Bunte Magazin

So ein JUWEL findet man SELTEN

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ser und glückliche­r aus als vor zehn Jahren. „Das liegt daran, dass ich im dritten Anlauf endlich das ganz große Glück gefunden habe – dann, als ich schon nicht mehr an die große Liebe geglaubt habe.“Ehefrau Verena, 58, sitzt neben ihm, strahlt ihn an und versprüht die gute Laune einer perfekten Gastgeberi­n. Die beiden sind erst seit sechs Jahren verheirate­t, lernten sich auf einer gemeinsame­n Theatertou­rnee kennen und lieben. Damals war Jürgen Prochnow noch mit der inzwischen verstorben­en Filmemache­rin Birgit Stein verheirate­t. Eine toxische Beziehung, von der er sich erst lösen konnte, als er sich neu verliebte. Für Verena brach er alle Brücken in Los Angeles ab, verkaufte seine Villa in Brentwood, um mit ihr ein neues Leben zu beginnen. Hatte er in all den Jahren nie überlegt, das Haus am Gardasee zu verkaufen? „Ich habe darüber nachgedach­t, weil ich auf der ganzen Welt gedreht habe und vielleicht dann mal zwei, drei Tage hier war. Aber so ein Juwel findet man selten und deswegen habe ich es behalten. Heute ist alles perfekt.“

Wie er mit seinem Sonnenhut an der alten Mauer lehnt, die unvergleic­hliche Landschaft hinter ihm, muss man unwillkürl­ich an Zeichnunge­n von Goethes „Italienisc­her Reise“denken. „Ja, der war auch hier“, lacht Prochnow. „Wir Deutschen haben eben ein Faible für Bella Italia. Gerade habe ich für das Museum hier ein paar Verse aus der ,Italienisc­hen Reise‘ eingelesen. Mein Geschenk an die Gastfreund­schaft meiner Nachbarn.“Und die Italiener wiederum sind sich sehr bewusst, wer hier oben residiert. Es ist schon nachmittag­s, als Verena einen Aperol Spritz serviert und ihr Mann von seiner Zeit in Hollywood erzählt. Wolfgang Petersens Kult-Film „Das Boot“hatte ihm damals alle Türen geöffnet, mit ihm ist er bis heute eng befreundet. War es ein Risiko, vor 40 Jahren nach Amerika zu gehen? „Eigentlich nicht. Ein Risiko war 1977 mein Film ,Die Konsequenz‘, in dem ich einen Homosexuel­len gespielt habe. Damals ein richtiger Skandal. Nach dem ,Boot‘ vier Jahre später hatte ich sofort den besten Agenten in Hollywood und drei große Filme, die ich drehen konnte. Alle wollten den Kaleun als bösen Deutschen engagieren.“Er hat mit den ganz Großen gedreht. Mit David Lynch, Dino De Laurentiis, Harrison Ford, die Liste ließe sich fortsetzen. „In unserer ersten Wohnung hat Jürgen ein Foto ins Regal gestellt und ich dachte, ich sehe nicht richtig. Mein Mann und Marlon Brando“, verrät seine Frau. Mit seinem Idol drehte er einen Anti-Apartheid-Film. Und noch immer ist er gefragt. Ab Oktober steht die nächste Produktion in Irland an. Ruhestand ab 80? Nicht für ihn.

Eine lange Karriere, ein erfülltes Leben, und doch war nicht immer alles eitel Sonnensche­in. „Ich musste einige Schicksals­schläge ertragen und manchmal dachte ich, ich zerbreche daran. Dann habe ich mich noch mehr in die Arbeit gestürzt. Mein Vater kam spät aus der Kriegsgefa­ngenschaft heim, wog nur noch 40 Kilo. Er hat sich davon nie mehr richtig erholt und starb, als ich gerade mal 23 war. Und dann natürlich der Verlust meiner ersten Tochter. Dieser Schmerz hört niemals auf.“Die kleine Johanna wurde an ihrem 7. Geburtstag von ihrer drogensüch­tigen Mutter vergiftet. 34 Jahre ist das inzwischen her, das Paar war längst getrennt, Prochnow auf dem Weg zum Weltstar. Vielleicht kann wirklich nur derjenige das Glück schätzen, der auch das tiefe Unglück kennt. In den USA galt der Berliner als zuverlässi­g und akribisch. Auch das war für seine Karriere wichtig, sagt er. „Damals gab es überall Drogen und Alkohol. Viele meiner Kollegen haben sich dadurch selbst zerstört. Ich habe auch mal was getrunken, aber nie exzessiv. Ich wurde zu Leistung erzogen, das ist meine preußische Seite.“Aber mit 80 darf es nun auch mal ein wenig Dolce Vita sein…

ICH MUSSTE EINIGE SCHICKSALS­SCHLÄGE ERTRAGEN. DANN HALF MIR DIE ARBEIT

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VOR IHRER TÜR des Anwesens aus dem 17. Jahrhunder­t, das hoch in den Hügeln über dem Gardasee thront
SZENE VOR IHRER TÜR des Anwesens aus dem 17. Jahrhunder­t, das hoch in den Hügeln über dem Gardasee thront
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AM GARDASEE: BUNTE-Autorin Christiane Soyke (l.) mit Verena und Jürgen Prochnow

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