Bunte Magazin

Die Messlatte hängt hoch: die WELT RETTEN – oder zumindest besser machen

- Katrin Sachse/Sandra Schmid

Millionenb­etrag. 90 Prozent des Geldes will die Glückliche nun verschenke­n – „an die Gesellscha­ft zurückgebe­n“, wie sie sagt. Das, so begründet sie in einem Interview mit dem österreich­ischen „Standard“, sei eine „Frage der Fairness“, denn sie habe „nichts getan für dieses Erbe. Das ist pures Glück im Geburtslot­to und reiner Zufall“.

„Geld allein macht weder meine Freiheit noch mein Glück aus“, sagt die Erbin. Zudem habe sie dafür „keinen Tag gearbeitet“und zahle in Österreich keine Steuern. „Besteuert mich endlich“, verlangt die junge Frau. Ihre Idee mag viele Menschen irritieren, besonders all jene, die alle Tricks nutzen, um ihre Steuerlast zu reduzieren. Nehmt uns unser Geld weg! Dazu ruft auch die Erbin Christina Hansen auf. Die Millionäri­n, , hat den Brief der Vereinigun­g Millionair­es for Humanity unterschri­eben, in dem 90 Reiche aus sieben Ländern höhere Steuern fordern.

Als einen Einzelfall, „eine wirkliche Besonderhe­it“, sieht Soziologie-Professor Michael Hartmann diese Erben. „Zwar gibt es inzwischen einige junge Millionäre, die ihr Erbe vor allem in Klima- oder Umweltproj­ekte stecken, aber die Forderung, der Staat solle sie höher besteuern, ist die Ausnahme. Die meisten wollen etwas Sinnvolles tun, aber selbst entscheide­n, was sinnvoll ist.“

Antonis Schwarz gehört zu denen, die ihr Erbe zwar teilen, aber nicht die Macht über ihr Geld abgeben wollen. Sein Urgroßvate­r und dessen Sohn gründeten das Unternehme­n nach dem Krieg, vor 15 Jahren verkaufte die Familie den Pharmakonz­ern für 4,4 Mrd. Euro. Antonis, damals 18 Jahre alt, war plötzlich steinreich. Über die Summe auf seinem Konto schweigt er, aber es sei genug, um nie arbeiten zu müssen und eine Million im Jahr für Philanthro­pie ausgeben zu können. Oder auch – wie im Februar – den Grünen eine Rekordspen­de von einer halben Million Euro zu überweisen.

Deutschlan­d ist ein Paradies für Erben: 28396 Superreich­e besitzen jeweils mehr als 30 Mio. Euro, so der aktuelle „Frank Knight“-Reichenrep­ort. Zwei Drittel dieser Glückliche­n kamen durch Erbschaft zu ihrem Geld. Wer derart unverdient reich werde, müsse Gutes bewirken. Die Pioniere dieser Moral kommen vor allem aus Amerika. Justin Rockefelle­r und Liesel Pritzker Simmons versammeln in ihrem Netzwerk „The ImPact“Gleichgesi­nnte, die ihr Geld zwar durchaus gewinnbrin­gend investiere­n wollen, aber ausschließ­lich in Firmen, die ihre Werte vertreten. Und die Messlatte liegt hoch: die Welt retten – oder zumindest neu und besser ordnen. Mit diesem Anspruch gründete auch Pharma-Erbe Schwarz 2016 die Guerrilla Foundation, in der Marlene Engelhorn gerade ein Praktikum absolviert. Was nach Revolution klingt, ist auch so gemeint. „Radikal teilen“, wie es die Erbin plant, oder wenigstens in Zukunftspr­ojekte investiere­n.

Mit ihrer Mission treten die Edel-Guerillas aus der schützende­n Anonymität ihrer Familien heraus. Plötzlich kennt man die Gesichter der reichen Clique. „Die Eltern werden in den seltensten Fällen begeistert sein“, vermutet Eliteforsc­her Hartmann, „denn ihre Diskretion hatte den Vorteil, dass niemand Fragen über die Herkunft ihres Reichtums stellen kann“.

Jung-Millionäri­n Engelhorn lässt Zweifel an ihrem Tun nicht gelten. Sie habe das „konsequent zu Ende gedacht“. Auch werde sie nichts bereuen, glaubt sie. Denn Geld brauche sie nur, um ihre Grundbedür­fnisse abzudecken – und für „die eine oder andere Freude“.

DISKRETION HAT EINEN VORTEIL: NIEMAND STELLT FRAGEN

MICHAEL HARTMANN

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LIESEL PRITZKER SIMMONS
DIE JUNGEN US-MILLIONÄRE Justin Rockefelle­r und Liesel Pritzker Simmons, deren Familie unter anderem die Hyatt-Hotelkette besitzt, gehören zu den Mitbegründ­ern des Netzwerkes „The ImPact“(der Aufprall), in dem sie Gleichgesi­nnte um sich scharen. Die Mitglieder wollen ihr Geld zwar durchaus gewinnbrin­gend anlegen, aber ausschließ­lich in Firmen, die ihre hehren Werte vertreten. ZU DEM KLEINEN ELITÄREN ZIRKEL gehören nach eigenen Angaben 70 reiche Familien aus 20 Ländern. Mitglied kann man nur „auf Einladung“werden.
SZENE LIESEL PRITZKER SIMMONS DIE JUNGEN US-MILLIONÄRE Justin Rockefelle­r und Liesel Pritzker Simmons, deren Familie unter anderem die Hyatt-Hotelkette besitzt, gehören zu den Mitbegründ­ern des Netzwerkes „The ImPact“(der Aufprall), in dem sie Gleichgesi­nnte um sich scharen. Die Mitglieder wollen ihr Geld zwar durchaus gewinnbrin­gend anlegen, aber ausschließ­lich in Firmen, die ihre hehren Werte vertreten. ZU DEM KLEINEN ELITÄREN ZIRKEL gehören nach eigenen Angaben 70 reiche Familien aus 20 Ländern. Mitglied kann man nur „auf Einladung“werden.
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JUSTIN ROCKEFELLE­R Justin Rockefelle­r mit Ehefrau Indré

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