Oliver Masucci:
OLIVER MASUCCI Die Familie des Schauspiel-Stars lebt weit verstreut. Im BUNTE Interview verrät er, wie er sie zusammenhält
„Ich würde gern mit all meinen Frauen unter einem Dach zusammenleben“
Ein Film machte ihn zum Star : Oliver Masucci, 51, spielte 2015 einen Wiedergänger von Adolf Hitler in der Satire „Er ist wieder da“. Seitdem sahen wir den gefeierten Theater-Mimen im „Tatort“, im Kino in „Werk ohne Autor“und „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“, in den Serien „Dark“(Netflix) und „4 Blocks“(TNT Serie). Und nun als Regisseur Rainer Werner Fassbinder (1945–1982) in „Enfant Terrible“(Regie: Oskar Roehler). Die Zeit zwischen den Dreharbeiten widmete Masucci seinen Kindern Milla, 16, Vito, 13, und Pina, 11.
Rainer Werner Fassbinder regierte seine Künstlerfamilie durch Zuneigung und Liebesentzug. Machen Sie’s mit Ihrer Familie auch so? Nein. Für Fassbinder hatte Liebe zu tun mit Macht, Gewalt und Geld. Er hat Abhängigkeiten geschaffen und dann hat er die Abhängigen dafür verachtet. Das ist eine perverse Art, mit Menschen umzugehen. Ich selbst kann meine Kinder nur bedingungslos lieben, auch die Mütter.
War das immer so? Das dauert eine Weile, da muss man viel runterschlucken. Ich habe mich geärgert und aufgeregt über viele Sachen, wo ich schier ins Holz gebissen habe oder durchs Fenster springen wollte. Aber am Ende ist alles wieder weg. Ich glaube, das Leben funktioniert nur mit Liebe. Du musst auf die Leute zugehen.
Zwei Ihrer Kinder leben in Hamburg, eines auf Mallorca, Sie verbringen viel Zeit in Köln. Wie funktioniert das? Ich muss halt reisen, ich bin ein künstlerischer Nomade. Ein Großteil meines Geldes geht für Reisen drauf. Es ist ein Glück, eine so große Familie zu haben, auch wenn sie weit verstreut ist. Ich versuche immer, die Kinder zusammenzubringen. Mein Traum ist jetzt, ein Haus zu bauen, in dem sie alle wohnen können. Einen Ort, den der Papa geschaffen hat.
Drei Kinder, drei Frauen und Sie unter einem Dach? Die können alle kommen, wir verstehen uns alle! Für Familie brauchst du den langen Atem eines Marathonläufers. Dass die drei Frauen miteinander können, liegt ja nicht nur an mir, sondern noch viel mehr an den Frauen.
Haben Sie für die Familie Ihre Karriere hinten angestellt? Aufgefallen sind Sie uns in „Er ist wieder da“. Da waren Sie 46. Ich wollte eigentlich zum Film, habe den Umweg übers Theater genommen und bin da hängen geblieben. Ich war in Basel, Hamburg, München, Hannover, Bochum, Zürich und zuletzt
„ICH GLAUBE, DAS LEBEN FUNKTIONIERT NUR MIT LIEBE“
sechs Jahre am Burgtheater in Wien. Ich bin froh darüber, ich habe so viel gelernt durch das Theater. Ich konnte mit Anfang 20 gar nicht, was ich heute kann.
Was haben Sie am Theater gelernt? Du erreichst in der Kunst nichts, wenn es nicht wehtut. Du kannst den Menschen nicht vom Wehtun erzählen und das nicht selbst erleben. Fassbinder hat seine Leute geschunden, sich selbst dabei aber auch nicht geschont. Er hat sich auf dem Altar der Kunst geopfert. Du musst die Leute reingucken lassen,
wer du bist. Nur dann nimmst du die Leute mit.
Wenn wir Sie als Rainer Werner Fassbinder sehen, was sehen wir da von Ihnen? Sehr viel. Du siehst meine Empathie dem Fassbinder gegenüber, die ich anfangs nicht hatte. Viele der Emotionen sind meine. Du siehst die Überforderung der anderen durch Fassbinder. Ich habe früher auch viele Menschen überfordert, weil ich so viel wollte. Der Fassbinder ist ein Konglomerat aus allen Despoten, die ich kennengelernt habe.
Verstehen Ihre Eltern, warum Sie so großen Erfolg haben? Meine Mutter findet’s toll, mein Vater versteht es nicht immer. Fassbinders „Katzelmacher“(Film von 1969, der sich um einen griechischen Gastarbeiter dreht, d. Red.) war meiner Mutter, die einen Italiener geheiratet hat, wichtig. Da sind sie beide reingegangen und haben geheult, sie haben sich da wiedergesehen.
Welche Rolle spielt es für Sie, dass Ihr Vater Italiener ist? Ich bin eigentlich Italiener und brauche einen großen Tisch und da müssen Töpfe drauf. Ich koche gerne, weil ich’s gelernt habe, und immer zu viel. Das Tollste, was mir meine Eltern mitgegeben haben: Ich empfinde keinen Neid. Wenn jemand etwas erreicht, finde ich das super. Wenn jemand Millionär ist, finde ich das super. Ich möchte auch gern Millionär sein, die Leute denken eh, ich sei’s längst.
Sind Sie ehrgeizig? Ich gebe mich locker, bin aber ehrgeizig. Ich möchte Dinge erreichen. Das Schönste ist, wenn man belohnt wird.
Wie ist Ihre Definition von Liebe? Es gibt ein kleines Gedicht von Muhammad Ali, das heißt: We, Me. Du musst die anderen lieben, du musst sie alle lieben. Im Kleinen wie im Großen. Ich mag nicht, dass wir in unserer Gesellschaft die Leute ausgrenzen. Der Mensch will nicht ausgegrenzt werden. Und wenn es noch so hässlich ist, du musst sie reinholen.
Sie sind zusammen mit einer Journalistin. Ist es richtig, dass Sie sich bei einem Interview kennenlernten? Ja, das war vor fünf Jahren. Seit zwei Jahren sind wir zusammen und es ist schön, es ist gut. Ich liebe intelligente Frauen. Eine kluge Frau, die selber weiß, wer sie ist, die nicht von mir abhängig ist und mich nicht bewundert bis zum Gehtnichtmehr, das ist das Allerschönste.
Ist Ihre Großfamilie vollständig oder ist da noch Platz? Ich habe noch nie zu einem Kind, das kommt, nein gesagt. Ich bin für jedes Kind zu haben.
„ICH LIEBE INTELLIGENTE FRAUEN, DIE NICHT VON MIR ABHÄNGIG SIND“