Die schönste LIEBE des deutschen Sports
FLORIAN WELLBROCK & SARAH KÖHLER Die Schwimm-Stars gewannen bei Olympia Gold und Bronze – und bald wird geheiratet. Sie träumen von einem Haus mit Garten
SPORT
Der Schwimmstar träumt mit Freundin Sarah Köhler von einer Familie
Es ist sein ganz persönliches „Sommermärchen“: Florian Wellbrock, 23, ist Olympiasieger und der beste Schwimmer der Welt – weil er sowohl im Becken als auch in freien Gewässern Weltklasse ist, das kriegt kein anderer hin. Und auch in der Liebe ist der Magdeburger überglücklich: Seine Verlobte Sarah Köhler, 27, gewann über die 1500 Meter Freistil die Bronzemedaille. Kein deutsches Liebespaar war erfolgreicher. BUNTE sprach mit dem „Goldfischer“, für den zehn Kilometer Schwimmen so leicht sind wie für Normalmenschen 100 Meter.
Sie haben 2019 als Schwimm-Weltmeister den BAMBI bekommen. Wie sehr hat Sie das Reh auf dem Weg zum Olympiasieg motiviert? Sehr. Für mich war der BAMBI immer ein Preis, den sonst nur die Schönen und Reichen bekommen. Das war eine große Wertschätzung, die mir einen Schub gab. Er steht bei mir in der Vitrine und ich liebe es, daran vorbeizugehen.
Was geschieht da bei so einem Rennen, was denken Sie? Am Anfang habe ich den Kopf noch in Betrieb und beobachte die Konkurrenz, dann schalte ich auf Autopilot und gerate in eine Art Trance. Es ist wie ein meditativer Zustand, da spielt sich ein Film ab. Die letzten 1000 Meter höre ich dann zwei Stimmen in meiner Brust. Die eine sagt: „Junge hör doch auf, du hast schlimme Schmerzen bei 30 Grad im Wasser.“Die andere sagt: „Mach weiter, es ist nicht mehr weit.“Die zweite gewinnt immer.
Sehen Sie eigentlich unterwegs Fische? Diesmal nicht, ich war total im Tunnel, aber Fische sind immer ein gutes Zeichen, dass die Wasserqualität gut ist. In Tokio war es trüb und schlammig. Nur vor Haien habe ich Angst.
Schade, dass Ihre Verlobte Sarah Köhler, die Bronze gewann, früher heimreisen musste und bei Ihrem großen Triumph nicht dabei sein konnte. Ja, aber es war ein sehr gutes Gefühl für mich, zu wissen, dass sie bei meinen Eltern ist und sich alle gemeinsam das Rennen ansehen. Ich konnte mich ja darauf einstellen. Am Freitag sind wir uns dann am Flughafen in die Arme gefallen.
Wie wichtig ist Ihre Freundin? Es hilft natürlich, dass wir an einem Strang ziehen und die gleichen Ziele haben. Eine Challenge, wer besser abschneidet, gibt es bei uns nicht. In einer Beziehung sollte man nicht in Konkurrenzverhalten verfallen. Das schadet mehr, als dass es nützt.
Wann heiraten Sie? Es wird wohl Ende 2022 sein, wir suchen noch nach einem Termin. Es ist ein schöner Nebeneffekt des Sports, dass wir uns in einem Trainingslager beim Schwimmen kennengelernt haben. Sonst hätte ich meine große Liebe wohl nie getroffen.
Sie wollten Ihrem Vater die Bronzemedaille schenken – eine große Geste, weil Ihre Eltern so viel für Sie getan haben.
JEDEN TAG, JEDE STUNDE WILL ICH ETWAS BESSERES AUS MIR MACHEN
Er hat abgelehnt, er meint, sie gehört einfach mir. Vielleicht kriege ich auch noch in Magdeburg, wo ich trainiere, einen Stern am Boden, wir haben da so einen Boulevard wie in Hollywood.
Als Kind waren Sie zu schmächtig für die Sprintstrecke. Stimmt, als Kind gehörte ich zu den Kleinsten und Schmalsten, aber jetzt bin ich groß und leicht, bei einer Größe von 1,92 Metern wiege ich 75 Kilo, das ist ideal. Jedes Kilo mehr würde mich Zeit kosten, jedes Kilo weniger könnte Kraft rauben. Auf Ihrer Brust steht das Tattoo „Genieß dein Leben ständig. Du bist länger tot als lebendig“. Hat das etwas mit dem Tod Ihrer Schwester zu tun, die als 13-Jährige beim Schwimmen zusammenbrach? Meine Schwester hat sicher schon ein bisschen dazu beigetragen, dass ich mein Leben so begreife. Aber prinzipiell ist es meine eigene Lebenseinstellung, die sich nach der Pubertät bei mir herauskristallisiert hat. Ich bin der festen Überzeugung, dass ganz viele Menschen in einem Hamsterrad gefangen sind und aus Trott und Bequemlichkeit einfach nicht herauskommen. Ich finde, dass man jeden Tag, jede Stunde, in der man gesund ist, etwas Besseres aus seinem Leben machen kann.
Kriegen Sie das hin? Definitiv. Ich habe mein Hobby Schwimmen zum Beruf gemacht. Das ist ein großes Geschenk, das haben viele nicht. Ich stehe jeden Tag auf und kann das machen, was ich liebe, dem Schwimmsport nachgehen. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich auf etwas verzichten muss, dass mir etwas fehlt.
Sie lieben Rapmusik. Wären Sie lieber Rapper geworden? Na ja, so protzig und prollig, wie manche auftreten, bin ich sicher nicht. Aber Rapper spiegeln ja auch das wider, was ich auf der Brust stehen habe: Die Jungs haben von klein auf ihr Ding durchgezogen. Da finde ich mich wieder. Mir gibt diese Musik vor dem Wettkampf den nötigen Kick und Selbstvertrauen.
Wie viele Tattoos haben Sie? Ich habe drei Stück, links auf der Brust das Zitat aus dem Lied von Sido, dann rechts auf der Brust einen großen Flügel, links unten auf der Hüfte olympische Ringe. Der Flügel steht für Freiheit. Dass man seinen eigenen Weg bestimmt und sich von anderen nichts aufdrängen lässt.
Sie sind ausgebildeter Immobilienkaufmann. Wünschen Sie sich ein eigenes Haus? Natürlich, ein Bungalowhäuschen mit Garten wäre fein.
Träumen Sie auch davon, eine Familie zu gründen? Familie ist ja relativ. Ich fühl mich mit 23 Jahren noch lange nicht in der Lage, Kinder zu erziehen, das Thema ist weit entfernt. Wenn ich an Familie denke, denke ich an Sarah und unseren Hund Kojak, eine Französische Bulldogge. Es war von Sarah ein Kindheitstraum, einen Hund zu haben. Ich bin mit ihm viel draußen an der Elbe.
BEI RAPPERN FINDE ICH MICH WIEDER, DIE MUSIK GIBT MIR KICKS
FAMILIE, DAS IST ERST MAL SARAH UND DER HUND KOJAK