Der berühmte Künstler lebt neuerdings in Rom. Der Liebe wegen
Kennt die Verantwortung und Last eines berühmten Erbes. BUNTE besuchte den Künstler in seiner neuen Heimat Rom – er ist der Liebe wegen in die Ewige Stadt gezogen
ALS KÜNSTLER EMPFINDE ICH JETZT EINE GROSSE INNERE FREIHEIT
Sein Name steht für Reichtum, Berühmtheit und ein großes Erbe: Die Großeltern stammten aus den Industriellenfamilien Opel und Fichtel & Sachs und der Vater, Gunter Sachs († 2011), galt als begnadeter Fotograf, Kunstsammler und Playboy. Rolf Sachs, der Nachfahre, hat von all diesen Talenten vor allem die Passion für Kunst geerbt – und sich inzwischen als Künstler einen eigenen Namen erarbeitet. Anfang des Jahres verlegte der 65-Jährige seinen Lebensmittelpunkt nach Rom. BUNTE besuchte Rolf Sachs in seinem Studio, nur wenige Minuten vom Vatikan entfernt.
Sie gehören zu den Menschen, auf die die Beschreibung Globetrotter passt. Warum sind Sie jetzt nach Rom gezogen? Mein Leben ist in einer völlig neuen Phase. Ich fühle mich fast so, als stünde ich am Anfang meiner Karriere als Künstler – nach fast 50 Ausstellungen! Erst jetzt empfinde ich eine große innere Freiheit. Rom ist eine kreative Stadt. Es gibt nur wenige Städte, in denen ich so arbeiten könnte wie hier. Ich mag dieses Laisser-faire. Die lässige Gelassenheit fehlt Schweizern und Deutschen ja oft. Aber schlussendlich bin ich in Rom gelandet wegen der Liebe.
Sie klingen wirklich glücklich!
Für mich ist das eine produktive Zeit. Ich fühle mich unglaublich jung und zuversichtlich und freue mich auf die nächsten Jahre. Als Künstler war ich immer extrem selbstkritisch, wahrscheinlich auch, weil ich aus einer berühmten Familie komme.
Beide Zweige Ihrer Familie – Opel und Fichtel & Sachs – stehen für wegweisende technische Entwicklungen im Fahrzeugbau. Haben Sie diese Gene vererbt bekommen? Sie tragen einen großen Namen… Ich war schon als Kind sehr kreativ, mich hat es früh zur Kunst hingezogen, aber Ingenieure, wie meine Ahnen, sind ja auch Kreative. Eigentlich spüre ich erst jetzt, was wirklich in mir steckt.
Sie haben Mathematik und BWL studiert, warum nicht Kunst? Ich war der älteste Sohn, hatte eine Aufgabe. Die Firma war zwar
ICH FÜHLE MICH UNGLAUBLICH JUNG UND ZUVERSICHTLICH
„Ich erwache morgens mit GLÜCKSGEFÜHLEN“
gerade verkauft worden, in gewisser Weise habe ich die Erwartung der Familie erfüllt, mir wurde aber nichts aufgezwungen. Es ist zum Glück nicht das Studium, was einen zum Künstler macht.
Haben Sie jetzt das Gefühl, angekommen zu sein? Unbedingt, das ist ein sehr erfüllendes Gefühl. Ich wache morgens mit dem Glück auf, diesen Punkt im Leben gefunden zu haben. Zudem habe ich mit Mafalda eine Lebensgefährtin gefunden, die auch Künstlerin ist und mit der ich Pferde stehlen kann.
Zwei Künstler unter einem Dach – funktioniert das? Wir führen eine sehr harmonische Beziehung, die uns eine unglaubliche mentale Freiheit erlaubt.
Loben und kritisieren Sie gegenseitig Ihre Arbeiten? Wir zeigen uns unsere Werke und meist finden wir gut, was der andere geschaffen hat. Ich würde sagen, wir gehen lobend-kritisch miteinander um.
Sind Sie beleidigt, wenn Sie kritisiert werden? Nein, das nicht. Im Gegenteil, ich freue mich über ehrliche, harte Kritik, aber dafür sind andere Personen zuständig.
Wie wichtig ist Ihnen, dass der Betrachter Ihre Kunst versteht? Für jeden Künstler ist es wichtig, verstanden zu werden. Kunst hat ja eine Riesenaufgabe: Sie sollte Menschen unter anderem freier, offener, toleranter machen und bestimmte Thematiken kritisch beleuchten. Ich will Menschen ein gutes Gefühl geben, damit sie sich besser und respektierter fühlen.
Fällt es Ihnen leicht, Glück weiterzugeben? Ich fühle mich als ein junger Alter – jung genug für Neues, aber mit einer gewissen Form von Weisheit. Wenn ich daran denke, worüber ich mir früher Sorgen gemacht habe: ob ich ein guter Liebhaber bin, ob das Hemd zur Hose passt, ob ich cool genug bin. Völlig banale Sachen. Mit der Zeit relativieren sich solche Dinge, man gewinnt Selbstvertrauen, findet seinen Stil. Dann kann man glücklich sein – und das Glück auch weitergeben.
Will man im reifen Alter denn weniger gefallen? Natürlich will man gefallen, aber das spielt eine geringere Rolle. Wer das ganz verliert, hat aufgegeben.
Wissen Sie, wann ein Werk von Ihnen fertig ist? Ob es gut ist? Wissen? Das Gefühl liegt im Bauch. Ein Werk muss wachsen. Es muss gut verdaut werden, sage ich gern. Deshalb gehe ich immer wieder daran vorbei und lasse es auf mich wirken. Manchmal weiß ich erst Jahre später, ob es wirklich gelungen ist.
Trennen Sie sich leicht von Werken, auf die Sie stolz sind?
Oh nein! Bei vielen Ausstellungen bin ich froh, wenn bestimmte Werke nicht verkauft wurden.
Ist Ihre Künstlerseele also stärker als die des Kaufmanns? Ich bin Künstler, weniger Kaufmann, dennoch will ich mein Studio kommerziell erfolgreich führen. Wer verkauft, gilt als erfolgreich. Und wer hohe Preise aufrufen kann, ist supererfolgreich.
Ihr Vater war ein renommierter Kunstsammler und Fotograf. Wie schwer war es für Sie, sich von ihm abzugrenzen und gleichzeitig den Namen Sachs groß zu halten? Ich habe mich immer als eigenes Individuum gefühlt. Als Jugendlicher hatte ich sehr großen Respekt vor meinem Vater, ich fand bewundernswert, was er aufgebaut hat, dass er als Deutscher in die Welt gezogen ist.
War Ihnen das wilde Leben Ihres Vaters manchmal peinlich? Als Kind habe ich das nicht registriert und es gab nichts, um Peinlichkeit zu bewirken. Später fand ich sein Leben spannend und cool. In seiner Welt ging es ja immer recht fröhlich zu, er hatte tolle Freunde und ständig waren hübsche Mädchen im Haus.
Wie blicken Sie auf das künstlerische Schaffen Ihres Vaters? Er war ein brillanter Kunstsammler, er hatte ein scharfes Auge und einen großartigen Geschmack. Als Fotograf war er ein Ästhet und hatte ein super Gefühl für den Zeitgeist.
Haben Sie das Fotografieren von ihm gelernt? Es war umgekehrt. Ich hatte im Internat angefangen, mich intensiv mit Fotografie zu beschäftigen, und habe meinen Vater beraten, als er seine erste Fotoausrüstung kaufte. Ich wusste damals genau, welche Kameras und Objektive nötig waren.
Sind Sie kreativer, wenn Sie glücklich oder unglücklich sind? Wenn ich glücklich bin. Meine Kunst soll glücklich sein. Unglück hängt mir wie Blei in der Seele, da kann ich nicht arbeiten. Um inspiriert zu sein, brauche ich Harmonie und Frieden.
WIR FÜHREN EINE SEHR HARMONISCHE BEZIEHUNG