Nach dem Standesamt sofort zurück an die ARBEIT
habe in einer klinischen Studie eine Wirksamkeit von mehr als 90 Prozent erzielt. Die Meldung leuchtete wie Licht am Ende des Tunnels: Die Europäische Union sicherte sich 300 Millionen Impfdosen. Und an der Börse stiegen die Aktienkurse, sogar die krisengebeutelte Lufthansa profitierte. Allein die ferne Aussicht, wieder reisen zu können, nährte die Zuversicht.
Hinter dem Erfolg von Biontech steht das Forscher-Ehepaar Ug˘ur S¸ahin und Özlem Türeci, die die Firma 2008 gründeten. Sie sind das wissenschaftliche Hirn des Unternehmens. Thomas und Andreas Strüngmann, Milliardäre vom Tegernsee, stiegen frühzeitig als Investoren ein. Sie agieren als geniale Strategen, die Biontech an die Börse brachten und zu einem der wertvollsten BiotechUnternehmen der Welt aufbauten. Neben SAP-Gründer Dietmar Hopp gehören die Brüder zu den größten Geldgebern der Branche.
„Unser Traum ist es, Medikamente auf den Markt zu bringen, die schwere Krankheiten chronisch beherrschbar machen oder kurativ sind“, sagte Thomas Strüngmann im „Handelsblatt“. Ihr Ziel finanzieren die Gründer-Pioniere mit den Milliarden aus dem Verkauf von Hexal. Lass uns doch mit Mitte 50 verkaufen, schlug Andreas Strüngmann einst seinem Bruder vor, dann bleibe noch genügend Lebensenergie und Zeit, um etwas Neues anzufangen. Statt Hobbys zu pflegen – Segeln, Golfen, Kunst, Immobilien –, wagten die Zwillinge neue Risiken. Eigentlich habe er seinem Bruder versprochen, „nicht mehr als eine Milliarde“in Biontech zu investieren, erzählt Thomas Strüngmann. Die Summe wuchs über das Versprechen hinaus, wie groß sie ist, bleibt ein Geheimnis.
Unbeirrbarer Idealismus scheint zur Grundausstattung für Helden dieser Zeit zu gehören.
Das Tübinger Unternehmen Curevac, zweites deutsches Impfstoff-Labor mit Erfolgsaussichten, wurde zwischen 2006 und 2014 ausschließlich von SAP-Milliardär Dietmar Hopp finanziert. Allein im September 2012 steckte er 80 Mio. Euro in das Unternehmen. Drei Jahre später stieg Microsoft-Gründer Bill Gates mit 46 Millionen Euro ein. Auch nach dem Börsengang bleibt Hopp mit 49,5 Prozent größter Gesellschafter.
Eigentum verpflichtet! Diese Mahnung aus dem deutschen Grundgesetz hebt Dietmar Hopp auf eine höhere Stufe: „Reichtum noch mehr“, sagt der Multi-Millionär, der an drei Tagen in der Woche keinen Alkohol trinkt – ein freiwilliger Verzicht. Mit seinem Geld wolle er die Welt verbessern, sagt er. Der Grund klingt fast banal – vor allem aber sehr sympathisch: „Es ist ein verdammt gutes Gefühl, Gutes zu tun.“
STATT HOBBYS ZU PFLEGEN, WAGTEN DIE BRÜDER NEUE RISIKEN