Perspektive. Ich bin dann am nächsten Tag zu Jochen gefahren.
Jochen: Nach Mainz. Zur Live-Aufzeichnung beim 3sat-Festival mit Thomas Quasthoff und Michael Frowin. Nicht gerade der beste Zeitpunkt für ein eheliches Krisengespräch.
Anna: Ich konnte nicht anders, war wie in einem Tunnel. Ich fühlte mich beruflich total isoliert und dadurch frustriert. Wir haben dann unsere Eheringe auf den Tisch gelegt…
Jochen: …mit einem Whisky angestoßen und uns gegenseitig freigegeben. Danach waren wir sechs Monate getrennt und haben in der Zeit viel miteinander geredet. Ich bin sogar aus dem Ehebett ausgezogen. Anna: Plötzlich konnte man den anderen wieder aus der Distanz sehen, ihn neu wahrnehmen. In dem Moment, in dem mich Jochen losgelassen hatte, ging in meinem Herzen wieder eine Tür auf – und irgendwann habe ich Jochen dann in seinem neuen Schlafzimmer besucht. Jochen: Diese sechs Monate waren echt hart für mich, denn ich habe nie aufgehört, Anna zu lieben. Einige Vertraute rieten mir damals, einen Cut zu machen. Da dachte ich: Ihr habt doch alle keine Ahnung! Warum soll ich diese Frau und unsere Familie aufgeben? Nein! Ich will das nicht. Ich kämpfe um Anna! Wir sind doch noch gar nicht fertig, unser gemeinsames Leben fängt erst an. Anna: Wir brauchten eine Neudefinition unserer Ehe.
Haben Sie das dann ganz allein geschafft? Jochen: Nein, wir haben eine Ehe-Therapie gemacht und ich habe viel über mich selbst lernen müssen. Ich war ja oft Annas Chef und dadurch war unsere Ehe in Schieflage geraten. Ich musste lernen, was es wirklich bedeutet, mit seiner Partnerin auf Augenhöhe zu leben. Anna: Natürlich ist der Begriff „mein Mann“ein Statement zu seinem Partner, aber oftmals manifestiert sich damit nur noch der Besitzanspruch. Nach unserem Crash haben wir beide dazu ein anderes Bewusstsein entwickelt.
UNSERE TRENNUNG WAR ECHT HART. ICH HABE NIE AUFGEHÖRT, ANNA ZU LIEBEN