Endlich ist er der Boss!
Er sieht noch immer aus, wie man sich einen Abiturienten aus gutbürgerlichem Haus vorstellt: Der schlaksige Körper steckt in einem dunklen Anzug, der Hals thront auf einem fundamentalen Krawattenknoten, schmales Gesicht, akkurater Seitenscheitel, wache Au‑ gen hinter den Brillengläsern. Dabei ist Marc Fielmann schon 31 Jahre alt und er ist Chef von rund 22000 An‑ gestellten im Familienkonzern – al‑ leiniger Chef. Sein Vater Günther Fielmann, der die Optiker‑Kette 1972 gründete, hat die Verantwortung übergeben. „Er ist nicht so der Typ, der loslassen kann. Jedes Papier, jeder Brief, jedes Wort musste von ihm freigegeben werden“, erzählte Marc Fiel‑ mann vor einiger Zeit. Einen Text zu einem Kontaktlinsenbehälter habe er „fast 100 Mal“um‑ schreiben müssen. Nach der Op‑ tiker‑Ausbil‑ dung hatte der Senior seine Mit‑ arbeiter an‑ gewiesen, die Arbeit des Sohnes „extragenau“zu prüfen. Sein Vater habe ihn durch eine „harte Schule“geschickt, gesteht Fielmann. Zeitweise habe er es als „sehr große Last“empfunden, „bis an die Grenze des Erdrückenden“.
Inzwischen hat der Erbe, der seit zwei Jahren mit einer Russin verhei‑ ratet ist, die Macht im Konzern über‑ nommen. Er spreche mit seiner Schwester Sophie, auch mit seinem Vater, sei aber allein verantwortlich. „Sobald man handelt, fühlt sich das deutlich besser an“, sagt der junge Boss. Der Satz klingt nach Selbstbewusst‑ sein und Befreiung.