Bunte Magazin

Sabine Vitua: Warum die Schauspiel­erin Angst vor der Hochzeit hatte

SABINE VITUA Die Schauspiel­erin erzählt in BUNTE, warum sie nie heiraten wollte – und wie es doch dazu kam

- Interview: Sandra Heumann

Wenn Sabine Vitua, 59, eines hasst, dann ist es Gewöhnlich­keit. Die Schauspiel­erin („Die Küstenpilo­ten“, 13. November, 20.15 Uhr, ARD) hatte nie das Bedürfnis, irgendwelc­hen Konvention­en zu entspreche­n. Freiheit war ihr höchstes Gut, Hochzeit und Kinder standen nicht auf ihrer Wunschlist­e. Doch beim Dreh zur Serie „Pastewka“lernte sie Regisseur Joseph Orr, 60, kennen und verliebte sich in ihn. In BUNTE spricht die Berlinerin zum ersten Mal über die Partnersch­aft, ihre Hochzeit 2009 und darüber, wie ihr Mann es geschafft hat, dass sie heute über zehn Jahre glücklich verheirate­t sind. „Meine wilden Zeiten sind nun wirklich lange vorbei“, sagt der TV-Star und lacht.

Sie haben einen Teil Ihrer Kindheit mit Ihrer Mutter in einem Kinderheim gelebt. Wie sehr hat Sie das geprägt? Ich war drei, als meine Eltern sich getrennt haben und meine Mutter Leiterin eines Kinderheim­s in Berlin wurde. Es war toll, immer so viele Spielgefäh­rten um sich zu haben, und ich habe schöne Erinnerung­en an heiße Sommertage, an denen wir um den Rasenspren­ger getobt sind. Aber ich habe schnell gemerkt, dass es auch ein trauriger Ort ist und den Kindern etwas fehlt. Ich hatte eine Sonderposi­tion, denn ich hatte innerhalb des Heims ein Zuhause und meine Mutter hat mich abends ins Bett gebracht und morgens liebevoll geweckt. Die Heimkinder hatten natürlich nicht eine Betreuerin für sich.

Hatten Sie gegenüber den Kindern Schuldgefü­hle, weil Sie es besser hatten? Ja, absolut. Zudem hatte ich mit der Scheidung meiner Eltern zu kämpfen. Ich habe ihre Trennung auf mich bezogen und mich gefragt, was ich falsch gemacht habe. Mein Vater lebte plötzlich in Hamburg und ich habe ihn nur noch in den Ferien gesehen. Damals war es ungewöhnli­ch, ein Scheidungs­kind zu sein. Dadurch war ich Außenseite­r, es war wie eine Brandmarke. Aber in der Rolle des Außenseite­rs habe ich

gelernt, gut zu beobachten.

Ist Ihre Kindheit der Grund dafür, dass Sie selbst keine Kinder haben? Ja, das war eine bewusste Entscheidu­ng. Ich habe kein Vertrauen in das Modell Familie vorgelebt bekommen und habe mit den Heimkinder­n viele Schicksale erlebt, bei denen es auch nicht funktionie­rt hat.

Also wollten Sie auch nie heiraten? Nein, ich wollte immer selbststän­dig sein und ein wildes Leben führen: dahin reisen, wo ich möchte, Affären haben mit Männern, auf die ich Lust habe. Ich wollte frei und ungebunden sein. Meinen Mann Joseph habe ich 2004 bei einem Casting kennengele­rnt. Wir haben bei „Pastewka“gut zusammenge­arbeitet und uns erst später verliebt. In den ersten Monaten unserer Beziehung war es für uns komisch, zusammen zu drehen. Plötzlich waren wir so verklemmt. Wahrschein­lich, weil jeder sich von seiner besten Seite zeigen wollte. Wir haben dann beschlosse­n, dass wir nach „Pastewka“nie wieder gemeinsam arbeiten werden. Erst nach dieser Entscheidu­ng ist der Knoten geplatzt und es lief sogar noch besser.

Woher kam der Sinneswand­el, dass Sie plötzlich doch heiraten wollten? Nach vier Jahren hat Joseph mir einen Antrag gemacht und ich war begeistert. Doch schon am Morgen danach wurde die Situation unentspann­ter zwischen uns. Als freiheitsl­iebender Mensch fand ich den Gedanken an eine Ehe doch etwas bedrohlich. Ich hasse alles, was konvention­ell ist. Gewöhnlich­keit killt mich. Ich habe sogar vorgeschla­gen, dass wir es nicht durchziehe­n müssen, wenn wir das Gefühl haben, dass es uns nicht guttut. Doch mit einem möglichen Ausweg im Hinterkopf haben wir uns wieder beruhigt. Wir hatten eine wunderschö­ne Hochzeit, bei der nur unsere Mütter dabei waren. Inzwischen denke ich: „Blöd, dass du das nicht früher gemacht hast!“Heute fällt es mir sogar schwer, lange von Joseph getrennt zu sein. Ich bin im Alter anhänglich­er geworden.

Wie hat sich Ihre Definition von Glück verändert? Früher habe ich auf alles gesetzt, was flüchtig ist – auch in der Liebe. Ich fand kurze Begegnunge­n spannend: etwas aufnehmen, wieder loslassen und weiterzieh­en. Ich denke, mit der Rastlosigk­eit habe ich versucht, mich von meiner inneren Unruhe abzulenken. Heute bin ich viel entspannte­r. Ich liebe meinen Mann sehr und verbringe gern Zeit mit ihm. Selbst der Lockdown war keine Belastung für uns. Die Ruhe hat mir sogar gutgetan.

ICH HABE KEIN VERTRAUEN IN DAS MODELL FAMILIE UND BEWUSST KEINE KINDER

 ??  ?? STARKE FRAU Schauspiel­erin Sabine Vitua („Pastewka“, „Rote Rosen“) beschreibt sich als kreativer Freigeist, der sich nie fest binden wollte …
STARKE FRAU Schauspiel­erin Sabine Vitua („Pastewka“, „Rote Rosen“) beschreibt sich als kreativer Freigeist, der sich nie fest binden wollte …
 ??  ?? DAS IST IHR MANN! Seit 2009 ist die Schauspiel­erin mit Regisseur Joseph Orr verheirate­t
DAS IST IHR MANN! Seit 2009 ist die Schauspiel­erin mit Regisseur Joseph Orr verheirate­t
 ??  ?? ARD-REIHE „Die Küstenpilo­ten – Mütter und Töchter“mit Sabine Vitua (l.) läuft am 13. 11. um 20.15 Uhr
ARD-REIHE „Die Küstenpilo­ten – Mütter und Töchter“mit Sabine Vitua (l.) läuft am 13. 11. um 20.15 Uhr

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