Aus LIEBE folgte sie seinem TRAUM
Es ist dieses versonnen glückliche Lächeln, das Gewissheit ausdrückt: alles richtig gemacht! Stephen Cronk steht auf seiner Terrasse und lässt die Augen über die sattgrünen Hügel schweifen: Am Horizont ragen knorrige Pinien in den Himmel. Davor erstrecken sich in schnurgeraden Linien seine Rebstöcke. Es duftet nach Thymian, Rosmarin, nach Rosen und Jasmin – der betörende Duft der Côtes de Provence. „Ist das nicht schön hier?“, sagt Stephen Cronk – Antwort überflüssig. Seit zwei Jahren sind der 57-jährige Engländer und seine Frau Jeany, Tochter eines Bauunternehmers vom Tegernsee, Eigentümer eines Weingutes bei La GardeFreinet, eine halbe Autostunde von Saint-Tropez entfernt. Ihren Wein, den für diese Region typischen Rosé, haben sie „Mirabeau“genannt, benannt nach dem Marquis de Mirabeau, einem Mächtigen zu Zeiten der Französischen Revolution. Zwar halten Stephen und Jeany Cronk nur einen kleinen Marktanteil an den rund 100 Mio. Flaschen aus der Region, aber sie haben sich eine beachtliche Anerkennung erarbeitet: 93 Punkte vom „Vine Enthusiast“für ihren „Mirabeau Etoile“, was eine Auszeichnung bedeutet, und in England ist ihr Rosé der Bestseller.
Die Konkurrenz ist groß. Vor allem aber ist sie reich und berühmt. In der Nachbarschaft haben sich Hollywood-Stars Weingüter gekauft, ebenso Milliardäre wie Staubsauger-König James Dyson oder Baron Anthony Bamford, Inhaber des Konzerns JCB, Ferrari-Sammler und Mitglied des ehrwürdigen House of Lords. Ein Weingut in den romantischen Côtes de Provence zu besitzen, rangiert bei Superreichen derzeit ganz oben auf der Liste begehrter Statussymbole. Auch deshalb liegt der Rosé – früher ein Abfallprodukt bei der Herstellung von Rotweinen – im Trend.
Auch Stephen Cronk, einst Vertriebsleiter für Netzanbieter, verfolgte einen Traum. Schon beim ersten Rendezvous mit Jeany schwärmte er von seiner Idee, Winzer in Frankreich zu werden. Als George, das jüngste Kind, gerade geboren worden war, kam die große Entscheidung. Jeany stimmte zu – „aus Liebe“, wie sie sagt, obwohl viele versucht haben, sie von dem Abenteuer abzuhalten. Argumente gab es reichlich: Keiner in der Familie sprach Französisch und keiner hatte Ahnung vom Weinbau. „Wir hatten auch kein Millionenvermögen wie viele unserer Nachbarn“, sagt Jeany Cronk. 2009 zog das Paar mit drei Kindern von London nach Südfrankreich um, aber erst vor zwei Jahren gelang es, die Domaine Mirabeau zu kaufen: 20 Hektar Land mit einem Haus, das jede Träumerei vom Leben in der Provence erfüllt. „Das hier ist unsere Arbeit“, sagt die 48-Jährige – im Gegensatz zu ihren prominenten Nachbarn (siehe rechts), die ihre Güter von Managern führen lassen. Ab und zu reisen die Eigentümer an, um ihren Besitz zu bestaunen. Erst im Mai erweiterte sich der Kreis der Super-VIPs: George Clooney hat die Domaine du Canadel gekauft. Die Verkäufer, ein älteres, australisches Ehepaar, wollten in ihre Heimat zurückkehren. Als Clooney anrief, um sich als neuer Chef vorzustellen, glaubte die Managerin an einen Scherz. Der Schauspieler musste sein Gesicht per FaceTime zeigen, um die Misstrauische zu überzeugen.
Solche Anekdoten kursieren, seit Stars das bäuerliche Hinterland der Côte d’Azur erobern. Die berühmten Namen und der Reichtum der neuen Herren der Châteaus haben die Landpreise in die Höhe getrieben. Und sie haben den für seine elegante Blässe berühmten Rosé weltweit begehrt gemacht – und natürlich teurer.