Food-News für Genießer
LUNCH IN DER LOUNGE Wie sich Einkaufscenter jetzt in coole Snacking-Tempel verwandeln
Am Anfang war das Streetfood: vegane Burritos, Gemüse-Bowls oder Asianudeln, möglichst unkompliziert aus einem FoodTruck verkauft. Das geht besser und bequemer, dachte sich Boris Hedde, Geschäftsführer des Instituts für Handelsforschung (IFH) Köln, das sich unter anderem zur Aufgabe gemacht hat, deutsche
Innenstädte wieder attraktiver für Kunden zu machen. So kam man schnell auf die Idee, Genuss und Schlemmen noch stärker als bisher mit dem Einkaufen zu verbinden und sogenannte Food-Courts einzurichten, in denen man gut essen und entspannt sitzen kann. Boris Hedde: „Der Handel schaut heute, wo Menschen hingehen, und versucht, ihnen zu folgen.“
Vorbilder für dieses Modell gibt es in Europa bereits: Die umgebaute Markthalle in Lissabon ebenso wie ihr Pendant im niederländischen Rotterdam, ein architektonisches Highlight. Hier kann man shoppen, snacken, sich noch eine Ausstellung anschauen oder auch ins Kino gehen. „So ein Einkaufserlebnis wollen die Leute heute“,
weiß Hedde, dessen Institut regelmäßig Studien zum Thema „Vitale Innenstädte“veröffentlicht. Dabei kam unter anderem heraus, dass fast jeder Dritte im Einkaufscenter gut essen möchte. Betonung auf „gut“, also gesund, leicht, gern vegan.
Der nächste Punkt ist das, was in Fachkreisen „Emotionalisierung von Standorten“
genannt wird. Beispiel Köln: Hier kann man nach dem Einkaufen noch eine Citytour buchen und sich die Szeneviertel der Stadt anschauen. Wer in Augsburg unterwegs ist, kann seit Neuestem vor dem Lunch seine Einkaufstüten abgeben und sie umweltfreundlich mit dem Fahrradkurier nach Hause bringen lassen.
Beim Essensangebot stecken deutsche Center noch in den Anfängen. Aber die sind durchaus verheißungsvoll, zum Beispiel in Singen, wo im Herbst 2020 ein Gigant mit 85 Shops und vielen Feinkostangeboten geplant ist. Boris Hedde: „Die Herausforderung ist, für jede Stadt ein geeignetes Konzept zu finden. Eines für alle gibt es nicht.“