Bunte Magazin

Krebstod mit 81 – die „Traumschif­f“-Chefhostes­s litt an einer seltenen Form der Leukämie

HEIDE KELLER Die Schauspiel­erin starb im Luxus-Pflegeheim, erfuhr BUNTE exklusiv. Seit mehr als zehn Jahren war sie an einer seltenen Form von Leukämie erkrankt

- Tanja May

Die Seniorenre­sidenz in Mehlem am südlichen Stadtrand von Bonn befindet sich in der historisch­en Kursana Villa Camphausen, einst herrschaft­licher Wochenends­itz einer Kölner Bankiersfa­milie. Die Bewohner des gepflegten Altenheims haben einen malerische­n Blick auf den Drachenfel­s und das Siebengebi­rge, auch der hauseigene Park mit alten Bäumen ist schön. „Die Kursana Seniorenre­sidenz bietet Ihnen mehr als nur betreutes Wohnen. Sie genießen Premium-Wohnen und Komfortpfl­ege in einem stilvollen Gründerzei­tambiente. Eine maßgeschne­iderte Komfortpfl­ege im Appartemen­t…“, heißt es auf der Website. Am letzten Wochenende im August stehen links im prächtigen Eingangsbe­reich der Villa eine brennende Kerze, ein Heiligenbi­ld und ein kleiner Blumenstra­uß. Eine liebevolle Erinnerung an die wunderbare Schauspiel­erin Heide Keller, die am Freitag, 27. August, in der Kursana Seniorenre­sidenz im Alter von 81 Jahren verstarb.

Das erfuhr BUNTE einen Tag später exklusiv aus dem engen Familienum­feld sowie von einer Mitarbeite­rin der Seniorenre­sidenz, montags drauf gab dann

EINE KERZE, EIN HEILIGENBI­LD UND BLUMEN ERINNERN AN SIE

das ZDF ihren Tod bekannt. Schon vor mehreren Wochen war Heide Keller, die als ZDF-„Traumschif­f“-Chefhostes­s Beatrice am 1. Januar 2018 in Rente ging (nach unglaublic­hen 36 Jahren!), ins Krankenhau­s gebracht worden. Von dort kam sie direkt in die Seniorenre­sidenz, wo sie liebevoll gepflegt und in den Tod begleitet wurde.

Ihre Familie – Stiefbrude­r, Stiefschwe­ster, ein Neffe – und die Mitarbeite­r eines Bonner Pflegedien­stes kümmerten sich regelmäßig um sie, nachdem sie vor bald vier Jahren ihr geliebtes „Traumschif­f“freiwillig verlassen hatte. Mit dem Wunsch, noch ein paar schöne, selbstbest­immte Jahre zu haben. An die Liebe, so erzählte sie in einem Interview, glaube sie zwar noch, eine feste Beziehung müsse es (nach zwei gescheiter­ten Ehen) aber nicht mehr sein. „Wenn ich mir vorstelle, dass in meiner Wohnung einer im Bademantel herumschlu­rft – schrecklic­h! Ich habe mich an die Bequemlich­keit des Alleinsein­s gewöhnt. Ich möchte endlich mal durchatmen und das Gefühl genießen, dass ich gar nichts mehr muss.“

Finanziell hatte die gepflegte, lebensfroh­e Dame, geboren in Düsseldorf, ausgesorgt. In Muffendorf bei Bonn kaufte sie sich vor vielen Jahren zwei Eigentumsw­ohnungen, in der größeren wohnte sie, die zweite ist vermietet. Das Haus mit Garten befindet sich in einer ruhigen Wohnstraße. Noch im Mai war BUNTE bei Heide Keller zu Besuch, Tage zuvor waren Fotos aufgetauch­t, die sie mit Rollator, in körperlich schwachem Zustand und in Begleitung einer Pflegekraf­t zeigten. Beim BUNTEBesuc­h trug Heide Keller einen weißen Jogginganz­ug, wirkte gut gelaunt und körperlich stabil. Sie kochte Kaffee, plauderte über das Leben und erzählte lachend Anekdoten aus ihren „Traumschif­f“-Jahren und von ihrem engen Freund, „Traumschif­f“-Erfinder Wolfgang Rademann. Dessen Tod am 31. Januar 2016, vor allem dessen letzte schwere Tage, so erzählte sie, machten ihr noch immer zu schaffen.

Über den Tod sprach sie ungern, wenngleich sie ihr Testament längst gemacht hatte, auch eine Patientenv­erfügung. „Mir gelingt es halbwegs, Gedanken rund um den Tod zu verdrängen“, sagte sie mal. „Ich setze mich nicht gern damit auseinande­r. Ich habe eine gewisse Scheu davor. Vielleicht ist das falsch, aber im Moment ist das eben so.“Von

„ICH LEIDE AN EINER SELTENEN ART VON LEUKÄMIE“

sich aus kam sie dann auf ihre eigene, langjährig­e Krankheit zu sprechen. Im Sommer 2020 kursierten Gerüchte, sie sei an Krebs erkrankt. Zu BUNTE sagte sie damals am Telefon: „Es ist richtig, ich bin nicht mehr so gesund, wie ich es gern wäre. Aber ich habe gute Ärzte, die mich behandeln. Mein Professor hat mir versproche­n, dass ich noch ein bisschen auf dieser Welt bleiben darf.“Ernsthafte Sorgen müsse man sich nicht machen: „Es ist keine einfache Krankheit. Sie ist schwierig zu behandeln. Ich muss deshalb öfter in die Klinik. Aber es ist kein Krebs. Ich habe die Krankheit seit zehn Jahren. Ich bin damit um die halbe Welt geflogen und auf dem ‚Traumschif­f‘ gereist. Es hat mich oft viel Kraft gekostet, auch gerade, während wir telefonier­en, bin ich sehr erschöpft.“

Jetzt, vor wenigen Wochen beim Kaffee in ihrem cremeweiß eingericht­eten Wohnzimmer, sagte sie: „Gerade geht es mir gut. Aber es gibt Tage, da bin ich schon verzweifel­t.“Sie erzählte von den Tabletten, die sie zum Überleben bräuchte und die monatlich 7000 Euro kosten würden, die starken Nebenwirku­ngen würden ihr schwer zusetzen. „Ich leide an einer seltenen Art von Leukämie“, gestand Heide Keller gegenüber BUNTE. Der TV-Star hatte nur wenige Menschen ins Vertrauen gezogen, wie es um sie steht. BUNTE respektier­te ihren Wunsch, zu Lebzeiten nicht über die Krankheit zu berichten. „Ich will ja nicht so sein wie dieser polnische Papst, der öffentlich gestorben ist.“Sie meinte Papst Johannes Paul II., er starb 2005, jahrelang litt er an Parkinson, saß im Rollstuhl, konnte nicht sprechen, zeigte sich aber regelmäßig den Gläubigen.

Zu BUNTE meinte sie, ihr Vorbild sei die „wunderschö­ne“Schauspiel­erin Maja Maranow, die im Januar 2016 mit nur 54 Jahren starb. „Damals wusste nur ihr enges Umfeld, dass sie überhaupt krank war. Davor habe ich Respekt“, sagte Heide Keller. Erst Tage nach Maja Maranows Tod wurde bekannt: Sie hatte Krebs. Nun ist auch Heide Keller von ihrem Leid erlöst. Man wünscht ihr, dass sie im Himmel ihren Freund Wolfgang Rademann wiedertrif­ft.

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 ??  ?? EIN SCHMUNZELN IM GESICHT Dieser Blick war typisch für Heide Keller. Hier ließ sie sich 2018 für BUNTE in einem Bonner Hotel fotografie­ren
EIN SCHMUNZELN IM GESICHT Dieser Blick war typisch für Heide Keller. Hier ließ sie sich 2018 für BUNTE in einem Bonner Hotel fotografie­ren
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ENGE FREUNDE Als Wolfgang Rademann 1981 die ZDF-Serie „Das Traumschif­f“erfand, holte er Heide Keller an Bord. Er starb 2016
TITEL ENGE FREUNDE Als Wolfgang Rademann 1981 die ZDF-Serie „Das Traumschif­f“erfand, holte er Heide Keller an Bord. Er starb 2016

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