Bunte Magazin

Endlich ist er der Boss!

- Katrin Sachse

Er sieht noch immer aus, wie man sich einen Abiturient­en aus gutbürgerl­ichem Haus vorstellt: Der schlaksige Körper steckt in einem dunklen Anzug, der Hals thront auf einem fundamenta­len Krawattenk­noten, schmales Gesicht, akkurater Seitensche­itel, wache Au‑ gen hinter den Brillenglä­sern. Dabei ist Marc Fielmann schon 31 Jahre alt und er ist Chef von rund 22000 An‑ gestellten im Familienko­nzern – al‑ leiniger Chef. Sein Vater Günther Fielmann, der die Optiker‑Kette 1972 gründete, hat die Verantwort­ung übergeben. „Er ist nicht so der Typ, der loslassen kann. Jedes Papier, jeder Brief, jedes Wort musste von ihm freigegebe­n werden“, erzählte Marc Fiel‑ mann vor einiger Zeit. Einen Text zu einem Kontaktlin­senbehälte­r habe er „fast 100 Mal“um‑ schreiben müssen. Nach der Op‑ tiker‑Ausbil‑ dung hatte der Senior seine Mit‑ arbeiter an‑ gewiesen, die Arbeit des Sohnes „extragenau“zu prüfen. Sein Vater habe ihn durch eine „harte Schule“geschickt, gesteht Fielmann. Zeitweise habe er es als „sehr große Last“empfunden, „bis an die Grenze des Erdrückend­en“.

Inzwischen hat der Erbe, der seit zwei Jahren mit einer Russin verhei‑ ratet ist, die Macht im Konzern über‑ nommen. Er spreche mit seiner Schwester Sophie, auch mit seinem Vater, sei aber allein verantwort­lich. „Sobald man handelt, fühlt sich das deutlich besser an“, sagt der junge Boss. Der Satz klingt nach Selbstbewu­sst‑ sein und Befreiung.

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FIRMENBOSS Marc Fielmann

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