Der Zauber der Aufmerksamkeit
Der Alltag macht uns träge, einförmig und auch ein wenig unsensibel. Unsensibel dafür, dass vielleicht die Leistung im Job mit der Zeit immer durchschnittlicher wird und man eigentlich wieder mehr Einsatz zeigen müsste. Unsensibel dafür, dass es einem eigentlich sehr gut geht und man auf hohem Niveau jammert. Unsensibel für die Bedürfnisse des Partners. Natürlich können nicht ewig Schmetterlinge im Bauch flattern. Doch eine Rückbesinnung auf die Zeit des Kennenlernens macht klar, wie viel Zuwendung man in der Lage war zu geben und zu empfinden.
Manchmal hilft der Blick auf andere Paare. Auf solche, die schon lange zusammen sind und Wege gefunden haben, ihre Liebe lebendig zu halten. TV-Moderatorin Katrin Wrobel: „Mein Mann macht mir jeden Morgen einen Latte macchiato und bringt ihn mir ans Bett. Seit zwölf Jahren schon. Woanders trinke ich keinen, nur seinen, weil er ihn mit so viel Liebe zubereitet.“Autorin Okka Gundel verrät ihr lieb gewonnenes Ritual: „Nach dem Abendessen machen wir noch einen langen Spaziergang zu zweit. Durchatmen, reden und Zeit füreinander. Auf dem Rückweg holen wir uns manchmal eine Kugel Eis.“Schlagersänger Helmut Lotti hält mit seiner Partnerin Marieke täglich eine Art Morgen-Lage ab: „Wir reden darüber, was wir geträumt haben, was wir den Tag vorhaben, lesen uns aktuelle Nachrichten vor und plaudern darüber.“
Was manchmal fast ein wenig banal und unspektakulär klingt, ist tatsächlich von überragender Bedeutung. Es ist die ehrliche Zuwendung zum anderen. Der morgendliche Kaffee ans Bett ist mehr wert als der teure Strauß roter Rosen einmal im Jahr zum Geburtstag. Denn die kleinen Rituale kosten viel Disziplin, manchmal Überwindung und sogar Verzicht. Doch sie sagen jeden Tag: „Du bist mir wertvoll! Ich nehme dich ernst! Ich bin für dich da!“Diese Aufmerksamkeiten füllen beständig unseren Liebestank auf. Und diese Energie fließt an uns zurück. Sie gibt unserer Beziehung die Kraft, auch in dunklen Stunden zu leuchten.
Bergab rollt das Rad von selbst.