Epigenetik: Was Sie für gute Gene tun können
NEUE FORSCHUNGEN
der Epigenetik zeigen: Unser Erbgut ist keineswegs so starr festgelegt, wie wir glauben. Das ermöglicht ganz neue Chancen zur Heilung
Ach, das sind bestimmt die Gene“, sagen wir, wenn jemand faltenlos altert, offensichtlich spielend schlank bleibt oder seine Gelenke wie geschmiert funktionieren. Umgekehrt schieben wir die Schuld für einen hohen Blutdruck auch auf schlechte Erbanlagen – schließlich litten die Eltern auch schon darunter. Mit diesen Erklärungsversuchen können wir ziemlich falsch liegen. „Der Mensch ist viel mehr als die Summe seiner Erbanlagen“, sagt Prof. Michaela Döll, Ernährungswissenschaftlerin und Expertin für zivilisatorisch bedingte Krankheiten. „Unser gesundheitliches Schicksal ist weniger festgelegt, als wir glauben.“Grund zu diesen Annahmen liefert ein neuer Forschungszweig der Biologie: die Epigenetik. Immer mehr Daten weisen nach, dass wir gute Erbanlagen zunichtemachen können – und umgekehrt bestimmten schlechten Veranlagungen keineswegs hilflos ausgeliefert sind. Durch einen gesunden Lebenswandel, vor allem aber durch positive
Nur etwa ZEHN Prozent unserer Gene sind aktiv
Gefühle wie Freude und Dankbarkeit lassen sich die guten Gene aktivieren – sogar bis ins hohe Alter. BUNTE sprach mit der Wissenschaftlerin über die Wandlungsfähigkeit unseres Erbgutes.
Frau Professor Döll, Epigenetik, das klingt erst mal kompliziert – nach Chromosomen und Biologieunterricht. Können Sie erklären, worum es dabei geht? Prof. Döll: Die Epigenetik ist eine Zusatzgenetik und steht über dem, was wir von Vater und Mutter an unveränderbarem Erbgut mitbekommen haben. Zum fixen Erbgut gehören zum Beispiel Mutationen wie die Brustkrebsgene BRCA1 und BRCA2. Gegen die kann ich nichts unternehmen. Die Epigenetik liefert uns jedoch Stellschrauben, die wir verändern können. Wenn Ihr Vater mit 50 Jahren einen Schlaganfall erlitten hat, dann haben Sie auch ein erhöhtes Risiko, eine Herz-KreislaufErkrankung zu entwickeln. Aber das ist keineswegs festgeschrieben.
Was beeinflusst unsere Gene? Im negativen Sinne schlechte Ernährung, Bewegungsmangel, Giftbelastungen wie Rauchen, traumatische Ereignisse, Stress – im positiven Sinne Bewegung, gesundes Essen, Zuwendung, füreinander da sein, geistige Aktivitäten, Dankbarkeit, Entspannung. All diese Faktoren sind in der Lage, Gene zu regulieren. Denn von den 23 000 Genen, die wir in jeder Zelle haben, sind nur etwa zehn Prozent aktiv. Jetzt geht es darum, welche das sind – und wie ich die guten Gene aktivieren kann.
Es sind also die bekannten Lebensstilfaktoren. Viel Gemüse essen hält bestimmt auch die Gene fit, oder? So ist es. Eine pflanzliche Kost sollte einen Großteil unseres Essens ausmachen. Man weiß, die Ernährung hat einen immensen Einfluss auf unsere Gesundheit. Die Forschung bestätigt auch, dass Lebensmittel Stoffe beinhalten, die in der Lage sind, Geninhalte neu zu programmieren. Das sehen wir zum Beispiel an den Honigbienen. Beim Bienenvolk sind erst einmal alle als Larven unterwegs und dann wird eine künftige Königin ausgewählt – und diese Königin bekommt das sehr wertvolle Gelée royale, ein reichhaltiges Sekret aus den Kopfdrüsen der Arbeiterinnen. Die anderen Larven werden mit Honig, Pollen oder minderwertigen
Nahrungsmitteln versorgt. Allein die Tatsache, dass die künftige Königin das Gelée royale bekommt, trägt dazu bei, dass sie größer und auch älter wird als die anderen Larven. Da sieht man, was allein die Nahrung bewirken kann.
Was kann man davon auf den Menschen übertragen? Wann fängt die Bildung unseres Genmaterials an? Die Beeinflussung der DNA beginnt bereits im Mutterleib. Das heißt, die Versorgung von Mutter und Kind während der hmmwangerschaft spLiaseealtEndeveirnbraeuchgerroße Rolle. Sowohl Überernährung als auch Unter-