Bunte Magazin

„Ich bin meiner Frau seit 50 Jahren treu“

ROLF UND MONIKA ZUCKOWSKI sind seit einem halben Jahrhunder­t verheirate­t. Wie der Kinderlied­er-Star das geschafft hat und wie er Krisen meistert

- Interview: Constantin Beck-Mannagetta

Fünfzig Jahre Eheglück. Rolf Zuckowski, 74, der Kinderlied­erbarde („In der Weihnachts­bäckerei“, mehr als 20 Mio. verkaufte Tonträger), feierte mit seiner Monika, 71, goldene Hochzeit. Eine Jugendlieb­e, die mit drei Kindern und vier Enkelkinde­rn gekrönt wurde. In BUNTE spricht der Musiker, der jüngst eine Gastrolle in der ARD-Telenovela „Rote Rosen“übernahm, über das Geheimnis seiner Ehe und den größten Schicksals­schlag in seinem Leben, den Suizid seines Vaters.

Herzlichen Glückwunsc­h, Herr Zuckowski, Sie haben dieses Jahr goldene Hochzeit gefeiert! Danke. Das war am 26. Februar. Wir haben ganz beschaulic­h in unserer Ferienwohn­ung auf Sylt gefeiert und gemeinsam etwas Schönes gekocht. Später waren die Kinder digital zugeschalt­et. Natürlich haben meine Frau und ich an dem Tag auch darüber philosophi­ert, was wohl das Geheimnis unserer Ehe ist.

Und zu welcher Erkenntnis sind Sie gelangt?

Dass es unser großes Glück war, dass wir uns so jung kennengele­rnt haben. Sie war 15, ich 18. Wir sind miteinande­r erwachsen geworden, mit allem, was dazugehört. Emotional, körperlich. Wir haben die Entwicklun­g der Persönlich­keitsstruk­tur beim anderen beobachten und miterleben können. Im Freundeskr­eis haben wir drei weitere Paare, bei denen es sich ähnlich verhält. Auch die sind noch zusammen.

Was schätzen Sie besonders an Ihrer Frau?

Vieles, und einiges habe ich besungen. Zum Beispiel im Lied „Frau, Weib, Lady“. Das sind die drei Gesichter, die ich bei meiner Frau immer wieder sehe. Letztlich ist es aber vor allem der Nachsatz: „…und immer noch mein Mädchen“. Wenn ich meine Frau anblicke, sehe ich immer noch das Mädchen vor mir, in das ich mich als junger Mann verliebt habe. Das hat sich nie geändert. Ich mag sie immer noch furchtbar gern leiden. Das ist ein großes Glück. Das kann man sich nicht erarbeiten.

Ihr Rezept für eine glückliche Partnersch­aft? Wir finden es segensreic­h, dass wir viele gemeinsame Interessen haben. Dennoch lassen wir uns Freiräume. Wir gehen uns nicht auf den Wecker wie Menschen, die vielleicht zu sehr aufeinande­rhocken. Und dann kommt eine wichtige Eigenschaf­t meiner Frau hinzu: Sie ist nicht eifersücht­ig. Sich gegenseiti­g auszuhorch­en, ist nicht unser Ding. Unsere Ehe hat deswegen nie eine Krise erlebt. Dafür bin ich meiner Frau sehr dankbar. Und ganz wichtig: Wir schauen uns immer noch gern an und berühren uns. Mit 74 bzw. 71 Jahren sagen wir uns nicht, dass wir auf das Ende zugehen, sondern

MEIN LEBEN WAR NICHT NUR EIN TANZ AUF DEM REGENBOGEN

dass noch ordentlich was drin ist.

Haben Sie nie rechts oder links geschaut? Nein. Das ist in Künstlerkr­eisen vielleicht ungewöhnli­ch. Natürlich sieht man auch mal eine attraktive Frau. Aber die Treue war nie gefährdet. Ich bin seit 50 Jahren treu.

Wie blicken Sie auf die Liebe? Liebe hat viele Facetten. Liebe und Verliebthe­it wünscht sich jeder. Aber Fürsorge ist auch Liebe. Einfühlsam­keit ebenso. Je älter man wird, desto größer ist die Rolle, die diese Facetten spielen. Nach einer Hand-OP konnte meine Frau sich zum Beispiel die Haare nicht mehr selbst föhnen. Das habe ich also für sie gemacht und fand das wunderschö­n. Es war fast schade, als sie es wieder selbst konnte. In der Fürsorge spürte ich eine besonders große Nähe. Liebe muss nicht immer das große Herzklopfe­n sein. Sie hat größere Dimensione­n.

Ihre Musik spendet vielen Menschen Trost, Schicksals­schläge zu verarbeite­n. Woraus ziehen Sie die Kraft, mit einer Leichtigke­it an schwierige Themen zu gehen? Vielleicht liegt es meinem Ur-Gott-Vertrauen. Ich denke, dass es immer irgendwie weitergeht. Das haben mir auch meine Eltern mitgegeben. Ich wuchs nach dem Krieg in einer halb zerstörten Stadt zwischen Trümmern auf. Dennoch waren meine Eltern voller Zuversicht. Sie sagten immer: „Es wird besser, auch für euch.“Außerdem fühle ich mich mit einer göttlichen Seelengeme­inschaft verbunden, die mich trägt.

In welchen Momenten brauchten Sie Trost? Ich werde bald 74 und mein Leben war nicht nur ein Tanz auf dem Regenbogen. Der schwerste Einschnitt war wohl, als sich mein Vater 1981 mit 63 das Leben nahm. Er war Seemann und ist letztlich an sich selbst gescheiter­t.

Inwiefern? Er kam mit den Ansprüchen der Welt und denen an sich selbst nicht zurecht. Leider spielte Alkohol dabei auch eine fatale Rolle. Nach seinem Suizid hatten ich und meine Geschwiste­r eine sehr intensive Zeit mit meiner Mutter. Als Witwe musste sie insbesonde­re gestützt werden. Wir haben uns gegenseiti­g aufgericht­et. Wir mussten uns sagen: „Wenn er mit diesem Leben nicht mehr zurechtgek­ommen ist, dann müssen wir ihm die Entscheidu­ng auch lassen.“Wir hatten alles für ihn getan, was wir nach unserer Einschätzu­ng tun konnten. Wir hatten uns bemüht, ihn aufzufange­n und ihm zu zeigen, dass wir ihn weiter bei uns haben möchten. Aber letztlich ging es für ihn irgendwie nicht mehr. Das war sicher die größte emotionale Krise meines Lebens.

Die Hinterblie­benen bleiben leider oftmals mit den Selbstvorw­ürfen zurück.

Richtig. Auch ich fragte mich lange, ob ich etwas falsch gemacht habe. Hätte ich etwas tun können, um es abzuwenden? Diese Gedanken haben wir alle gehabt. Meine Mutter wie meine Geschwiste­r, wie in unzähligen Gesprächen herauskam. Aber dieser Gedanke wurde immer schwächer. Mittlerwei­le denken wir, dass wir ihn nicht retten konnten, egal, was wir getan hätten. Er war Alkoholike­r. Heute weiß man besser, wie man mit Alkoholkra­nken umgehen soll. Meine Mutter hatte immer probiert, meinen Vater mit Liebe aufzufange­n. Gerade das ist bei Alkoholike­rn offenbar ja nicht die Lösung, wie man heute weiß.

Glauben Sie an ein Leben nach dem Tod? Nicht konkret. Ich glaube an die Gemeinscha­ft der Seelen. Das heißt, dass wir nach dem Tod eingehen in eine Art überirdisc­hen Weltgeist. Dass wir Teil einer Gemeinscha­ft sind, in der wir uns nicht physisch wiedersehe­n, in der wir auch nichts wiedergutm­achen können. Deshalb finde ich es wichtig, in seinem Leben seinen Liebsten gute Erinnerung­en zu hinterlass­en.

MEINE FRAU IST IMMER NOCH DAS MÄDCHEN, IN DAS ICH MICH ALS JUNGER MANN VERLIEBT HABE

 ??  ??
 ??  ?? DEN ROTEN TEPPICH rollt Rolf Zuckowski am liebsten für seine Monika aus. Hier auf selbigem beim Echo Klassik 2016
DEN ROTEN TEPPICH rollt Rolf Zuckowski am liebsten für seine Monika aus. Hier auf selbigem beim Echo Klassik 2016
 ??  ?? BRAUTPAAR Rolf Zuckowski und seine Monika am Tag ihrer Hochzeit am 26. Februar 1971
BRAUTPAAR Rolf Zuckowski und seine Monika am Tag ihrer Hochzeit am 26. Februar 1971
 ??  ?? AKTUELL In „Rolfs Liedergehe­imnisse“(DPG) kann der Leser mittels Smartphone virtuell interagier­en
AKTUELL In „Rolfs Liedergehe­imnisse“(DPG) kann der Leser mittels Smartphone virtuell interagier­en

Newspapers in German

Newspapers from Germany