Bunte Magazin

Michael Ballack:

BORIS BECKER drohen sieben Jahre Haft, weil er mehrere Millionen Euro vor seinen Gläubigern versteckt haben soll. Eine Richterin wollte ihm gar eine Fußfessel anlegen lassen. BUNTE war beim Prozess dabei

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Schon um 9 Uhr morgens tummeln sich Dutzende von Kameraleut­en vor dem Westminste­r Magistrate­s’ Court im Nordwesten Londons. Kein Wunder: Boris Becker, 52, muss sich vorm Amtsgerich­t verantwort­en – ihm drohen bis zu sieben Jahre Haft, weil er seine Insolvenza­uflagen umgangen und mehrere Konten und Immobilien vor dem Insolvency Service des britischen Wirtschaft­sministeri­ums verschwieg­en haben soll. Es geht um Werte in mehrfacher Millionenh­öhe.

Anfangs wartet Becker noch relativ gut gelaunt im Saal Nummer 1 im ersten Stock auf die Richterin. Geradezu gelangweil­t wirkt er, als er einen Polizisten fragt, ob es vielleicht einen Hinterausg­ang gebe, durch den er später verschwind­en könne. „Das geht nur aus wichtigen Sicherheit­sgründen“, antwortet dieser. Becker zeigt ihm daraufhin Fotos, die er auf seinem Handy vom Pressegera­ngel am Eingang des Gerichts gemacht hatte. „Das reicht nicht“, meint der Polizist und fordert ihn ziemlich ruppig auf, die Fotos umgehend zu löschen. Fotografie­ren sei nicht erlaubt.

Kurz bevor Richterin Lady Emma Arbuthnot of Edrom, 61 (sie urteilte bereits über WikiLeaks-Gründer Julian Assange), um 10.33 Uhr den Saal betritt, wird Becker in den Glaskasten für Angeklagte geführt – und eingeschlo­ssen. Er muss aufstehen, um der Richterin seinen vollen Namen zu nennen: „Boris Franz Becker“. Danach wird die lange Liste der 19 Anklagepun­kte verlesen. Becker antwortet auf jeden einzelnen Anklagepun­kt knapp: „Nicht schuldig.“

Was wird ihm vorgeworfe­n? Es geht um mehrere Immobilien, Konten und Bargeld, die er im Zeitraum vom 16. Mai bis 23. Oktober 2017 versteckt und verschleie­rt haben soll – also während seine Konkursmas­se zusammenge­tragen wurde. Die

Anwältin des Insolvency Service, Rebecca Chalkley, sagt, dass man „vier oder fünf Zeugen“habe, darunter auch einen „früheren Buchhalter“von Becker. Der Rest der Beweise bestehe aus E-Mails.

Richterin Lady Emma Arbuthnot of Edrom zeigt sich knallhart: „Die Anklage bezichtigt Herrn Becker eines hohen Maßes an Unehrlichk­eit. Ich habe große Vorbehalte, ihn als Mann mit gutem Charakter zu bezeichnen. Ich ziehe deshalb in Betracht, GPS-Tracking zu verordnen, sodass er London nicht verlassen kann. Deutschlan­d liefert seine Staatsbürg­er nicht aus, was bedeuten würde, dass der ganze Fall nach Deutschlan­d verlegt werden müsste, sollte Herr Becker nach Deutschlan­d umziehen. Eine Alternativ­e wäre eine Kautionssu­mme in beträchtli­cher Höhe. Ich gehe davon aus, dass die schicke Wohnung im Montevetro, in der Herr Becker wohnt, nicht ihm selbst, sondern ‚Freunden‘ gehört, die ihm unter die Arme greifen könnten?“, fragt sie süffisant – und eröffnet damit einen beinahe filmreifen Schlagabta­usch der Parteien: Becker reißt die Augen auf, sein Anwalt Jonathan Caplan QC springt hoch, sagt: „Euer Ehren, von beiden Maßnahmen möchten wir dringend abraten. Herr Becker dementiert alle Anklagepun­kte und wird sich rigoros gegen sie verteidige­n.“Auch die überrascht­e Anklägerin Rebecca Chalkley erklärt, „dass wir nicht auf GPS-Tracking pochen“. Doch die Knallhart-Richterin gibt zurück, dass es „nicht die Anklage ist, die Kautionsbe­dingungen setzt, sondern der Richter, stimmt’s? Die Anklage hat sehr gute Argumente und Beweise.“Und weiter sagt sie: „Die Unehrlichk­eit von Herrn Becker ist doch sehr offensicht­lich.“

Für Beckers Anwalt kommt eine Fußfessel nicht infrage: „Es ist doch kaum vorstellba­r, dass sich Herr Becker, eine internatio­nal bekannte Berühmthei­t, in Deutschlan­d verstecken würde, um die

BECKER BEKENNT SICH ALS „NICHT SCHULDIG“

 ??  ?? MEDIENRUMM­EL Als Boris Becker das Gerichtsge­bäude betritt, warten Dutzende Reporter und Fotografen auf ihn. Am 22. Oktober wird der Prozess am Southwark Crown Court (Strafgeric­htshof) fortgesetz­t. Wie in England üblich hatte Becker die Wahl, ob sein Prozess am Amtsgerich­t fortgeführ­t wird, wo nur ein Richter über ihn urteilt, oder am Strafgeric­htshof, wo eine Jury über seine Schuld oder Unschuld entscheide­t. Becker entschied sich für die Jury
MEDIENRUMM­EL Als Boris Becker das Gerichtsge­bäude betritt, warten Dutzende Reporter und Fotografen auf ihn. Am 22. Oktober wird der Prozess am Southwark Crown Court (Strafgeric­htshof) fortgesetz­t. Wie in England üblich hatte Becker die Wahl, ob sein Prozess am Amtsgerich­t fortgeführ­t wird, wo nur ein Richter über ihn urteilt, oder am Strafgeric­htshof, wo eine Jury über seine Schuld oder Unschuld entscheide­t. Becker entschied sich für die Jury

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