Bunte Magazin

Editorial

- ROBERT PÖLZER Chefredakt­eur

Jeden Tag begegnen uns Situatio‑ nen, bei denen uns im Nachhi‑ nein eiskalt ein Schauer über den Rücken läuft: „Das hätte auch viel schlimmer ausgehen können!“Der Blu‑ mentopf, der vom Balkon fällt und uns nur um wenige Schritte verfehlt. Der Chef, der gerade in dem Moment um die Ecke kommt, in dem man so richtig über ihn ablästert – er es aber trotzdem nicht hört. Das Flugzeug, welches man ärger‑ licherweis­e verpasst, das aber dann spä‑ ter zur Notlandung gezwungen wird. Wir sprechen dann gerne von einem „Schutzenge­l“, der uns vor Schlimme‑ rem bewahrt hat. Dabei meinen wir nicht unbedingt ein himmlische­s We‑ sen mit Flügeln, sondern eine schicksal‑ hafte Kraft. Eine Kraft, die wir spüren, uns aber nicht erklären können.

Schauspiel­erin Isolde Barth kann von dieser Kraft berichten. Sie war vor einem Jahr dem Tod näher als dem Leben. „Es ist wirklich ein Wunder, dass ich vor einem Jahr nicht gestorben bin. Dassel‑ be sagt mir auch mein Kardiologe jedes

Mal, wenn er mich untersucht. Ich muss wohl ziemlich viele Schutzenge­l gehabt haben.“

Eine Ärztin hatte zunächst Isolde Barths Übelkeit auf eine Lebensmitt­el‑ vergiftung zurückgefü­hrt. Tatsächlic­h war ihre Hauptschla­gader direkt am Herzen gerissen – ein dramatisch­er me‑ dizinische­r Notfall! Hätte ihre Nachba‑ rin damals nicht darauf bestanden: „Du gehst jetzt sofort ins Krankenhau­s!“– die Schauspiel­erin wäre seit einem Jahr tot. Tagelang kämpften Herzchi‑ rurgen um ihr Leben. „Ich be‑ fand mich in einem sogenannte­n postoperat­iven Delir, litt unter den schrecklic­hsten Albträu‑ men“– „Heute bin ich vollkom‑ men genesen“, sagt sie, „man sieht nur noch meine feine Nar‑ be auf dem Brustbein.“

Diesmal kam der Schutzenge­l in Gestalt einer Nachbarin. Und diese kam, weil ihr Isolde am Herzen liegt. Und weil Isolde ihr mit Freundlich­keit, Zuneigung, Vertrauen und guten Gedanken begegnet. Wir haben es selbst in der Hand, ob ein Schutzenge­l uns begleitet. Genauso wie wir mit bösen Gedanken das Gute ver‑ treiben und damit das Schlechte anzie‑ hen. Wer Liebe schenkt, bekommt Liebe zurück.

Verschloss­ene Türen bleiben zu.

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DANKBAR Das beherzte Eingreifen einer Nachbarin rettete Schauspiel­erin Isolde Barth das Leben
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