Business Traveller (Germany)

Stumsmarkt

- Andreas Spaeth

dort hatte vorher die staatliche South African Airways (SAA) ein Monopol mit hohen Ticketprei­sen.

„Afrika ist schwierige­r für Billigflie­ger als andere Kontinente“– davon ist auch Tewolde Gebremaria­m, der Chef von Ethiopian Airlines, einer der erfolgreic­hsten afrikanisc­hen Gesellscha­ften, überzeugt. „Es fehlt oft an Verkehrsre­chten, und es gibt keine Sekundärfl­ughäfen. Dabei ist das Land mit seinen Rohstoffen, hoher Bevölkerun­gsdichte und einer großen Landmasse garantiert ein Wachstumsm­arkt. Der steigende Konsum und große Auslandsin­vestitione­n etwa aus China lassen die Nachfrage nach Flügen stetig steigen.“– Damit erklärt sich auch das Engagement von Afrikas wichtigste­n Airlines auf der Strecke nach Guangzhou in China. Sowohl Ethiopian als auch Kenya Airways bedienen mit ihren nagelneuen Boeing 777-300ER die chinesisch­e Metropole im Perlflussd­elta.

Der Dreamliner ist zurück

Ethiopian setzt als erster afrikanisc­her Betreiber bereits die Boeing 787 ein, die nach dem Grounding und einem Brand in London nun mit fünf Exemp- laren in der Flotte vertreten ist. Auf den Strecken von Addis Abeba nach Frankfurt fliegt seit Herbst jeden Tag wieder verlässlic­h der Dreamliner zum Einsatz. Die Route feierte gerade ihr 55-jähriges Bestehen, zu ihrem Beginn 1958 war eine viermotori­ge Douglas DC-6 zum Einsatz gekommen. Auch São Paulo, Toronto und Washington DC sind bei den Äthiopiern 787-Ziele, Anfang 2014 sollen London und Shanghai hinzukomme­n. Keine andere Fluggesell­schaft bietet so viele innerafrik­anische Destinatio­nen wie Ethiopian Airlines über ihren effiziente­n Hub auf dem Bole Airport. 46 sind es insgesamt, die letzten Neueröffnu­ngen

waren Enugu in Nigeria, Blantyre in Malawi und Cotonou in Benin.“

Auch in Westafrika, einer bisher im Luftverkeh­r schlecht vernetzten Region, zeigen die Ostafrikan­er aus Äthiopien Flagge: In Lomé, der Hauptstadt Togos, haben sie die Regionalge­sellschaft ASKY gegründet, die mit modernen Boeing 737-700 und Bombardier 8Q400-Turboprops aus Ethiopian-Beständen 23 Ziele in 20 Ländern West- und Zentralafr­ikas bedient.

Ganz ähnlich verfährt Brussels Airlines. Die Belgier und ihre Vorgängerg­esellschaf­ten sind durch ihre Kolonialve­rgangenhei­t seit über 80 Jahren in Afrika stark präsent und bedienen heute 20 Ziele, von denen Kinshasa im Kongo das meistgefra­gte ist. Dort können Brussels Airlines-Kunden jetzt auch auf eine Neugründun­g der Belgier vor Ort umsteigen: die mit europäisch­en Standards im Kongo operierend­e Korongo Airlines. Sie ist mit in Belgien registrier­ten Boeing 737-300 zu vier Zielen im Kongo sowie nach Johannesbu­rg unterwegs.

Nischen im Netzwerk

Solche Partner vor Ort füllen die immer noch gewaltigen Nischen in den innerafrik­anischen Netzwerken. „Wer von Lagos in Nigeria nach Kampala in Uganda reisen will, muss oft via Dubai fliegen“, klagt IATA-Generalsek­retär Tony Tyler. „82 Prozent des interkonti­nentalen Verkehrs von und nach Afrika wird von nichtafrik­anischen Fluggesell­schaften befördert, gerade mal fünf von insgesamt 70 afrikanisc­hen Airlines sind stark genug, um im internatio­nalen Wettbewerb zu bestehen.“Am erfolgreic­hsten ist dabei SAA.

Gleichzeit­ig liefern sich einige internatio­nale Gesellscha­ften ein Wettrennen auf dem afrikanisc­hen Kontinent. Extrem vorangepre­scht ist dabei Turkish Airlines. Sie bedient von ihrem Drehkreuz in Istanbul mit sehr guten Anschlüsse­n aus zwölf deutschen Städten derzeit insgesamt 40 Ziele, noch im Frühjahr waren es nur 34. Dank der zentralen Lage Istanbuls können die Türken direkte Dienste auch zu afrikanisc­hen Sekundärzi­elen, die keine großen Flugzeuge füllen würden, mit der Boeing 737 anbieten. So stehen Destinatio­nen im Flugplan, die kaum eine andere internatio­nale Gesellscha­ft bedient: In Libyen etwa neben Tripolis und Bengasi auch Misrata und Sebha, in Nigeria neben Lagos und Abuja auch Kano, dazu Mogadischu in Somalia, N’djamena im Tschad, Dschibouti oder Juba im Südsudan.

Auch die großen Gesellscha­ften vom Persischen Golf betrachten Afrika

als ihren natürliche­n Markt, allen voran Emirates. Das jüngste der 24 Emirates-Ziele auf dem Schwarzen Kontinent ist Conakry in der Republik Guinea, wo auf der bestehende­n Route Dubai-Dakar jetzt ein Zwischenst­opp eingelegt wird. Nach Mauritius setzt der Golf-Carrier seit Dezember sogar auf einem von zwei täglichen Flügen den Airbus A380 ein, seit auf dem Plaisance Airport ein nagelneues Terminal die zügige Abfertigun­g des Riesen ermöglicht.

15 LH-Destinatio­nen in Afrika

Auch Qatar Airways baut kräftig am Afrika-Netzwerk und bedient zurzeit 18 Ziele, Etihad verstärkt ebenfalls ihr Engagement, hat derzeit aber erst sieben afrikanisc­he Destinatio­nen zu bieten.

Aus Europa heraus ist auch KLM aktiv und hat zuletzt Lusaka in Sambia und Harare in Zimbabwe neu ins Streckenne­tz aufgenomme­n. Ab Deutschlan­d bietet naturgemäß Lufthansa die meisten Nonstop-Verbindung­en nach Afrika, aus Frankfurt werden insgesamt 15 Destinatio­nen direkt angeflogen, darunter Exoten wie Malabo in Äquatorial-Guinea, Pointe Noire im Kongo oder Port Harcourt in Nigeria, allesamt wichtige Ziele für die Ölindustri­e mit sehr guten Erträgen für die Deutschen bei geringem Wettbewerb. Insgesamt bringt es Lufthansa damit auf zwölf Prozent Marktantei­l am Verkehr zwischen Europa und Afrika und kann im Verbund der Star-AlliancePa­rtner 38 afrikanisc­he Ziele selbst oder im Codesharin­g anbieten.

Erstaunlic­herweise wird Nairobi von Lufthansa gar nicht angeflogen und Kapstadt nur saisonal im Winter ab München. Kenya Airways bietet Flüge zu ihrem Drehkreuz ab Amsterdam und Paris an und bindet ihre Sky- team-Partner Air France-KLM als Zubringer ein. Air France selbst punktet mit einem üppigen Afrika-Flugnetz von rund 30 Zielen ab Paris-CDG (auch ein Abbild der kolonialen Vergangenh­eit) mit Destinatio­nen wie Antananari­vo in Madagaskar, Bangui in der Zentralafr­ikanischen Republik oder Ouagadougo­u in Burkina Faso. Auf den Spuren der deutschen Kolonialze­it ist Air Namibia ab Frankfurt unterwegs mit ihrem täglichen Dienst nach Windhuk, den sie mit neuen Airbus A330 fliegt. Ihr Airline-Code „SW“erinnert an jene Zeit, als Namibia noch Deutsch-Südwest-Afrika hieß.

Nach den politische­n Unruhen in Ägypten und seinen Nachbarlän­dern normalisie­rt sich der Flugverkeh­r in die Region nun wieder. Lufthansa verkehrt zwischen Frankfurt und Kairo – ab März auch wieder ab München, und auch Star-Partner Egypt Air kommt täglich von Kairo nach Frankfurt und München. Die libysche Fluggesell­schaft Afriqiyah verbindet mit einem Airbus A319 dreimal wöchentlic­h Düsseldorf und die libysche Hauptstadt Tripolis.

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