Sonya Kraus & Julia Malik:
JULIA MALIK und SONYA KRAUS fordern Solidarität und Hilfen für Eltern. Ein Experte schildert, wie sehr die Kleinsten und Schwächsten in der Pandemie leiden
Zwei Mütter über den Stress in Corona-Zeiten
Ein Rennen auf zwei sich bewegenden Tonnen und man jongliert noch zwei Tabletts dabei. So beschreibt Schauspielerin Julia Malik, 44, die vergangenen 15 Monate. „Alleinerziehend mit zwei Kindern Homeschooling zu machen, ist ein schmerzhafter Balanceakt. Immer vernachlässigt man etwas. Mit meinem neuen Roman hänge ich ein Jahr hinterher“, sagt sie zu BUNTE.
Immerhin gehen ihre Kinder Elsa, 12, und Arthur, 8, in Berlin seit Februar wieder im Wechselunterricht zur Schule. „Das war eine enorme Erleichterung“, sagt Malik, die gleichzeitig noch Filme fürs ZDF und die ARD gedreht hat. „Bedenklich finde ich, dass die Kinder so isoliert werden. Nur mit Maske im Unterricht, keine gemeinsamen Aktivitäten im Hort. Dieses Abgetrenntsein macht mich traurig.“Ohne spontane Treffen gehe der Kontakt zu den Freunden schnell verloren. „Ich hoffe, dass wir nach den Sommerferien geimpft sind und ins Leben zurückkehren. Und dass es viele unbürokratische Förderprogramme geben wird, gerade für Kinder, deren Eltern sich nicht so gut kümmern konnten.“
Auch Moderatorin und Schauspielerin Sonya Kraus, 47, freut sich wieder auf normale Zeiten für sich und ihre beiden achtund zehnjährigen Söhne. „Zeitweise bin ich nur noch wie ein Feldwebel daheim
DIE KINDER BRAUCHEN JETZT FÖRDERUNG, DAS SIND WIR IHNEN SCHULDIG
„WIR SEHEN GEWICHTSZUNAHMEN VON BIS ZU 30 KILO“
rumgelaufen. Manchmal war ich am Rande des Nervenzusammenbruchs, vor allem aus Sorge um meine Mutter. Seit Oma geimpft ist, geht es uns allen wieder besser“, verrät sie BUNTE. Sie hat sich mittlerweile für ein wenig Anarchie entschieden. „Ich habe meinen Kindern irgendwann selbst die Verantwortung für die Schule übertragen. Es ging nicht anders, ich konnte mich selbst nicht mehr ertragen. Und wenn sie bis 15 Uhr im Schlafanzug blieben, habe ich das so hingenommen. Ich streite nur noch um überlebenswichtige Dinge“, sagt sie lachend. „Gott sei Dank habe ich meinen Humor nie verloren. Aber wenn ich an alleinerziehende Mütter mit wenig Geld denke, an Eltern, die psychisch nicht stabil sind, für sie ist das kaum zu schaffen.“
Das kann Kinderarzt Jakob Maske, Sprecher des Landesverbands Berlin der Kinder- und Jugendärzte, bestätigen. Er sieht in seiner täglichen Praxis die Auswirkungen der Lockdowns auf seine kleinen Patienten. „Wir haben Kinder, die haben 15, 20, sogar 30 Kilo im letzten Jahr zugenommen. Die sitzen mehr als zehn Stunden pro Tag vorm Computer, haben keinen Tag-und-Nacht-Rhythmus mehr, weil sie bis 3 Uhr morgens zocken. Viele Eltern schaffen es nicht, ihren Kindern die nötige Struktur zu geben. Wie auch, neben Arbeit und existenziellen Sorgen.“Er findet, dass die Kinder in der Pandemie einen zu hohen Preis bezahlt haben. „Und jetzt wird davon geredet, dass Kinder nur geimpft in die Schule gehen sollen, dabei ist noch gar kein Impfstoff für sie verfügbar“, sagt er zu BUNTE. Der Nachwuchs ist zum Schulbesuch verpflichtet und muss sich zudem obligatorisch testen lassen: „Ich kann nicht nachvollziehen, warum man ihnen so viel aufbürdet. Das muss aufhören, wir müssen ihr Wohlergehen endlich politisch in den Mittelpunkt stellen, sonst werden die Schäden bei vielen Kindern irreversibel sein.“
SCHULEN ZU SCHLIESSEN, DARF KÜNFTIG NUR DAS ALLERLETZTE MITTEL SEIN