Schon als MÖNCH stand ich auf Männer
Der ehemalige Benediktinermönch heiratet seinen Verlobten, der 27 Jahre jünger ist. Die Krönung einer großen Liebe
Diese Liebesgeschichte ist eine ganz besondere: Anselm Bilgri, 67, lange die Seele des bayerischen Klosters Andechs, heiratet am 12. März seinen Freund Markus, 40 – Münchens OB Dieter Reiter traut sie. BUNTE sprach mit Bilgri, einem der bekanntesten Katholiken, über die Macht der Liebe. Er sagt: „Es gibt ein Menschenrecht auf Ehe.“
Wie haben Sie sich kennengelernt? Anselm: Über das Internet, wie man es heute so macht, ich glaube, es war die Plattform „GayRomeo“. Es ist die rationalste Art, jemand zu finden, der zu einem passt. Ich war nie ein schwuler Szenegänger, das ging im Kloster ja nicht. Markus: Wir haben uns sofort verstanden. Anselm hat so viel Herzensbildung, Ruhe und Weisheit in sich, das war für mich sehr anziehend. Das ist wichtiger als körperliche Ideale wie ein Waschbrettbauch.
Hat der Altersunterschied gar keine Rolle gespielt? Markus: Doch – aber positiv. Anselms Erfahrung ist ein Schatz. Mit ihm über das Leben zu reflektieren, gibt mir Sicherheit. Die 27 Jahre nehmen wir gar nicht wahr. Anselm: Höchstens, wenn wir Treppen steigen. Da gerate ich schon außer Puste, Markus federt hinauf. Er hat als Utralangstreckenläufer mal den Ammersee umrundet, da war ich dann für die Verpflegungsstationen zuständig.
Was lieben Sie an Ihrem Verlobten?
Anselm: Wir ergänzen uns. Er ist ein kluger Kopf, Manager bei der Deutschen Bahn. Zuständig für Veränderung und Transformation – ein gutes Omen. Markus lebt Innovation. Er denkt um die Ecke, ich bin eher der Beständige. Ich stehe für Oper, Theater, Kultur. Markus für Bewegung. Markus: Du bist mein Fixstern. Wenn ich mal beim Sport überdrehe, holt Anselm mich auf den Boden der Tatsachen zurück. Er gibt mir Maß und Mitte.
Und jetzt heiraten Sie. Markus: Es fühlt sich einfach gut an, bald Markus Bilgri zu heißen. Wir sind im anderen angekommen. Wir wollen auf den Topf den Deckel machen. Ich bin mir ganz sicher. Früher habe ich auch Frauen geliebt, aber das ist jetzt vorbei.
Wer hat den Heiratsantrag gemacht? Anselm: Markus schon dreimal, aber das war auf der Wiesn. Jetzt habe ich an unserem Kennenlerntag, dem 17. August, gesagt: Willst du mich heiraten? Sein Vater ist ja jünger als ich. Markus: Und wie ich will. Wir haben viele gute Jahre noch vor uns. Und falls Anselm mal Pflege braucht, ich bin bereit. Anselm: Für mich war der Kirchenaustritt im Dezember wichtig. Erst da fühlte ich mich richtig frei von Sünde. Ich wusste schon im Kloster, dass ich auf Männer stehe, aber dort ist man gemeinsam einsam. Ich gehörte nicht zu den „zölibatär Hochbegabten“. Ich will mich nicht mehr verleugnen.
Halten Sie den Zölibat für schädlich? Anselm: Sehr. Ich bin mir sicher, dass auch die vielen Missbrauchsfälle indirekt damit zusammenhängen. Die Priester können keine freie, erwachsene Sexualität entwickeln. Und dann kommt es zu Ersatzhandlungen mit Kindern.