Alle ziehen an einem Strang
Es begann mit dem empörten Aufschrei von Staatsministerin Dorothee Bär und mündete in einer Empörungswelle, die Hoffnung macht. Als das Magazin „Tichys Einblick“vergangene Woche mit einem üblen, sexistischen Kommentar über die Berliner SPD-Politikerin Sawsan Chebli, 42, herzog, war die gleichaltrige CSU-Kollegin die erste, die reagierte. „Unerträglich“und „frauenverachtend“nannte sie die Beleidigung, die weit unter dem Niveau eines ranzigen Altherrenwitzes lag. Damit kritisierte Bär den Publizisten Roland Tichy, der den Text gegen Chebli veröffentlicht hatte und auch die Ludwig-Erhard-Stiftung leitet. „Ich bin Dorothee Bär sehr dankbar“, sagt Chebli zu BUNTE. Frauen müssten „an einem Strang ziehen“. Unterstützung ist nicht unbedingt selbstverständlich – weil sich Frauen leider selten gemeinsam gegen unerträgliche Männersprüche wehren. Und weil weibliche Solidarität noch seltener Parteigrenzen überwindet. In diesem Fall aber lief alles, wie es sein sollte in einer gleichberechtigten, respektvollen Welt: Männliche Politiker schlossen sich dem weiblichen Protest an. Jens Spahn und Carsten Linnemann kündigten ebenfalls ihre Mitgliedschaft in der Erhard-Stiftung oder lassen sie ruhen. Und Tichy gibt seinen Vorsitz auf.
Es braucht eben immer nur eine Frau (oder Mann), die Anstand und ein bisschen Mut beweist und die Stimme erhebt.