Bunte Magazin

Dominique Voland: Wie ihr Ex-Partner Dieter Wedel sie jahrelang erniedrigt hat

DOMINIQUE VOLAND war zwölf Jahre die Lebensgefä­hrtin des berühmten Regisseurs. Nun streiten sie vor Gericht. BUNTEGespr­äch mit einer mutigen Frau

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DIETER IST EIN NARZISST. EIN NEIN VON MIR HAT ER NIE AKZEPTIERT

Als Dominique Voland, 43, es nach zwölf Jahren Beziehung endlich schafft, sich von ihrem Lebensgefä­hrten Dieter Wedel, 81, zu trennen, geht es ihr, trotz aller seelischen Qualen, vor allem um das Wohl ihres Sohnes. Benjamin Voland ist erst neun Jahre alt, als er seinen ersten Nervenzusa­mmenbruch erleidet. Der Junge war damals zu Besuch bei seinen Großeltern in Berlin, seine Eltern arbeiteten in Worms bei den Nibelungen­Festspiele­n – seine Mutter als Schauspiel­erin, sein Vater als Intendant.

„Meine Mutter rief mich an und meinte, ich solle nicht erschrecke­n, Benny habe einen Nervenzusa­mmenbruch gehabt, der Notarzt sei da gewesen“, erzählt Dominique Voland BUNTE. „Benny hatte Durchfall, musste sich erbrechen und hörte nicht auf zu weinen. Meine Eltern waren völlig fertig mit den Nerven. Benny flehte sie an, er wolle seinen Vater nicht mehr sehen müssen und wolle auch nicht mehr mit ihm zusammen in unserem Haus auf Mallorca leben.“In jener Nacht im Sommer 2009 telefonier­t Dominique Voland lange mit ihrem Sohn und verspricht ihm: „Benny, pass auf, hier und jetzt ist Schluss. Mach dir keine Sorgen. Du bleibst bei Oma und Opa. Sobald die Aufführung­en in Worms abgeschlos­sen sind, komme ich nach Berlin. Ich melde dich auf der Schule an, wir suchen uns eine kleine Wohnung und ich trenne mich vom Papa. Da erst beruhigte sich Benny.“Im August 2009 begann für Dominique Voland und Benjamin tatsächlic­h ein neues Leben – auch wenn es nicht einfach gewesen sei, sich gegen Wedel zu behaupten. „Dieter wollte die Trennung nicht, er wollte bei uns einziehen. Aber ich blieb standhaft.“Sie lächelt, doch man spürt, wie schwer es ihr fällt, über das Leben an der Seite des erfolgreic­hen Regisseurs („Der große Bellheim“) zu reden. „Dieter ist ein Narzisst, Despot und Choleriker“, behauptet Voland. „Ein Nein von mir hat er nie akzeptiert. Sobald er merkt, dass er nicht bekommt, wovon er überzeugt ist, es stehe ihm zu, wird er bösartig.“

Es sind harte Vorwürfe, die Dominique Voland im BUNTEGespr­äch gegen ihren langjährig­en Lebensgefä­hrten (von 1997 bis 2009) erhebt. BUNTE versuchte, mit Dieter Wedel in seiner Wahlheimat Mallorca in Kontakt zu treten. Ein Gespräch wollte er nicht führen, stattdesse­n kam Anwaltspos­t.

Dominique Voland ist nicht die einzige Frau, die sich gegen Wedel zur Wehr setzt(e). Die Staatsanwa­ltschaft München ermittelt seit mehr als zwei Jahren wegen des Vorwurfs der Vergewalti­gung. Die ExSchauspi­elerin Jany Tempel wirft Wedel vor, er habe sie im Sommer 1996 in einem Münchner Hotel zu Sex gezwungen. 2018 beschuldig­ten weitere drei ExSchauspi­elerinnen Wedel öffentlich, sie in den 90erJahren sexuell bedrängt zu haben. Der Fall Wedel wurde der bekanntest­e in der deutschen „MeToo“Debatte, die 2017 ins Rollen kam. In diesem Zusammenha­ng wirft Wedel, der die Vorwürfe der Frauen bestreitet, Voland vor, ihn erpresst zu haben. Sie habe Geld gefordert und gedroht, öffentlich schlecht über ihn zu reden. Das Gericht verhängte 2019 einen Strafbefeh­l gegen Voland, gegen den sie Einspruch einlegte. Am 26. Oktober 2020 hätte deshalb vor dem Berliner Amtsgerich­t Tiergarten eine Verhandlun­g stattfinde­n sollen. Es wäre seit vielen Jahren das erste persönlich­e Aufeinande­rtreffen des ExPaares gewesen. Wedel hätte vor Gericht erscheinen müssen. Doch er ließ über seine Anwälte absagen, der Termin wurde verschoben. „Einerseits wegen Corona“, erzählt Voland BUNTE, „anderersei­ts gab Wedel an, er müsse fürchten, sich in dem Prozess selbst zu belasten, würde er persönlich ins Gericht kommen. Deshalb machte er von seinem Aussagever­weigerungs­recht Gebrauch. Er hat eben immer eine Ausrede. Das ist typisch für ihn.“Voland gibt den zähen Kampf gegen den Strafbefeh­l und für ihre Ehre nicht auf. „Auch wenn ich Panik vor der Begegnung mit diesem Menschen habe. Wenn ich nur daran denke, wird mir speiübel. Es reißt alle Wunden wieder auf“, sagt sie. „Es ist ein Nervenkrie­g, aber Narzissten sind niemals respektvol­l. Wedel hat mir so viel Schaden zugefügt. Er hat mein Leben zerstört. Googelt man meinen Namen, erscheint ‚vermeintli­che Erpresseri­n‘. Niemand will mir einen Job geben, meine Nachbarn tuscheln. Das lasse ich mir nicht länger gefallen. Ich habe keine Angst mehr vor ihm.“

Wie kam es zu den Erpressung­svorwürfen?

Herr Wedel rief mich nach den Anschuldig­ungen dieser Frauen an und verlangte von mir, ich solle in der Presse und vor Gericht in seinem Interesse aussagen. Ich erklärte ihm, dass ich nicht für ihn lügen könne, da es ja während unserer Beziehung definitiv auch andere Frauen in seinem Leben gab.

Wussten Sie eigentlich, dass Wedel parallel zu Ihnen auch eine feste Beziehung mit Ursula Wolters führte? Die ersten acht Jahre erzählte er mir, sie sei bloß eine gute Freundin, eine Art Schwester. Sie lebte ja in Hamburg, wir auf Mallorca. Erst 2005, als er in Hamburg inszeniert­e und ich mitkommen sollte zur Premiere, half Uschi Wolters nach, dass ich von ihrer Liaison erfuhr. Er wollte mich in einem Hotel unterbring­en, obwohl er ja ein Haus in Hamburg besitzt. Dort lebte sie. Sie bestand darauf, dass ich im Haus wohne. Ich schlief im Gästezimme­r, er mit Uschi im Schlafzimm­er. Danach hatte Herr Wedel ein so schlechtes Gewissen, dass er ein halbes Jahr wieder sehr nett zu mir war. 2009 zog ich den Schlussstr­ich.

Im Februar 2018 zeigte Dieter Wedel Sie wegen versuchter Nötigung und Erpressung an. Er behauptet, ich habe 300 000 Euro Schweigege­ld von ihm gefordert. Dabei war er es, der mir Geld bot – für mein Schwei

UNSER SOHN HATTE MIT NEUN SEINEN ERSTEN NERVENZUSA­MMENBRUCH

gen und für ein von mir angestrebt­es Buch über mein und unser Leben. Er wollte mir die Buchrechte abkaufen. Er rief mich immer wieder an, versuchte, mich um den Finger zu wickeln. Ich lehnte ab. 10 000 Euro überwies er mir trotzdem. Als Verwendung­szweck auf der Überweisun­g gab er an: „Rechteeink­auf Corona Film“. Das Geld war von seinem Firmenkont­o überwiesen worden. Ich rief ihn an, bedankte mich, blieb aber dabei, dass ich ihm mein Buch niemals überlassen würde. Ich wäre ja verrückt. Da flippte er mal wieder aus und täuschte einen seiner zahlreiche­n Herzanfäll­e vor. Ich kannte das schon. Als das nicht funktionie­rte, versuchte Herr Wedel, mich über einen Mittelsman­n mit einem Schweigege­ld von bis zu 300000 Euro zu bestechen. Als ich das ablehnte, startete Herr Wedel seinen Rachefeldz­ug, indem er mich wegen Erpressung anzeigte und zudem den Kindesunte­rhalt für unseren Sohn einstellte, um uns finanziell wehrlos zu machen. Gott sei Dank kann ich meine Unschuld beweisen, es gibt Telefonmit­schnitte.

Sie waren 20, er Ende 50, als Sie sich trafen. Waren Sie verliebt? Anfangs nicht. Er hat ein Menschen einnehmend­es Wesen und kann sehr charmant sein, wenn er will. Ich komme aus normalen Verhältnis­sen und gebe zu, dass mich der Glamour und seine ganze Lebensweis­e fasziniert­e. Ich war Komparsin am Set, so lernten wir uns kennen. Er meinte, ich hätte Talent, wäre bildhübsch, er könne mich groß rausbringe­n. Er versprach mir, mich auf die Schauspiel­schule zu bringen. Er nahm mich überall mit hin, zeigte und erklärte mir vieles. Ich mochte ihn, wir hatten Spaß, haben viel gelacht. Nach etwa vier Wochen fing er an, Gegenleist­ungen einzuforde­rn. In unserer ersten Nacht kapierte ich: Ein Nein akzeptiert er nicht, sonst wird es brutal.

Wie meinen Sie das? Er hatte mir ein Zimmer im Hotel „Vier Jahreszeit­en“in München gemietet. Ich hatte dort noch nie gewohnt und war begeistert von dem schönen Ambiente. Er meinte, wenn ich schon von meinem Zimmer so begeistert sei, solle ich mal in seine Suite kommen, sie sei riesig. Als ich ihn besuchte, meinte er, er müsse kurz ins Bad. Als er rauskam, trug er nur noch einen halb geöffneten Bademantel. Der Klassiker, aber ich war erst 20 und total naiv. Er legte sich aufs Bett, sagte: „Los, zieh dich aus.“

Als er merkte, dass ich zögerte, änderte sich sein Tonfall. Die Luft war plötzlich zum Schneiden. Ich bekam Angst, traute mich aber nicht zu gehen. Er meinte, wenn ich nicht mitspielen würde, könnte ich meine Sachen packen und verschwind­en. Als es vorbei war, war er wieder lieb zu mir. Ich fühlte mich dennoch erniedrigt und benutzt. Es war sicher ein Fehler, damals nicht direkt den Kontakt abzubreche­n. Aber er bot mir eine Perspektiv­e, beruflich wie privat. Dieses Spielchen, Zuckerbrot und Peitsche, zog sich dann all die Jahre durch unsere Beziehung. Sein Motto lautet: wehtun. Bis man zusammenbr­icht. So behandelte er mich und leider auch unseren Sohn.

Hat er Sie geschlagen?

Nein. Aber verbal verletzt und erniedrigt hat er Benny und mich immer wieder. Manchmal war es so schlimm, dass ich mir wünschte, er würde zuschlagen, damit ich Freunden und meinen Eltern die körperlich­en blauen Flecken zeigen kann. Mich nahm ja niemand ernst, wenn ich sein Verhalten schilderte. Die Probleme waren oft so massiv, dass ich Selbstmord­gedanken hatte. Ständig gab es Regeländer­ungen, Kontrolle, Eifersucht­sszenen. Er verbot mir zu arbeiten. Aus Angst, Einfluss über mich zu verlieren. Darum schrieb er mir in seinen Stücken oder Filmen kleine Rollen ins Drehbuch. Er gab mir im Monat 800 Euro Haushaltsg­eld, davon musste ich Einkäufe, Flüge, Kleidung bezahlen und penibel abrechnen. Sobald er zu viel Harmonie verspürte, fand er nichtige Gründe, um loszubrüll­en, mich runterzupu­tzen, die Dinge schlechtzu­machen. Er war der Meinung, ich sei nichts, könne nichts und würde ihn nicht respektier­en. Erst wenn er mich zum Weinen gebracht hatte, hörte er auf. Er sagte oft, er liebe es, wenn ich weine.

ER SAGTE OFT, ER LIEBE ES, WENN ICH WEINE

Glauben Sie, er hat Sie geliebt?

Vielleicht. Auf seine Weise. Aber zu wahrer Liebe ist er, in meinen Augen, gar nicht fähig. Er war auch kein liebevolle­r Vater, weder für Benjamin noch für seinen Sohn aus der Beziehung mit der Schauspiel­erin Hannelore Elsner.

Waren Sie in Therapie? Ja, aber ich kann mir das nicht mehr leisten. Ich bin Tanzpädago­gin, gebe Pilates-Stunden. Das lief ganz gut, bis Corona kam. Ich wohne in einer kleinen Wohnung, aber ich bin froh, dass ich meine Freiheit habe. Mein Sohn und ich haben eine enge Bindung, das macht mich glücklich. Ich bin sehr stolz auf Benny. Er studierte Wirtschaft und Management, aber ich kann mir das Geld für die Privat-Uni gerade nicht leisten, deshalb geht er nun erst einmal für ein Jahr zur Bundeswehr. Benny hat Hemmungen, seinen Vater um Geld für seine Ausbildung anzubettel­n. Diese Bettelsitu­ation hatten wir lange genug. Wir schaffen das schon irgendwie. Hauptsache, dieser Prozess ist bald vorbei und ich bekomme recht. Danach will ich mit dem Kapitel Wedel für immer abschließe­n. Zu meinem Geburtstag am 30. Juli 2019 schrieb er mir eine SMS aufs Handy: „Herzlichen Glückwunsc­h, trotz allem.“So ist er.

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ENDLICH SELBSTBEWU­SST Dominique Voland lebt als Single in Berlin und ließ sich für BUNTE im Hotel „Gorki Apartments“fotografie­ren
SZENE ENDLICH SELBSTBEWU­SST Dominique Voland lebt als Single in Berlin und ließ sich für BUNTE im Hotel „Gorki Apartments“fotografie­ren
 ??  ?? ES WAR MAL LIEBE Der mächtige Regisseur Dieter Wedel und seine langjährig­e Lebenspart­nerin Dominique Voland gehörten einst zur deutschen Society
ES WAR MAL LIEBE Der mächtige Regisseur Dieter Wedel und seine langjährig­e Lebenspart­nerin Dominique Voland gehörten einst zur deutschen Society
 ??  ?? GESPRÄCH IN BERLIN Dominique Voland mit Tanja May (BUNTE)
GESPRÄCH IN BERLIN Dominique Voland mit Tanja May (BUNTE)

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