HEIMLICHE Hochzeit – nach 18 JAHREN und zwei Kindern
KARIM CHÉRIF ist mit seiner Familie über den Winter nach Südfrankreich gezogen, wie der TV-Kommissar hier verrät
Die Pandemie erfordert von uns allen größtmögliche Flexibilität, doch manchmal ergeben sich sogar neue Möglichkeiten, die man früher für unmöglich hielt. So zog Schauspieler Karim Chérif, 43, im Herbst kurzerhand mit den Kindern Anaïs, 14, und Emile, 12, nach Marseille und übt sich momentan in seiner Rolle als Hausmann, während seine französische Frau Hélène, 46, täglich zur Arbeit geht. „Seit 15 Jahren hat sie sehr oft auf mich Rücksicht genommen. Jetzt ist sie mal dran“, sagt er gut gelaunt. Pendeln zwischen Berlin und Marseille war wegen der Reisebeschränkungen nicht möglich. Dann also alle mit nach Frankreich, beschloss die Familie – und der Schauspieler kommt im April als Ehemann zurück.
Stimmt es, dass Sie gerade geheiratet haben? Ja, ziemlich spontan. Ich hatte Hélène vor vier Jahren schon einen Heiratsantrag gemacht und ihn jetzt erneuert, als wir als Familie so viele Wochen hier zusammen waren. Wir sind dann mit zwei Trauzeugen aus Marseille und unseren Kindern aufs Standesamt gegangen. Meine Frau hatte sich noch schnell ein langes Kleid aus einer Boutique besorgt und ich eine Fliege, denn es sollte schon ein bisschen feierlich sein. Unsere Eheringe sind auch etwas ungewöhnlich. Ich trage jetzt den alten Ehering von Hélènes Uropa und sie weiter ihren Verlobungsring aus Wien. Nach der Trauung gab es Austern, Scampi und Seeigel aus einem Fischladen bei uns um die Ecke und dann haben wir mit unseren Verwandten geskypet, während wir gefeiert haben.
Warum haben Sie erst jetzt geheiratet? Wir sind seit 18 Jahren zusammen und ich fand meine Frau sofort umwerfend. Wir sind uns gleich am ersten Abend nähergekommen, denn ich wollte mein Glück nicht verpassen, weil sie nur eine Woche in Berlin war und am nächsten Tag abgereist ist. Hélène war zuerst zurückhaltend, weil sie damals in Paris lebte, doch ich habe nicht lockergelassen, bin immer wieder mit dem Bus zu ihr nach Paris gefahren, um ihr zu zeigen, wie ernst es mir ist. Jedes Mal 16 Stunden. So eine Fahrt nimmt man nur auf sich, wenn man sich wirklich verliebt hat. Als ich dann ans Wiener Burgtheater wechselte, ist sie mitgekommen. In Wien sind auch unsere Kinder zur Welt gekommen. Danach sind wir viel gependelt, weil Hélène jedes Jahr monatelang mit ihrer Theatergruppe in Frankreich unterwegs war. Dass meine Frau jetzt nach so vielen Jahren endlich den gleichen Namen trägt wie unsere Kinder und ich, macht mich einfach nur glücklich.
Sie leben wegen Ihrer Frau gerade in Frankreich? Ja, sie hat hier am staatlichen Konservatorium einen befristeten Lehrauftrag. Unsere Kinder gehen in Berlin auf ein französisches Gymnasium. Deswegen war der Wechsel auf die Schule hier problemlos möglich. Aber wenn ich daran denke, dass bald der Frühling kommt und meine 14-jährige Tochter dann hier mit coolen Jungs abhängt, wird mir angst und bange.
Sind Sie nicht so der lässige Vater? Ehrlich? Nein. Ich bin eher der Über-Beschützer und auf jeden Fall strenger als meine Frau, obwohl wir Eltern sowieso gegen die Handys verlieren. Die Ausgangssperre hier in Frankreich ab 18 Uhr kommt meinen väterlichen Gefühlen also sehr entgegen. Anaïs hat vor zwei Jahren den EllaSchön-Film „Sturmgeschwister“an der Ostsee gedreht und ich bin zur Begleitung mitgefahren, stand stundenlang am Set rum, ob auch alles in Ordnung ist. Bis meine Tochter gesagt hat: „Papi. Das reicht jetzt. Bleib doch mal beim Catering.“Ich habe kurz gezuckt, mich aber dann entspannt. Es hilft ja nichts. Meine Tochter wird langsam selbstständig und ich muss mich an das Loslassen gewöhnen.
Also tief durchatmen und vertrauen? Ganz genau, das übe ich täglich. Immerhin ist meine Tochter in einer Großstadt aufgewachsen und nicht auf den Mund gefallen. Auch die Schule vermittelt den Kindern, wo sie aufpassen sollen. Anaïs und ihre Freundinnen gehen sehr achtsam mit sich und der Umwelt um. Sie haben hohe moralische Vorstellungen, gingen jeden Freitag zu den „Fridays for Future“-Demos. Ich bewundere diese Generation für ihre konsequente Haltung. Meine Tochter ist Vegetarierin und deswegen gibt es bei uns oft Gemüse, obwohl der Rest der Familie noch Fleisch isst. Sie muss auch damit leben, dass ich, solange wir noch hier am Meer leben und bevor es im April wieder nach Berlin zurückgeht, manchmal meinem Hobby nachgehe und mir mit der Harpune aus dem Meer einen Fisch hole, den wir dann zu Hause zubereiten. Allerdings gibt es den Fisch meistens dann zum Mittagessen, wenn Anaïs in der Schule ist…
ALS VATER BIN ICH EHER DER ÜBERBESCHÜTZER, DOCH ICH LERNE DAS LOSLASSEN GRAD