Darf ich mich selbst lieben?
Wie oft prägt der erste Eindruck unser nachhaltiges Bild von einem Menschen. Und wie trügerisch ist doch dieser folgenreiche Augenblick, in dem wir meist schon ein finales Urteil fällen. Ist der selbstbewusste Politiker wirklich so entscheidungsfest? Oder handelt er nur nach einem vorgegebenen Verhaltensmuster und ist eigentlich ein Zauderer? Ist der stets gut gelaunte Kollege wirklich so eine Frohnatur? Oder überspielt er damit seine große Unsicherheit? Ist die erfolgreiche und attraktive Geschäftsführerin wirklich so taff? Oder fühlt sie sich gefangen in einer Rolle und unwohl mit ihrem Äußeren?
Für uns ist diese Form von Kategorisierung eines anderen Menschen ein Schutzmechanismus, um der Fülle der täglichen Informationen Herr zu werden. Genauso, wie wir selbst nach außen ein Bild abgeben, damit niemand unsere verletzliche Seite erkennt. Unsere Selbstzweifel.
Ein Gefühl, das auch Weltstar Jennifer Lopez lange quälte. J. Lo – für viele Frauen ein Idol. Eine starke Frau, die selbstbewusst ihren Weg geht. Für viele Männer das, was man eine Traumfrau nennt. Oberflächlich betrachtet. Doch im Inneren fühlte sich die Sängerin unsicher und verfolgt von Zweifeln. Selbst auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Oftmals reduziert auf ihr Äußeres und geprägt von einer Kindheit in Armut, fühlte sie sich auf eine indifferente Weise minderwertig. Erst mit Ende 30 erlernte sie durch eine Psychotherapie die Bedeutung des Wortes Selbstliebe. „Ich dachte eigentlich, dass ich mich selbst liebe“, erinnert sich Jennifer Lopez. „Aber ganz offensichtlich war das nicht so. Ich habe nicht einmal das Konzept von Selbstliebe verstanden.“Erst durch die Therapie realisierte sie, was es heißt, sich selbst zu akzeptieren. Und erst die Selbstliebe machte sie nach drei gescheiterten Ehen auch bereit für eine ehrliche, gleichberechtigte Partnerschaft mit Alex Rodríguez.
Darf man sich überhaupt selbst lieben? Ist das nicht egoistisch, egozentrisch oder gar narzisstisch? Nein. Selbstliebe ist nicht Selbstverliebtheit, die nur die eigenen Unzulänglichkeiten überspielt. Selbstliebe ist eine ganzheitliche Form, sich selbst zu akzeptieren. Sich selbst wertzuschätzen. Mit all seinen Stärken und Schwächen. So wie man ist, nicht wie andere einen haben wollen. Und das Schöne daran: Wer sich selbst wertschätzt, kann auch andere wertschätzen. Wer sich selbst bedingungslos liebt, kann auch andere bedingungslos lieben. Und das ist ja eigentlich der Sinn des Lebens.
Du bist, wie du bist, weil du bist, wie du bist.