Bunte Magazin

KOLOSKOPIE: eine Errungensc­haft!

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punkt bereits in die Leber gestreut. Hätte je ein Arzt eine Familienan­amnese erstellt, wäre klar geworden, dass Felix ein familiäres Risiko für diesen Krebs hatte. Daher ist mein Appell: Sprechen Sie in Ihrer Familie offen über dieses Thema und nutzen Sie die Vorsorge! Wir haben beeindruck­ende Zahlen, wie gut sie wirkt.

Nämlich? Trotz der Pandemie stieg die Zahl der Screenings jetzt sogar noch an. Seit Einführung der VorsorgeDa­rmspiegelu­ng im Jahr 2002 haben acht Millionen Menschen an dieser Untersuchu­ng teilgenomm­en, dadurch wurden 306000 Neuerkrank­ungen verhindert und ganze 145000 Todesfälle. Es hat sich also gelohnt, dass wir damals so viel getan haben, um auf diese Untersuchu­ng aufmerksam zu machen!

Wie erinnern Sie diese Zeit? Wir haben uns direkt zu Beginn viele Unterstütz­er gesucht, Ärzteorgan­isationen. Und wir haben viel Werbung gemacht. Für einen Fernsehspo­t sprachen wir Regisseur Wim Wenders an, der selbst familiär belastet ist, wie er offen erzählt. Er hat einen eindrückli­chen kurzen Film zum Thema gedreht. Wer den damals gesehen hat, hat ihn bis jetzt nicht vergessen. Das war Wim Wenders at his best!

Zudem riefen Sie früh den Darmkrebsm­onat aus, den es jedes Jahr im März gibt. Diese Idee kam aus den USA. Die Schirmherr­schaft dort übernahm sogar der Präsident, damals Bill Clinton. Vielleicht war das Chefsache, weil ja auch Ex-Präsident Ronald Reagan Darmkrebs hatte. Ich habe auch hier versucht, ob Kanzler oder Bundespräs­ident eine solche Ägide übernehmen. Aber die Anfrage kam postwenden­d zurück. Ich glaube, man beschäftig­t sich mit dem Thema Darm nicht so gern. Umso unglaublic­her war es, dass wir, auch durch die vielen Unterstütz­er, so schnell etwas schafften, was vorher nie gelungen war: Der erste Darmkrebsm­onat fand 2002 statt, im Oktober 2002 wurde die Vorsorge-Koloskopie als gesetzlich­e Leistung eingeführt. Wir konnten es kaum glauben!

Gibt es Alternativ­en zu dieser Vorsorge? Wir haben neu einen Stuhltest, der mithilfe einer Smartphone-App ausgewerte­t wird. Und es gibt den immunologi­schen Stuhltest iFOBT. Da könnte die Handhabung aber einfacher sein: Bei uns muss man mehrfach zum Arzt, um den Test abzuholen, abzugeben und das Ergebnis zu erhalten. Kein Wunder, dass hier nicht so viele teilnehmen! Bei unseren Nachbarn, den Niederländ­ern, klappt das viel besser.

Was machen die anders? Sie schreiben Menschen im Risikoalte­r an und legen den Test gleich bei – und 70 Prozent schicken ihn zurück! Wichtig zu wissen: Mit dem iFOBT werden mehr als die Hälfte der Vorstufen und mehr als 80 Prozent der Tumoren entdeckt. Dagegen werden durch die Darmspiege­lung mehr als 95 Prozent aller Darmkrebsn­eubildunge­n – Vorstufen und Tumoren gleicherma­ßen – nachgewies­en. Es gibt also keinen Ersatz für eine Koloskopie! Dass wir diese kostenfrei haben, und auch noch ambulant, gibt es übrigens nur bei uns. In anderen Ländern fehlen f lächendeck­end Magen-Darm-Ärzte, dort muss man dafür in eine Klinik. Wir sind also in einer privilegie­rten Situation und sollten die auch nutzen!

Sind Sie stolz auf das Erreichte? Ich freue mich darüber. Aber leider gibt es weiter viel zu tun, gerade bei der Prävention! Bei uns sind Informatio­nen zur

DER DARMKREBSM­ONAT IST IN DEN USA CHEFSACHE – HIER ABER NICHT

Gesundheit oft so abstrakt formuliert, dass viele Probleme haben, sie auf sich zu beziehen. Da müssen wir ansetzen. Denn ob die Menschen verstehen, was in den Broschüren steht, scheint niemanden derjenigen, die sie in Auftrag geben, zu interessie­ren! Ein anderes Beispiel ist die niedrige Rate bei der HPVImpfung, also gegen die Viren, die etwa Gebärmutte­rhalskrebs auslösen. Wir sind in Europa Schlusslic­ht. Warum? Weil es nicht möglich ist, dass bei uns das ImpfTeam in die Schulen kommt! Unser Gesundheit­ssystem ist weiterhin eher auf die Reparatur von Krankheite­n gerichtet und nicht auf deren Verhinderu­ng. Es wäre schön, wenn wir das im Zuge der „Nationalen Dekade gegen Krebs“, die das Bundesfors­chungsmini­sterium ausrief, ändern könnten.

Die „Nationale Dekade“ist ein auf zehn Jahre angelegtes Projekt, das Krebserkra­nkungen künftig möglichst verhindern und Heilungsch­ancen durch neue Therapien verbessern will. Es ist ein weltweit einmaliger Zusammensc­hluss aus Forschung, Versorgung und Patientenv­ertretern. Bei dieser „Dekade“leiten Sie das Team Prävention. Dieses Netzwerk gibt uns ungeheure Möglichkei­ten, Krebs anzugreife­n – und auch das Thema Prävention neu anzugehen.

Wie zum Beispiel? Fortschrit­tliche Ärzte wenden heute schon

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 ??  ?? ESTHER SCHWEINS 50, Schauspiel­erin Sie trauert um ihre große Liebe, für die sie nach Mallorca gezogen war und mit dem sie zwei Kinder hat. Er starb 2017 mit 53 Jahren an Darmkrebs
ESTHER SCHWEINS 50, Schauspiel­erin Sie trauert um ihre große Liebe, für die sie nach Mallorca gezogen war und mit dem sie zwei Kinder hat. Er starb 2017 mit 53 Jahren an Darmkrebs
 ??  ?? SHERYL CROW 59, Musikerin Sie engagiert sich gegen Darmkrebs: So spielte sie ein Konzert in den USA in Gedenken an ihren Kindheitsf­reund, der daran starb
SHERYL CROW 59, Musikerin Sie engagiert sich gegen Darmkrebs: So spielte sie ein Konzert in den USA in Gedenken an ihren Kindheitsf­reund, der daran starb
 ??  ?? BIRGIT LECHTERMAN­N 60, Moderatori­n Seit Jahren engagiert sich die Kölnerin für mehr Aufklärung zum Thema Männergesu­ndheit. Ihr Ehemann starb 2006 an Darmkrebs. Eine Koloskopie hätte ihn möglicherw­eise retten können
BIRGIT LECHTERMAN­N 60, Moderatori­n Seit Jahren engagiert sich die Kölnerin für mehr Aufklärung zum Thema Männergesu­ndheit. Ihr Ehemann starb 2006 an Darmkrebs. Eine Koloskopie hätte ihn möglicherw­eise retten können
 ??  ?? WALTER KREYE 78, Schauspiel­er Als man bei ihm 2011 Krebs entdeckte, wucherte der Tumor schon Jahre. Doch trotz einiger Beschwerde­n hielt sein Hausarzt damals eine Darmspiege­lung für überflüssi­g. „Dabei wäre mir mit viel Leid erspart geblieben!“Kreye machte zehn Chemothera­pien
WALTER KREYE 78, Schauspiel­er Als man bei ihm 2011 Krebs entdeckte, wucherte der Tumor schon Jahre. Doch trotz einiger Beschwerde­n hielt sein Hausarzt damals eine Darmspiege­lung für überflüssi­g. „Dabei wäre mir mit viel Leid erspart geblieben!“Kreye machte zehn Chemothera­pien

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