Grenzgänger
Ist der Mitsubishi Outlander ein klassischer Kombi oder ein Geländewagen? Die guten Eigenschaften hat er von beiden
regelmäßig sorgt der japanische Autohersteller Mitsubishi für Überraschungen. So kam Anfang der 1980 er Jahre beim aufkeimenden Geländewagenboom ein entscheidender Impuls aus Japan, als der Mitsubishi Pajero erfolgreich an den Start ging. Auch erwies sich die Marke mit den drei Diamanten im Firmenlogo als Pionier in Sachen Elektromobilität, als sie Ende 2009 den i-MiEV auf Räder stellte, der als erster in Großserie gefertigter reinrassiger Elektrowagen der „Neuzeit“gelten kann. Neben solchen Trendsettern und automobilen Besonderheiten konzentriert sich der Autobauer aus Fernost aber auch regelmäßig auf praktische Fahrzeuge für den Alltag, die sich erfolgreich auf dem Markt behaupten. Zu dieser Kategorie gehört zweifellos der Outlander, der als sogenannter Crossover eine Brücke vom klassischen Kombi zum reinrassigen Geländewagen schlägt.
Dritte Generation
Seit Herbst 2012 fährt der Outlander, der 2003 in den Verkauf rollte, in seiner dritten Generation auf unseren
Straßen. Auffälligstes äußeres Merkmal: Der nun schmale trapezförmige Kühlergrill lässt den Wagen bei nahezu gleichen Außenmaßen gegenüber dem Vorgänger deutlich stämmiger und breiter aussehen. An seinem aktuellen Gesicht soll sich auch das Design der künftigen Pkw-, Crossover- und SUV-Modelle von Mitsubishi orientieren. Die kraftvoll ausgeformten Flanken und Schulterpartien des Reisewagens mit hoher Gürtellinie geben dem Japaner zusammen mit den weich konturierten Radhäusern ein gefälliges Äußeres. Für eine bessere Rundumsicht sorgen die nun schlankeren vorderen Türsäulen und die niedriger positionierten Außenspiegel.
Fünf oder sieben Sitze
Im Innenraum kann der Kunde zwischen fünf und sieben Sitzen wählen. Beim Siebensitzer ist das hintere Gestühl im Laderaumboden versenkt – die beiden Sitze lassen sich einzeln sehr kommod mit einer Schlaufe am oberen Lehnenende für ihren Einsatz herausklappen. Der Fahrer kann in einem Cockpit Platz nehmen, in dem er sich nach kurzer Eingewöhnzeit gut zurechtfindet. Die Armaturen überzeugen mit großen Skalen, der große Bild- schirm für Navigationsgerät, Radio und Bordcomputer ist weit oben und damit gut im Blickfeld installiert. Alle Bedienelemente sind sinnvoll gruppiert und lassen sich ohne Verrenkungen erreichen. Beeindruckend: die großzügig bemessene Beinfreiheit in der zweiten Sitzreihe.
Bei den Antriebsquellen setzt Mitsubishi auf Bewährtes. Wie beim Vorgänger stehen der 2-l-Benzin- und der 2,2-DI-D-Dieselmotor mit fast 2,3 l Hubraum zur Wahl, beide mit identischer Leistung (jeweils 110 kW/150 PS) sowie wahlweise mit Front- oder Allradantrieb. Der Benziner ist mit manu-
ellem 5-Gang-Getriebe oder sechsstufigem CVT-Getriebe zu haben, beim Diesel stehen ein gut abgestuftes manuelles Sechs-Gang-Getriebe oder eine Wandlerautomatik mit der gleichen Gangzahl zur Option. Die Verbrauchswerte bewegen sich selbst in den Versionen mit Allradantrieb in einem moderaten Rahmen. Mitsubishi gibt je nach Version mit fünfsitziger Ausstattung für den Benziner maximal 6,8 l/ 100 km und für den Diesel 5,7 l/ 100 km als Durchschnittsverbrauch an.
Benziner mit zwei E-Motoren
Doch die konventionellen Antriebe reichten Mitsubishi nicht: Auf der Internationalen Automobil Ausstellung (IAA) in Frankfurt im Herbst 2013 wurde der Outlander PHEV (Plug-inHybrid) für den deutschen Markt präsentiert. Dieser innovative Outlander tritt mit einem 2-l-Benzinmotor (89 kW/ 121 PS) sowie zwei zusätzlichen Elek— tromotoren (je 60 kW/82 PS) mit viel Dampf aber sehr sparsam an. Im EUZyklus kommt der Hybrid mit 1,9 l/ 100 km aus. In der Praxis hängt der Verbrauch – wie bei allen an der Steckdose aufladbaren Hybridfahrzeugen – allerdings sehr von den individuellen Einsatzbedingungen ab. Bei vollen Akkus kommt man bei rein elektrischem Betrieb theoretisch bis zu 52 Kilometer weit, ohne einen Tropfen Benzin verbraucht zu haben. Geht die Batteriekapazität zur Neige, produziert der Benzinmotor den nötigen Strom, damit die beiden Elektromotoren – einer treibt die Vorderachse an, der andere die Hinterachse – genügend „Saft“haben. Bei höherem Tempo oder wenn spontan kräftig beschleunigt wird, mischt sich der Benzinmotor auch direkt in den Antrieb ein und wird über eine Kupplung auf die Vorderachse zugeschaltet. Beim Start mit geladener Batterie und randvoll gefülltem Tank soll der Outlander Plug-in-Hybrid sogar über 800 Kilometer weit kommen.
Träge, aber gut kontrollierbar
In seinen Fahreigenschaften vermittelt der Mitsubishi Outlander rundum einen sicheren Eindruck. Bei plötzlichen Ausweichmanövern reagiert der Wagen zwar etwas träge, aber gut kontrollierbar. Für ein Fahrzeug im SUV- Segment ist die Lenkung sogar erstaunlich zielgenau. Beim insgesamt gut zu bewertenden Federungskomfort fehlt es lediglich etwas an der Feinabstimmung: Die Karosserie wird wegen der geringen Dämpfungsrate trotz einer eher straffen Feder-/Dämpferabstimmung auf unebener Fahrbahn häufig in Auf- und Abbewegungen versetzt. Einzelne Hindernisse wie zum Beispiel herausstehende Kanaldeckel steckt der Outlander jedoch komfortabel weg, außerdem bleibt die Aufbauneigung des hochbeinigen Fahrzeugs in akzeptablen Grenzen. Auch bei den Innengeräuschen hält sich der Japaner angenehm zurück.
Zurückhaltung ebenfalls bei den Preisen für den Outlander, der mit
rund 25 000 Euro in der Basisversion in der Liste steht. Die Top-Diesel-Variante Instyle kostet 39 890 Euro (plus 1800 Euro mit Automatikgetriebe), für den innovativen PHEV sind 41 990 Euro fällig. Schade, dass Mitsubishi das sinnvolle Paket mit den Fahrerassistenzsystemen nur den Kun- den gönnt, die sich für den Diesel in der Automatikversion zu einem Aufpreis von 1900 Euro oder die komplett ausgestattete Hybridversion entscheiden. Diese engherzige Selektion ist insofern schwer nachvollziehbar, als das Auffahrwarnsystem FCM zur Vermeidung von Kollisionen vom Europäischen Crashtest-Konsortium „Euro NCAP“als besonders fortschrittlich ausgezeichnet worden ist. Bereits die zweite hohe Ehrung in diesem Jahr, denn in Japan wurde der Outlander als der „Top Safety Performer“aller im vergangenen Jahr neu auf den Markt gekommenen Personenwagen gekürt. Diese Prämierungen sind der Beweis, welches Potenzial im Outlander steckt.
Auch als Citroën und Peugeot
Ist Mitsubishi mit dem Outlander vielleicht doch eine Überraschung gelungen? Durchaus, denn es ist noch nachzureichen, dass der französische PSA-Konzern vom gefälligen Japaner offenbar so sehr überzeugt wurde, dass er auf eine Eigenentwicklung in diesem Fahrzeugsegment verzichtete: Der Wagen wird einfach mit geringen Stylingretuschen unter eigenem Namen als Citroën C-Crosser oder als Peugeot 4007 mit den Markenemblemen Doppelwinkel beziehungsweise Löwe an Kühlergrill und Heck verkauft.