Bunte Magazin

Lang Lang: Der Star-Pianist wird Papa

LANG LANG Der Piano-Gott spricht über seine Kindheit in Armut, den Drill seines Vaters und darüber, wie die Musik ihn rettete

- N. Emich

Der berühmtest­e Pianist der Welt und seine Frau Gina, 26, erwar‑ ten ihr erstes Kind. Und wie bei allen werdenden Eltern ist die eigene Kindheit plötzlich wieder sehr prä‑ sent. Auch wenn die alles andere als glück‑ lich war. „Ich hatte eine sehr harte Kindheit voller Druck und Entbehrung­en“, sagt Lang Lang, 38, als wir ihn in Shanghai erreichen.

„Es war der Traum meines Vaters, dass ich Pianist werde. Nicht meiner! Je älter ich wurde, desto mehr machte ich ihn aber zu meinem und entwickelt­e ungeheuere­n Ehrgeiz. Ich wollte der Beste sein. Musik wurde meine Sprache.“Wie virtuos er diese Sprache beherrscht, beweist Lang Lang in seinem ersten virtuellen Kon‑ zert „Reaching Dreams Through Music“, das am 12.12.2020 auf seinem YouTube‑ Channel läuft.

Doch es wird nicht nur mu‑ siziert. Der Meister und hoch‑ karätige Gäste wie Sam Smith oder Diana Krall erzählen, wie Musik ihr Leben verändert, oft sogar gerettet hat. „Für mich hieß es üben, üben, üben. Jeden Tag, Stunden über Stunden“, so Lang Lang. „Ich liebte Cartoons und spielte die Melodien von ,Tom & Jerry‘ schon mit zwei Jahren nach Gehör nach.

Mit vier schaute ich mir Konzerte im TV von Vladimir Horowitz in Moskau an. Und als ich sah, wie die Menschen im Publikum weinten, spürte ich die Macht der Musik.“

Damals gab sein Vater Lang Guoren seinen Job als Polizist auf und zog mit dem Wunderkind nach Peking. Die Mutter blieb allein zurück und ernährte die Familie als

Telefonist­in. „Wir waren so arm, dass sie uns nur alle paar Monate besuchen konnte. Ich war unendlich traurig. Das Einzige, das meinem Vater blieb, war seine Polizisten­jacke. Sein Motorrad musste er gegen ein klappriges Fahrrad tauschen.“

Der schlimmste Moment seiner Jugend war jedoch, als Vater Guoren seinen Sohn im Wahn der Enttäuschu­ng auffordert­e, sich mit Tabletten selbst das Leben zu neh‑ men. „Stirb lieber jetzt, als in Schande zu

leben“, tobte er. Die Klavierleh­rerin wollte Lang Lang damals mangels Talent nicht länger unterricht­en. Lang Lang war ver‑ zweifelt, schaute das Klavier monatelang nicht an. Aber als er wieder anfing zu spie‑ len, war es sein eigener Traum, den er jetzt durch die Musik lebte.

Heute sind die Wogen geglät‑ tet. Die Familie verbringt die Zeit der Pandemie gemeinsam in China. Aber fragt man Lang Lang, was für ein Vater er selbst sein will, antwortet er: „Ich werde nicht dieselben Fehler machen wie meiner. Mein Kind zu pushen oder zu zwingen. Ich freue mich, wenn es Musik liebt. Gitarre, Drums, Piano? Egal!“

ICH SAH MEINE MUTTER NUR ALLE PAAR MONATE

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Lang Lang mit seinem Vater
TRAUMPAAR Lang Lang und Gina, ebenfalls Pianis‑ tin, sind seit einem Jahr verheirate­t
SZENE Lang Lang mit seinem Vater TRAUMPAAR Lang Lang und Gina, ebenfalls Pianis‑ tin, sind seit einem Jahr verheirate­t

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