Internationales Berichtswesen – der Schlüssel zum Erfolg
im Rahmen unserer Internationalisierungsserie hatten wir bereits im Jahr 2011 zum Thema „Internationales Controlling“berichtet. Der vorliegende Artikel soll an dieses frühere Thema anknüpfen und insbesondere die Problematik des internationalen Berichtswesens behandeln.
Denn bei der Einführung eines solchen im Ausland kann es häufig zu unvorhergesehenen Konstellationen kommen, die im Nachhinein erheblich stören können. Vor allem in eher hierarchisch geprägten Ländern wie den Wachstumsmärkten Russland oder China haben kaufmännisch ausgebildete Manager oftmals eine rein buchhalterische Ausrichtung. So verbucht zum Beispiel der Hauptbuchhalter in Russland alle finanziell relevanten Transaktionen und hat dabei einen eher rückwärts gerichteten Blick. Das Berichtswesen, wie es in Deutschland als proaktives Managementinformationssystem besteht, ist ihm in dieser Form meist (noch) nicht bekannt. Demzufolge kann es dort bei der Einrichtung und vor allem Fortführung eines derartigen Berichtswesens zu erheblichen und ungeahnten Schwierigkeiten kommen.
Verhältnisse vor Ort beachten
Darüber hinaus können unterschiedliche Mentalitäten die Situation erschweren: So werden Zahlen beispielsweise in Deutschland eher nüchtern und sachlich gesehen. In vielen Ländern werden Planungszahlen hingegen durchaus optimistisch getroffen und Reporting-Zahlen, die den bisherigen Sachstand wiedergeben, sind mitunter nicht ohne Erklärungen der Gesamtumstände zu erhalten.
Ein starker Internationalisierungsgrad eines Unternehmens macht es zudem erforderlich, je nach Maßgabe der Regionen, in denen man tätig ist, zusätzliche Faktoren zu berücksichtigen. So erfordert zum Beispiel das dynamische Wirtschaftswachstum in den BRIC-Staaten eine Lieferfähigkeit und damit auch Liefertermintreue, die so in anderen Regionen nicht unbedingt gefordert wird. Darüber hinaus hat es sich für international agierende Unternehmen als hilfreich erwiesen, für das Berichtswesen die Auswirkungen von sich verändernden Wechselkursrelationen auf die Bilanz- und Erfolgslage zeitnah zu dokumentieren.
Es ist also wichtig, die kulturellen, wirtschaftlichen und rechtlichen Verhältnisse vor Ort zu verinnerlichen, anstatt nur auf Prozesse zu vertrauen, die in der fernen deutschen Zentrale definiert wurden. Denn jede noch so umfängliche Richtlinie aus dem Hauptquartier kann die Notwendigkeit, die nationalen Kulturen der Heimatländer der Tochtergesellschaften zu verstehen und diese zu berücksichtigen, nicht ersetzen.
Mittler zwischen den Kulturen
Tatsächlich wird der überzeugte Missionar des deutschen Berichtswesens selten offene Türen vorfinden. Die Bereitschaft und die Fähigkeit, andere Geschäftskulturen zu verstehen und zu akzeptieren, sind Voraussetzung im internationalen Umfeld. Darüber hinaus ist es Aufgabe des internationalen Controllers, als „interkultureller Botschafter“die Bedingungen und Anforderungen dieser Geschäftskulturen den zentralen Entscheidungsträgern im Hauptquartier zu vermitteln.
Nur wenn es gelingt, ein auch interkulturell akzeptiertes Berichtswesen einzuführen, kann man realistisch für das Gesamtunternehmen planen. Somit ist dessen effektive Einführung ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg für Ihre Internationalisierung. Dieser hängt letzten Endes von der Mentalität und der Einstellung des einzelnen Managers vor Ort ab, der die Vorteile dieses Berichtswesens schätzt und es schaffen sollte, interkulturell unterschiedliche Ansätze in nüchterne Zahlen festzulegen, ohne dabei das Gefühl zu bekommen, dass seine ausländische Tochtergesellschaft ihr Gesicht verlieren könnte. Findet man solche Personen, arbeitet man mit ihnen kontinuierlich und eng zusammen. Gibt man ihnen Vertrauen, wird das Berichtswesen realistisch. Dann ist Ihre internationale Planung auf einem guten Weg.