Tina Müller: Die Douglas-Chefin verrät BUNTE ihr Erfolgsgeheimnis
TINA MÜLLER Die Douglas-Chefin hat eine Karriere geschafft, die nur wenigen Frauen gelingt. In BUNTE spricht sie über ihr Erfolgsgeheimnis und darüber, warum sie anderen Frauen beim Aufstieg helfen will
Sie freue sich sehr über den Preis, sagt Tina Müller, am meisten jedoch darüber, dass der German Diversity Award ins Leben gerufen wurde. Jeder spreche über das Thema, aber leider verlaufe die Entwicklung „eher negativ“. BUNTE sprach mit der Douglas-Chefin über Frauenpower, Aufstieg und Verzicht.
Einige Managerinnen haben ihren Job aufgegeben oder Verträge wurden nicht verlängert. Verlieren Frauen den Mut? Das glaube ich nicht. Ich denke, dass sich teilweise die Perspektive geändert hat. Das Thema, wie Frauen Familie und Beruf vereinbaren können, ist wieder deutlicher in den Vordergrund gerückt. Gerade Jüngere sind nicht mehr so selbstverständlich zu Opfern und Einschnitten bereit. Heute gehen viele nicht mehr jeden Kompromiss ein, der in einer Führungsposition verlangt wird. Frauen in meiner Generation haben weniger über das zeitliche Engagement nachgedacht, das ein Aufstieg erfordert.
Sie haben bei Douglas viele Frauen befördert. War es schwer, Kandidatinnen zu finden? Es gibt genug qualifizierte Frauen. Grundsätzlich mag die Beauty-Branche frauenaffiner sein als andere, trotzdem ist die Führungsebene häufig männlich. Im Handel sieht die Statistik besonders düster aus. Ich bin, soweit ich weiß, die einzige Frau als CEO. Als ich hier angefangen habe, gab es auf den Top-Ebenen zu wenige Frauen. Heute sind zwei der vier Geschäftsführer weiblich, in der Ebene darunter haben wir 60 Prozent Frauen. Studien beweisen ja, dass gemischte Teams besonders erfolgreich sind. Das wollen wir nutzen!
Sie waren die einzige Frau im Opel-Vorstand. Jetzt führen Sie ein gemischtes Team. Ändert sich da das Arbeitsklima? Das Auffälligste: Montags redet man nicht mehr nur über Fußballergebnisse oder Formel 1. Auch grundsätzlich werden die Themen vielfältiger. Ich arbeite gern in gemischten Teams, weil jede Persönlichkeit und jedes Geschlecht seine Stärken einbringt.
Führen Frauen anders? Das kann man so pauschal nicht sagen. Natürlich haben die Biologie und Hormone einen gewissen Einfluss auf Merkmale, wie Kommunikationsverhalten oder Empathie. Grundsätzlich zählt aber die Persönlichkeit. Ich kenne Männer, die empathisch sind, und Frauen, die es nicht sind. Das Geschlecht ist nicht der alles bestimmende Unterschied.
Geht es aggressiver zu unter Männern? Ich würde es „sportlicher“nennen. Männer streiten sich gern in der Sache, ohne nachtragend zu sein.
Sie engagieren sich in Frauennetzwerken. Welche Macht haben solche Verbindungen? Wir sollten einander helfen und unterstützen. Männer pflegen seit Jahrhunderten ihre Netzwerke, wir Frauen sollten das gleichermaßen tun. Als Mentorin möchte ich jüngere Frauen ermutigen, Verantwortung zu übernehmen, sich durchzusetzen.
Wie viel Kampf hat der Aufstieg von Ihnen verlangt? Haben Sie je ans Aufgeben gedacht? Ans Aufgeben habe ich nie gedacht. Ich denke, meine Gene sind auf Optimismus ausgerichtet. Dennoch darf man nicht verschweigen, dass die Verantwortung manchmal schwer auf den Schultern lastet. Als wir im März wegen Corona alle Geschäfte schließen mussten, hat mich das schlaflose Nächte gekostet. Als CEO hat man oft erst spät Feierabend, man opfert viel persönliche Zeit. Das muss man wollen. Ich tue es gern, weil ich viel bewegen kann, gerne ein Unternehmen in die Zukunft führe und Verantwortung trage.
Was haben Sie gelernt auf Ihrem Weg nach oben? Wenn Gegenwind bläst, Ruhe bewahren! Für jedes Problem gibt es eine Lösung, auch wenn man die nicht immer gleich sieht. Mir hat mal ein amerikanischer Manager geraten: „Wenn man keinen Weg sieht, baut man sich einen.“Diesen Satz finde ich super!
Wir alle erleben gerade Zeiten, die durchaus an den Nerven zehren. Halten Sie noch Ihren Zucker-Verzicht durch? Oh ja, auch deshalb, weil ich mich aus Zeitmangel nicht so viel bewegen kann, wie ich es gern möchte. Ich gebe jedoch zu, dass ich nicht mehr ganz so streng mit mir bin wie noch vor Jahren. Ab und zu gönne ich mir etwas Süßes. Das tut der Seele gut – gerade in diesen Zeiten sind kleine Belohnungen wichtig. Nachdem Sie nicht mehr bei Opel arbeiten, haben Sie freie Autowahl. Was fahren Sie jetzt? Einen Volvo XC40, mein nächstes Auto wird sicher ein Hybrid werden. Eigentlich würde ich gern ein E-Auto kaufen. Aber ich fahre öfter zu meiner Mutter nach Bad Neuenahr und dort gibt es leider in der Nähe noch keine Ladestation.