Stumsmarkt
dort hatte vorher die staatliche South African Airways (SAA) ein Monopol mit hohen Ticketpreisen.
„Afrika ist schwieriger für Billigflieger als andere Kontinente“– davon ist auch Tewolde Gebremariam, der Chef von Ethiopian Airlines, einer der erfolgreichsten afrikanischen Gesellschaften, überzeugt. „Es fehlt oft an Verkehrsrechten, und es gibt keine Sekundärflughäfen. Dabei ist das Land mit seinen Rohstoffen, hoher Bevölkerungsdichte und einer großen Landmasse garantiert ein Wachstumsmarkt. Der steigende Konsum und große Auslandsinvestitionen etwa aus China lassen die Nachfrage nach Flügen stetig steigen.“– Damit erklärt sich auch das Engagement von Afrikas wichtigsten Airlines auf der Strecke nach Guangzhou in China. Sowohl Ethiopian als auch Kenya Airways bedienen mit ihren nagelneuen Boeing 777-300ER die chinesische Metropole im Perlflussdelta.
Der Dreamliner ist zurück
Ethiopian setzt als erster afrikanischer Betreiber bereits die Boeing 787 ein, die nach dem Grounding und einem Brand in London nun mit fünf Exemp- laren in der Flotte vertreten ist. Auf den Strecken von Addis Abeba nach Frankfurt fliegt seit Herbst jeden Tag wieder verlässlich der Dreamliner zum Einsatz. Die Route feierte gerade ihr 55-jähriges Bestehen, zu ihrem Beginn 1958 war eine viermotorige Douglas DC-6 zum Einsatz gekommen. Auch São Paulo, Toronto und Washington DC sind bei den Äthiopiern 787-Ziele, Anfang 2014 sollen London und Shanghai hinzukommen. Keine andere Fluggesellschaft bietet so viele innerafrikanische Destinationen wie Ethiopian Airlines über ihren effizienten Hub auf dem Bole Airport. 46 sind es insgesamt, die letzten Neueröffnungen
waren Enugu in Nigeria, Blantyre in Malawi und Cotonou in Benin.“
Auch in Westafrika, einer bisher im Luftverkehr schlecht vernetzten Region, zeigen die Ostafrikaner aus Äthiopien Flagge: In Lomé, der Hauptstadt Togos, haben sie die Regionalgesellschaft ASKY gegründet, die mit modernen Boeing 737-700 und Bombardier 8Q400-Turboprops aus Ethiopian-Beständen 23 Ziele in 20 Ländern West- und Zentralafrikas bedient.
Ganz ähnlich verfährt Brussels Airlines. Die Belgier und ihre Vorgängergesellschaften sind durch ihre Kolonialvergangenheit seit über 80 Jahren in Afrika stark präsent und bedienen heute 20 Ziele, von denen Kinshasa im Kongo das meistgefragte ist. Dort können Brussels Airlines-Kunden jetzt auch auf eine Neugründung der Belgier vor Ort umsteigen: die mit europäischen Standards im Kongo operierende Korongo Airlines. Sie ist mit in Belgien registrierten Boeing 737-300 zu vier Zielen im Kongo sowie nach Johannesburg unterwegs.
Nischen im Netzwerk
Solche Partner vor Ort füllen die immer noch gewaltigen Nischen in den innerafrikanischen Netzwerken. „Wer von Lagos in Nigeria nach Kampala in Uganda reisen will, muss oft via Dubai fliegen“, klagt IATA-Generalsekretär Tony Tyler. „82 Prozent des interkontinentalen Verkehrs von und nach Afrika wird von nichtafrikanischen Fluggesellschaften befördert, gerade mal fünf von insgesamt 70 afrikanischen Airlines sind stark genug, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen.“Am erfolgreichsten ist dabei SAA.
Gleichzeitig liefern sich einige internationale Gesellschaften ein Wettrennen auf dem afrikanischen Kontinent. Extrem vorangeprescht ist dabei Turkish Airlines. Sie bedient von ihrem Drehkreuz in Istanbul mit sehr guten Anschlüssen aus zwölf deutschen Städten derzeit insgesamt 40 Ziele, noch im Frühjahr waren es nur 34. Dank der zentralen Lage Istanbuls können die Türken direkte Dienste auch zu afrikanischen Sekundärzielen, die keine großen Flugzeuge füllen würden, mit der Boeing 737 anbieten. So stehen Destinationen im Flugplan, die kaum eine andere internationale Gesellschaft bedient: In Libyen etwa neben Tripolis und Bengasi auch Misrata und Sebha, in Nigeria neben Lagos und Abuja auch Kano, dazu Mogadischu in Somalia, N’djamena im Tschad, Dschibouti oder Juba im Südsudan.
Auch die großen Gesellschaften vom Persischen Golf betrachten Afrika
als ihren natürlichen Markt, allen voran Emirates. Das jüngste der 24 Emirates-Ziele auf dem Schwarzen Kontinent ist Conakry in der Republik Guinea, wo auf der bestehenden Route Dubai-Dakar jetzt ein Zwischenstopp eingelegt wird. Nach Mauritius setzt der Golf-Carrier seit Dezember sogar auf einem von zwei täglichen Flügen den Airbus A380 ein, seit auf dem Plaisance Airport ein nagelneues Terminal die zügige Abfertigung des Riesen ermöglicht.
15 LH-Destinationen in Afrika
Auch Qatar Airways baut kräftig am Afrika-Netzwerk und bedient zurzeit 18 Ziele, Etihad verstärkt ebenfalls ihr Engagement, hat derzeit aber erst sieben afrikanische Destinationen zu bieten.
Aus Europa heraus ist auch KLM aktiv und hat zuletzt Lusaka in Sambia und Harare in Zimbabwe neu ins Streckennetz aufgenommen. Ab Deutschland bietet naturgemäß Lufthansa die meisten Nonstop-Verbindungen nach Afrika, aus Frankfurt werden insgesamt 15 Destinationen direkt angeflogen, darunter Exoten wie Malabo in Äquatorial-Guinea, Pointe Noire im Kongo oder Port Harcourt in Nigeria, allesamt wichtige Ziele für die Ölindustrie mit sehr guten Erträgen für die Deutschen bei geringem Wettbewerb. Insgesamt bringt es Lufthansa damit auf zwölf Prozent Marktanteil am Verkehr zwischen Europa und Afrika und kann im Verbund der Star-AlliancePartner 38 afrikanische Ziele selbst oder im Codesharing anbieten.
Erstaunlicherweise wird Nairobi von Lufthansa gar nicht angeflogen und Kapstadt nur saisonal im Winter ab München. Kenya Airways bietet Flüge zu ihrem Drehkreuz ab Amsterdam und Paris an und bindet ihre Sky- team-Partner Air France-KLM als Zubringer ein. Air France selbst punktet mit einem üppigen Afrika-Flugnetz von rund 30 Zielen ab Paris-CDG (auch ein Abbild der kolonialen Vergangenheit) mit Destinationen wie Antananarivo in Madagaskar, Bangui in der Zentralafrikanischen Republik oder Ouagadougou in Burkina Faso. Auf den Spuren der deutschen Kolonialzeit ist Air Namibia ab Frankfurt unterwegs mit ihrem täglichen Dienst nach Windhuk, den sie mit neuen Airbus A330 fliegt. Ihr Airline-Code „SW“erinnert an jene Zeit, als Namibia noch Deutsch-Südwest-Afrika hieß.
Nach den politischen Unruhen in Ägypten und seinen Nachbarländern normalisiert sich der Flugverkehr in die Region nun wieder. Lufthansa verkehrt zwischen Frankfurt und Kairo – ab März auch wieder ab München, und auch Star-Partner Egypt Air kommt täglich von Kairo nach Frankfurt und München. Die libysche Fluggesellschaft Afriqiyah verbindet mit einem Airbus A319 dreimal wöchentlich Düsseldorf und die libysche Hauptstadt Tripolis.