Sinéad O’Connor:
SINÉAD O’CONNOR Die Sängerin spricht über ihr Karriereende und darüber, warum sie den Kontakt zu ihren Kindern abbrach
Schwere Depressionen
Lange war es still gewesen um Sinéad O’Connor, 54. Jetzt offenbart die irische Sängerin in ihrer Autobiografie „Erinnerungen“, dass sie nach einer gynäkologischen Operation gegen schwere Depressionen anzukämpfen hatte. 2015 wurden der zierlichen Frau, die 1990 mit „Nothing Compares 2 U“einen Welthit landete, die Eierstöcke als auch ihre Gebärmutter entfernt. Der Grund: schmerzhafte Entzündungen und Zysten aufgrund von Endometriose, die sich in ihrem Bauchraum ausbreiteten.
Die Ärzte entschieden sich zu dem drastischen Schritt und befreiten Sinéad O’Connor so von ihren körperlichen Schmerzen – doch mental ging es ihr nach der Operation viel schlechter, wie sie heute sagt. „Niemand hatte mir erklärt, dass der Verlust der Eierstöcke zu einer zehntausendmal heftiger empfundenen Menopause führen könnte. Man bot mir auch keine Hormonersatztherapie an“, klagt sie an. Nach dem Eingriff fühlte sie sich so traurig, dass sie sogar den Kontakt zu ihrer Familie abbrach sowie ihre Karriere beendete. Sie spricht von einem „völligen Zusammenbruch“.
Und von großer Einsamkeit: Die Sängerin ist Mutter von vier Kindern, doch selbst von Jake, 33, Roisin, 25, Shane, 17, und Yeshua, 14, entfernte sie sich. „Niemand, der mich kannte, wollte noch etwas mit mir zu tun haben; ich stand dermaßen neben mir, dass sie alle schreckliche Angst vor mir hatten.“
Der Seelenschmerz, den Sinéad O’Connor so oft in ihrer Musik zum Ausdruck brachte, wurde immer schlimmer. Sechs Jahre lang suchte sie Hilfe bei Ärzten und Therapeuten, verbrachte immer wieder Tage, Wochen, Monate in klinischen Einrichtungen, die sich ihrer Depressionen annahmen. Erst vor wenigen Monaten, während des Schreibens ihres Buchs, fand sie wieder einen Zugang zu sich selbst und machte Frieden mit sich und ihrem Körper. „Davor war ich nicht wirklich gegenwärtig“, schreibt sie.
Auch das Verhältnis zu ihren Kindern besserte sich, wie sie heute sagt. Liebevoll schwärmt sie: „Sie sind absolut mitfühlende, witzige und fleißige Menschen, auf die ich stolzer gar nicht sein könnte.“
Ob sie ihre Depression je vollständig in den Griff bekommen wird, wagt sie selbst noch nicht zu prognostizieren. Zu tief sitzen auch die Verletzungen durch ihre Mutter Marie, die Sinéad als Kind schlug und misshandelte. „Meine Mutter hat mich auch oft unter der Treppe eingesperrt.“Dem britischen „The Guardian“sagte sie: „Ich glaube, gerade geht es mir gut. Aber ich bin nicht dumm genug zu denken, dass ich keine Rückfälle haben werde. Ich bin eine Missbrauchsüberlebende, die sich erholt, und das ist eine Lebensaufgabe.“
ICH STAND DERMASSEN NEBEN MIR, DASS ALLE ANGST VOR MIR HATTEN. NIEMAND WOLLTE MIT MIR ZU TUN HABEN