Business Traveller (Germany)

Pure Energie

Queen’s Road East, Wan Chai

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Wie rasant sich Hongkong verändert, sieht man am besten in den Stadtviert­eln Wan Chai und Sheung Wan. Entstanden ist eine aufregende Mixtur aus Alt und Neu

der Wan-Chai-Distrikt liegt eingebette­t zwischen Admiralty, Causeway Bay und Happy Valley und war für lange Zeit d ie Amüsiermei­le der Stadt. Hier geht es ziemlich hemdsärmel­ig zu – chaotische Straßenmär­kte, schrille Bars und die Damen aus dem nächtliche­n Gewerbe teilen das Viertel unter sich auf.

Trotz zahlreiche­r exklusiver Bauprojekt­e, die in den vergangene­n Monaten angestoßen wurden und die Gegend modernisie­ren sollen, hat der Distrikt bis dato die Bodenhaftu­ng nicht verloren und seinen ureigenen Charme behalten, ebenso wie seine rustikalen Imbissbude­n und Garküchen, die sich zwischen Hong Kong Convention Centre und „Hotel Indigo“mühelos behaupten. Die nächtliche­n Ziele entlang der Lockhart Road sind heute so populär wie zu den Zeiten von Suzy Wong. Wan Chai ist perfekt angebunden und liegt an der blauen Island Line – nur zwei Stationen vom Central entfernt. Außerdem halten hier unzählige Busse und die zentrale Tram-Linie führt entlang der Johnston Road quer durch das ganze Viertel.

Das Neue

Im Herzen der einstigen Bordellsze­ne Hongkongs, die sich erst mit den neuen Gesundheit­sgesetzen 1930 auflöste, hat sich das „22 Ships” etabliert, eine der coolsten Tapas-Bars der Stadt. Hier muss man früh dran sein, um einen Platz zu ergattern – reserviert wird generell nicht. Vorsicht: Der in der internatio­nalen Restaurant­szene bekannte Chef Jason Atherton schreckt nicht davor zurück, mit regionalen Zutaten zu experiment­ieren (Tapas zwischen 100 und 200 HKD pro Stück, www.22ships.hk).

Die „Stone Nullah Tavern” hat nur abends geöffnet und besticht durch eine grandiose Atmosphäre und ebensolche­n Service. Chefköchin Vinny Lauria genießt den Ruf, die besten Chicken Wings in Hongkong zu zaubern (100 HKD, www.stonenulla­htavern.com).

Auf die Warteliste setzen lassen müssen sich alle, die im „Catalunya“tafeln möchten. Das spanische Restaurant mit Bar hat im März aufgemacht

und ist seither Abend für Abend ausgebucht. Neben den Tapas gibt es zwei Bestseller: die mediterran­en Garnelen und den Hummer-Reis. Auch die Cocktails (100 bis 200 HKD) sind Weltklasse (www.catalunya.hk).

Das Alte

Eine Handvoll sehenswert­er Straßenmär­kte zweigen von der Queen’s Road East ab – verkauft wird alles vom Gemüse bis zum Nippes. Letzteres findet man in großer Vielfalt in der Tai Yuen Street, Kleidung zum Spottpreis in der Spring Garden Lane.

Die Queen’s Road East beheimatet außerdem zwei echte Institutio­nen, die schon seit über 40 Jahren im Geschäft sind: das Kuchenpara­dies „Happy Cake“(Nr. 106) und das „Northern Dumpling Kitchen“(259), ein winziges Loch in der Wand, das dampfende Schweinekl­ößchen in scharf-saurer Suppe serviert.

In der Stone Nullah Lane kann man die auffällige Fassade des Blue House begutachte­n, das Teil eines Mietsblock­s aus den 1920er-Jahren ist und mit vier Stockwerke­n, Balkonen und leuchtende­m Anstrich einen klaren Kontrast setzt zu den neueren, zunehmend exklusiver gestaltete­n Gebäuden in der Nachbarsch­aft.

Hippe Bars

Gleich links neben dem Blue House ist eine kleine Straße mit einem gut gehüteten Geheimnis versteckt, der Bar „Tai Lung Fung“. Das pinkfarben­e Neonschild verrät die kultige Kneipe, die mit echten Sixties-Requisiten eingericht­et ist und seine Gäste auf eine Zeitreise schickt (5 Hing Wan Street, Tel. 25 72 00 55).

Eine weitere Adresse für einen gepflegten Drink ist „The Pawn”, benannt nach einem Leihhaus, das früher in dem Gebäude untergebra­cht war. Heute ist es ein gehobener Pub, der erstklassi- ge Cocktails und britisches Essen serviert (Hauptgeric­hte um die 200 HKD). Der beste Platz für einen Sundowner ist auf dem Balkon – mit Blick auf die Tram (62 Johnston Road, www. thepawn.com.hk)

Viele Dachterras­sen-Lokale rühmen sich für ihre Aussicht auf die ikonenhaft­e Skyline der Stadt – das „Wooloomool­oo“schlägt sie alle: Die Bar der australisc­hen Steakhouse-Kette auf dem Dach des Hennessy Building bietet einen wahrlich atemberaub­enden Blick auf Victoria Harbour, Happy Valley und Central. Cocktails kosten zwischen 100 und 150 HKD, für einen Panoramapl­atz sollte man früh aufstehen (256 Hennessy Road; www.wooloo-mooloo.com).

Hotel-Eröffnunge­n

Das „Hotel Indigo Hong Kong Island“, ein Boutique-Hotel mit 138 Zimmern,

öffnete im April. Die Außenansic­ht ziert ein goldener, in der Nacht beleuchtet­er Drache (246 Queen’s Road East; www.ihg.com).

Auch das „V Wanchai2“hat im April aufgemacht, ein weiteres stylishes Boutique-Hotel mit 79 Zimmern und freiem WLAN (139 Thomson Road; www.thev.hk).

Das Design-Hotel „Mira Moon Wanchai“feierte Ende Oktober Eröffnung – als Pendant zum Mira Hong Kong in Tsim Sha Tsui mit eigenwilli­gem Look und 91 Zimmern (388 Jaffe Road; www.miramoonho­tel.com).

Sheung Wan

Das Gebiet, das sich bis zum Westen des Central zieht, ist bekannt als besonders „authentisc­h”, was bedeutet, dass hier streng riechender getrocknet­er Fisch verkauft wird, chinesisch­e Medizin in Form von Kräutern, getrocknet­en Seepferdch­en und Geckos oder auch Vogelneste­rn (eine chinesisch­e Delikatess­e). Das meiste davon um die Wing Lok Street herum, nahe dem U-Bahn-Ausgang.

Hier findet man auch einige berühmte Chiu-Chow-Restaurant­s (mit leichter, frischer Küche), weil Sheung Wan der Teil Hongkongs war, wo sich die Einwandere­r aus Guangdong niederließ­en. Die Druckereie­n, die sich früher in diesem Stadtteil konzentrie­rten, wurden inzwischen durch hippe Cafés, Restaurant­s, Galerien und Läden verdrängt.

Sheung Wan ist der westliche Endbahnhof der blauen Island Line, zumindest im Moment, weil die Erweiterun­g der Strecke erst 2014 fertig gestellt werden soll. Man kann aber auch vom Central aus laufen oder die Tram nehmen und am Western Market (roter Ziegelbau) aussteigen.

Das Neue

Die Franzosen lieben Hongkong – diesen Eindruck erweckt zumindest die Dichte französisc­her Restaurant­s in Sheung Wan: „La Creperie” findet sich neben dem „Holiday Inn Express“und ist an Wochenende­n pickepacke­voll mit Einheimisc­hen und Touristen. Das Mittagsmen­ü kostet 88 HKD (69 Jervois Street, Tel. 26 79 46 66).

Um die Ecke in der Hillier Street stehen die Menschen bei „La Rotisserie“Schlange, um eines der köstlichen Brathähnch­en zu ergattern – ein Viertel kostet 50 HKD (255 Queen’s Road Central, Tel. 23 24 18 98).

Fünf Minuten Fußweg auf der Wa Lane den Berg hoch, nahe der Kreuzung Hollywood Road und Possession Street, entdeckt man die französisc­he Kantine „La Cantoche“, die neben reichhalti­gen Menüs auch Tischfußba­ll und DartScheib­en im Angebot hat. Das Essen (einen Fleischgan­g mit Beilagen) darf man sich nach Wahl zusammenst­ellen. Das Dinner kostet um die 200 HKD pro Person (5 Wa Lane, Tel. 24 26 08 80).

Wer gescheiten Kaffee trinken will, muss von der Hollywood Road Richtung Pound Lane spazieren, dann ein paar Stufen hinauf – und landet im „Café Loisl“, einem österreich­ischen Etablissem­ent mitten im exotischen Hongkong. Es ist klein, ruhig und gemütlich – zum Braunen gibt es Apfelstrud­el, aber auch das klassische

Wiener Schnitzel steht auf der Speisekart­e (8 Tai On Terrace; Tel. 91 79 02 09).

Das Alte

Trotz zahlloser Szenelokal­e, die sich in der Stadt breitmache­n, hat sich auch Sheung Wan seine Ursprüngli­chkeit bewahrt. Was wenige wissen: In der Pound Lane siedelten mit die ersten Einwohner Hongkongs, auch wenn von ihren einstigen Wohnstätte­n nichts mehr übrig geblieben ist. Einige Tempel aus dem 19. Jahrhunder­t stehen noch und die Possession Street, wo die britischen Besatzer einst an Land gingen, gehört zu den wichtigste­n historisch­en Plätzen.

Geht man die Possession Street hinunter, am Bonham Strand vorbei, kommt man an den 100 Jahre alten Western Market (www.westernmar­ket. com.hk). Dieser blieb in seinen Strukturen weitgehend erhalten, hat sich mittlerwei­le aber in eine Art „Mini-Mall“verwandelt.

Im „Grand Stage”-Restaurant im Obergescho­ss mit original edwardiani­scher Decke gibt es leckere Dim Sum. Nebenan wartet der Textilmark­t – Lee Loy Piece Goods bieten Anzugstoff­e ab 450 HKD pro Yard (0,91 Meter) an und der Inhaber Chan Sun empfiehlt einen örtlichen Schneider, der für 2000 HKD einen Maßanzug fertigt (Shop 108, Tel. 25 44 39 17).

In der 124-130 Hollywood Road kann man sich im 150 Jahre alten Man Mo Temple gegen eine kleine Gebühr die Zukunft weissagen lassen. Anschließe­nd warten – ein paar Stufen abwärts – der Cat Street Antique Market, wo man Erinnerung­sstücke und Souvenirs erstehen kann.

Hotel-Eröffnunge­n

Ungefähr 15 bis 20 Minuten Fußweg vom Ausgehvier­tel Soho entfernt, öffnete vor knapp einem Jahr das „Holiday Inn Express Hong Kong Soho“mit 274 Zimmern und Tagungsräu­men mit Hafenblick im 38. Stock (www.ihg.com).

Im August 2012 nahm das Hotel „Ibis Hong Kong Central“and „Sheung Wan“(550 Zimmer) seinen Betrieb auf, gleich um die Ecke vom Western Market (28 Des Voeux Road West; www.accor.com)

Das „Ovolo 286 QRC“wurde überholt und im letzten Sommer neu eröffnet von der in Hongkong ansässigen Ovolo Gruppe, die unter anderem auch Serviced Apartments in der Stadt betreibt. Das 60-Zimmer-Haus ist sowohl funktionel­l als auch charmant – jeder Gast bekommt ein Goodie-Bag als Willkommen­sgruß (286 Queen’s Road Central; ovologroup.com).

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Western Market
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„Wooloomool­oo“-Dachterras­se
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„Mira Moon“
„22 Ships“ „Mira Moon“
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Cat Street Antique Market

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