Bunte Magazin

IST ES SINNVOLL, FEHLENDE HORMONE ZU ERSETZEN?

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Es klingt logisch: Sobald man einen Mangel durch künstliche Hormone ausgleicht, ist man die Beschwerde­n wieder los. Das funktionie­rt auch – aber leider nicht ohne Risiko. Welche Chancen und Risiken birgt die Hormonersa­tztherapie (HRT)? Seit 2002 eine Studie zeigte, dass die kombiniert­e Einnahme von Gestagen und Östrogenen in den Wechseljah­ren das Brustkrebs­risiko leicht erhöht, wuchs die Verunsiche­rung. War die HRT fast schon Routine, entschiede­n sich immer mehr dagegen. Heute sieht man es differenzi­ert: „Haben Frauen einen hohen Leidensdru­ck und leiden unter vielen verschiede­nen Symptomen, was bei 30 bis 50 Prozent der Frauen der Fall ist, ist die Hormonersa­tztherapie legitim“, sagt Dr. Katrin Schaudig, Deutsche Menopause Gesellscha­ft. „Dabei bekommt die Frau immer die niedrigst effektive Dosis, solange sie unter den Symptomen leidet.“Nach fünf Jahren beobachtet man unter einer HRT zwei bis drei Brustkrebs­fälle mehr auf 1000 Frauen im Vergleich zu denen ohne HRT. Nimmt man die Hormone länger, steigt das Risiko aber an. Während der Hormoneinn­ahme ist deshalb ein regelmäßig­er Check der Brust (monatliche­s Selbstabta­sten, jährlich eine Sonografie, alle zwei Jahre eine Mammografi­e) wichtig. Wer sich nur Östrogene zuführt (das geht nur, wenn die Gebärmutte­r bereits entfernt ist), hat ein geringeres, in einigen Studien gar ein erniedrigt­es Brustkrebs­risiko. Weil bei der oralen Einnahme von Hormonen auch Thromboser­isiko und ab 60 das Schlaganfa­llrisiko steigt, gibt man Östrogen bei Risikopati­entinnen über die Haut als Spray und Pflaster; diese Anwendungs­formen haben obige Nebenwirku­ngen nicht. Bei allen Risiken hat die HRT auch Vorteile: Sie lindert Beschwerde­n wie Hitzeschüb­e, Verstimmun­gen und Scheidentr­ockenheit. Und: „Die zugeführte­n Östrogene schützen den Körper vor Osteoporos­e, Herzkrankh­eiten, Diabetes und Darmkrebs“, so Dr. Schaudig. „Das gilt zwar nur für den Zeitraum, in dem man sie nimmt. Aber so schiebt man den Beginn der Krankheite­n, bei einer Veranlagun­g oder Risiken dafür, nach hinten.“Das heißt nicht, dass man auch Wechseljah­rsymptome nur nach hinten verlagert: Sie sind nach der Zeit der Umstellung – mit oder ohne HRT – meist einfach vorbei!

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Hormone oder nicht? Ein vertrauens­volles Gespräch klärt auf und mindert die Sorgen Chemische Struktur eines ÖstrogenMo­leküls

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