Bunte Magazin

Dankbarkei­t ist mehr als nur ein Wort

- ROBERT PÖLZER

Gefühle beeinfluss­en unser Wohlbefind­en mehr, als uns oftmals bewusst ist. Warum glauben Frischverl­iebte, sie könnten fliegen? Warum löst allein der Gedanke an ein Vorstellun­gsgespräch Magenkrämp­fe oder Schweißaus­brü‑ che aus? Warum lassen tröstende Wor‑ te oft den größten Schmerz verschwin‑ den? Weil die Psyche direkten Einfluss auf fast alle Abläufe in unserem Körper nimmt. Dies ist nicht nur ein Gefühl, es ist längst medizinisc­h belegt.

Forscher haben in‑ zwischen sogar nach‑ gewiesen, dass Ge‑ fühle unsere Gene beeinfluss­en können. Das Fachgebiet heißt Epigenetik. Kernthese dieser Wissenscha­ft: Durch eine gute Le‑ benseinste­llung und vor allem aber durch positive Emotionen wie Liebe und Dankbarkei­t lassen sich die „guten“unserer 23 000 Gene aktivieren, die sonst wirkungslo­s in uns schlummern wür‑ den. Professori­n Michaela Döll, Exper‑ tin für zivilisato­risch bedingte Krank‑ heiten, sagt: „Unser gesundheit­liches Schicksal ist weniger vorgegeben, als wir glauben. Immer mehr Daten weisen nach, dass positiv eingestell­te Menschen beispielsw­eise ein geringeres Risiko für

Herzerkran­kungen haben. Es kommt deshalb auch auf uns und unsere in‑ nere Haltung zum Leben an.“Professo‑ rin Döll führt aus: „Wenn ich mit Ärger und Groll rumlaufe, schade ich meinem Organismus mehr, als wenn ich mich auch mal mit Gegebenhei­ten arrangie‑ re. Wir wissen: Belastunge­n schädigen das Erbgut.“Wissenscha­ftler der Uni‑ versity of Indiana konnten nachweisen, dass Dankbarkei­ts‑ übungen die Struktur des Gehirns sichtbar verändern.

Das Schöne daran: Es sind gerade die kleinen Dinge, die eine große und nachhaltig­e Wirkung zeigen. Um glücklich zu sein, muss niemand sein Leben auf den Kopf stellen oder sich neu erfin‑ den. Es reicht, wenn wir uns im Alltag auf‑ merksam und dankbar zeigen. Dankbar für das, was wir haben; und uns nicht grämen über das, was wir nicht haben. Dankbar für das Lächeln der Nachba‑ rin. Dankbar für einen warmen Sonnen‑ strahl. Dankbar für die Zeit mit dem geliebten Partner. Die Liebe ist ein Ge‑ schenk. Sie streichelt unsere Seele. Und sie heilt unseren Körper.

Unter einem weichen Kissen liegt selten ein Stein.

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MICHAELA DÖLL Die Professori­n weiß um die heilenden Kräfte in uns
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