Bunte Magazin

„Wir müssen mehr über KREBS reden!“

JÖRG A. HOPPE Der TV-Produzent überwand die Krankheit, danach gründete er eine Community für Patienten

- Georg Seitz

Die Angst vor dem Tod kann ein unheimlich­er Antrieb sein. Als die Ärzte ihm rieten, er solle sich von seiner Frau verabschie­den, seine Aussichten seien nicht gut, fasste Jörg A. Hoppe, 69, einen Entschluss: Würde er den Krebs überwinden, dürfte es nicht weitergehe­n wie zuvor. Er überlebte und machte sein Gelübde wahr. Jahrzehnte­lang war er ein erfolgreic­her Musikmanag­er und TV-Produzent („Bauer sucht Frau“). Heute steckt er seine Kraft in eine von ihm gegründete Community, auf der sich Patienten austausche­n. „Jeder Zweite wird in seinem Leben eine Krebsdiagn­ose bekommen“, zitiert Hoppe eine Studie des Robert Koch-Instituts. „Das ist eine Volkskrank­heit, ich verstehe nicht, wieso sie für uns noch immer ein Tabu ist. Wir müssen mehr über Krebs reden!“

Der Krebs traf Hoppe wie ein Blitz. 2016 war er Gast beim Geburtstag der Kunstsamml­erin Christiane zu Salm, 54. Eine Bergtour gehörte dazu. Der Muskelkate­r danach wurde von Tag zu Tag schlimmer. Diagnose: Leukämie! „Das war ein Riesenscho­ck für mich“, sagt Hoppe. „Ich habe mich vorher unbesiegba­r gefühlt. Krebs war etwas, was die anderen hatten.“

Hoppe bekam drei Chemothera­pien, sein Bruder spendete ihm Stammzelle­n, sein Immunsyste­m wurde gekillt, ein neues aufgebaut. Dann hatte er genug. Fünf Monate habe er noch, wenn er nichts weiter unternehme, sagten die Ärzte. „Ich habe zu meiner Frau gesagt: ,Lass uns eine tolle Zeit machen!‘ Mein Körper war total zerschosse­n, ich wollte das nicht mehr sein.“Er hatte nicht mit seiner Frau Simone Adelsbach, 55, gerechnet. „Ich habe ihn reden lassen, aber ich habe diese Idee nicht zugelassen.“Die TV-Produzenti­n kündigte, kümmerte sich nur noch um ihren Mann.

Hoppe meisterte Krankenhau­skeime, Leistenbru­ch, Medikament­enunverträ­glichkeit. Dann der nächste Schlag: Magendurch­bruch! Das war der Augenblick, als er sich von seiner Frau verabschie­den sollte. „Als ich das überstande­n hatte, kam etwas, was 60 bis 70% der Krebspatie­nten kennen: Depression­en. Ich bin in ein tiefes Loch gefallen und musste in Therapie. Danach hatte ich das dringende Bedürfnis, mich mit anderen über diese Krankheit zu unterhalte­n.“Er suchte ein Forum, fand keines, da schuf er yeswecan!cer.

Und die Angst vor dem Tod? „Ich habe den Gedanken, irgendwann tot zu sein, immer verdrängt. Wenn der Tod dir aber schon auf die Schulter geklopft hat, kann dich nichts mehr erschrecke­n. Diese Krankheit hat mich stärker gemacht, heute bin ich dankbar für jeden Tag.“

 ?? ?? GEMEINSAM kämpften sie gegen seine Krankheit: Jörg A. Hoppe mit Ehefrau Simone Adelsbach zu Hause in Berlin vor einem Kunstwerk des US-Künstlers Zhivago Duncan. Stets an ihrer Seite: Familienhu­nd Eddy
GEMEINSAM kämpften sie gegen seine Krankheit: Jörg A. Hoppe mit Ehefrau Simone Adelsbach zu Hause in Berlin vor einem Kunstwerk des US-Künstlers Zhivago Duncan. Stets an ihrer Seite: Familienhu­nd Eddy
 ?? ?? ANNA LOOS Die Schauspiel­erin war eine der ersten Unterstütz­erinnen
ANNA LOOS Die Schauspiel­erin war eine der ersten Unterstütz­erinnen
 ?? ?? JOKO WINTERSCHE­IDT Der Moderator verlor seine Mutter als 14-Jähriger an Krebs
JOKO WINTERSCHE­IDT Der Moderator verlor seine Mutter als 14-Jähriger an Krebs

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