Food-News:
Welches Glas passt zu welchem Wein?
Ablauf beim Glas-Tasting 1. WASSER WECKT DEN GAUMEN
Maximilian J. Riedel beginnt ein Glas-Tasting gerne mit gut gekühltem, stillem Tafelwasser aus der Glasflasche. Denn wo das kühle Nass im Mundraum auf Gaumen und Zunge auftrifft, hängt vor allem von Form und Durchmesser des Kelchrandes ab. Der Tester macht sich so zunächst ohne die Aromen und den Alkohol eines Weines nur mit dem Fließverhalten des Glases bekannt.
2. WEIN MUSS ATMEN
Der Riedel-Chef dekantiert Rot- wie auch Weißweine. So steigt der Sauerstoffgehalt des Weines, Säure und Gerbstoffe (Tannine) werden milder und die Aromen der Rebsorte, des Gärvorgangs und der Reife in Tank oder Fass entfalten sich – der Wein beginnt zu atmen. Zu Riedels Leidenschaften gehört das Design von ausgefallenen Dekantern, dafür erhielt er schon internationale Preise.
3. MIT KÖPFCHEN TRINKEN
Der Mundrand eines Glases beeinflusst die Kopfhaltung beim Trinken. Bei einem Riesling-Glas von Riedel geht der Kopf weit zurück, so geht die Zunge automatisch nach vorn. Der Wein trifft auf die Zungenspitze, die für unsere Süß-Empfindung zuständig ist: Damit wird die typische Fruchtsäure eines Rieslings besser balanciert. Stephan Luca probiert den Weißwein aus dem Pinot-noir-Glas.
4. DIE NASE MACHT’S
Weingeschmack entsteht im Mund – aber die Riechzellen der Nase schicken ihn ans Gehirn. Weil Wein wegen des unterschiedlichen Sauerstoffgehalts unten im Glas anders schmeckt als oben, kippt Riedel das Glas, schwenkt den Wein, atmet Aromen ein und wieder aus. Nimmt einen Schluck und zerkaut den Wein. Trick: ein Nasenloch zuhalten – die Aromen werden konzentriert.
5. EIN ZUNGENKUSS UND ANDERE NOTIZEN
Mit vier Gläsern der „Performance“-Serie haben Laura Osswald und Stephan Luca verkostet – sie probierten die jeweils passenden Weine aus den Gläsern für Chardonnay, Riesling, Pinot noir und Cabernet. Dann kamen die Gegenproben – hier einige ihrer Erkenntnisse: Der Grüne Veltliner aus dem Chardonnay-Glas brannte in den Augen und schmeckte nach Holz und Kokosnuss, „flach und langweilig“kam der Chardonnay aus dem Riesling-Glas. „Wie ein ,Mon Chéri‘“stieg Laura ein Pinot noir in die Nase, der sich im richtigen Glas als seidiger „Zungenkuss“aus Zimt und Kirsche erwies. Doch die größte Überraschung erfuhren die beiden Tester beim Pinot noir aus dem Cabernet-Glas: „Ungenießbar und bitter! Kaum zu glauben, dass es derselbe Rotwein ist“, staunten sie. Fazit von Maximilian J. Riedel: „Das Einzige, was unsere Gläser machen: Wie ein Förderband transportieren sie den Wein an die richtigen Zonen im Mund.“