VIVA DETOX AM ALTAUS SEE
„ Medical- Kliniken dürfen auch während des Lockdowns geöffnet bleiben. Daher mache ich statt eines Bleisure-Trips eine einwöchige F. X. Mayr- Kur im Vivamayr am Altaussee – eine pure Bauch- und Kopfsanierung.“Kai Böcking
Während des ersten Corona-Lockdowns im Frühjahr hatte ich bereits die Chance ergriffen, meinem Körper – und, wie sich heraustellte, auch meinem Geist – etwas Gutes zu tun: zehn Tage Buchinger Heilfasten am Bodensee, auf Null „herunterfahren“und mit 100 Prozent Energie und Tatendrang herauskommen. Diese Erfahrung hat mich easy durch den Sommer getragen, trotz vieler Reisen und stressiger Situationen. Mit dem Herbst leerte sich die berühmte Batterie, und zugleich folgte der zweite Lockdown. Ohne Corona hätte ich an einem schönen Ort meine Geschäftsreise verlängert, gut gegessen, ein paar Wellnessrunden gedreht und auf den Selbsterholungseffekt vertraut. Aber alle Hotels sind geschlossen, nur Medical Center geöffnet. Also mache ich eine Kur – und was ein blödes, altmodisches Wort für das Vivamayr am Altaussee in Österreich. Allein die Fahrt zum Tempel der modernen F. X. Mayr-Kur, vorbei am gewaltigen Dachsteinmassiv, beflügelt den Geist. „Die Sissi war eh hier“, heisst es im Gespräch, die Prinzessin als glühender Fan des Ortes, genauso der Schauspieler Klaus Maria Brandauer. Und auch ein paar Szenen des James-Bond-Klassikers „Spectre“wurden hier im Salzkammergut gedreht. Viel Energie also am See.
Persönliche Mars-Expedition
Nun ist eine Kur, das habe ich von meiner Buchinger-Fastenauszeit gelernt, kein Spaziergang, sondern ein Einlassen auf Experten. Und das muss man wollen. Bei der Ankunft im 2015 eröffneten High- Class-Klinikum stellt sich mit Blick auf den Wohlfühl-Look schnell das Gefühl ein: Yes, you can. Aber zunächst ist der Corona-Test Pflicht, zwei Stunden schaue ich mich um, dann isr das negative Ergebnis bestätigt. Mein Zimmer mit Blick auf den See, ist wenig später hell, weitläufig, mit Balkon und großem Bad samt japanischer High-TechToilette ausgestattet. Das Konzept des Hauses ist einfach: maximale F. X.-Mayr-Therapie mit modernen, medizinischen Therapie- und Analyseverfahren.
„Sie können aus schlechten Genen gute machen und umgekehrt“, erklärt der General Manager Dieter Resch. 70 % seiner Gäste kommen aus dem Ausland und unterziehen sich ein, zwei oder mehr Wochen den strengen Regeln der F. X. Mayr Kur 2.0. Altes Brot und Milch sind dabei out, vielmehr treffen Kältekammer, Wasser-Shiatsu, Sauerstofftherapie (IHHT), Spiroergometrie und Bio-Frequenzmessung auf Aderlass, Massage, Fußbad und Leberwickel. Ich werde die ganze Woche über von Dr. Sepp Fegerl betreut. Den gertenschlanken Experten hinter der Maske sehe ich jeden Tag, er „plant“meinen Tagesablauf, er verordnet Aderlass und Schonkost, Massagen und Infusionen. Ja, er schickt mich auf meine persönliche Mars-Expedition. Denn das Prinzip einer Kur im Vivamayr ist die individuelle Analyse des Motorraums: des Bauchraums, der Muskeln, Haut, Augen, Haltung. Und alles beginnt beim bewussten Essen und vor allem Kauen. „Das bewusste Kauen ist schon immer die Grundlage der Forschung von Mayr gewesen“. Im Detail bedeutet dies: 40 Mal kauen, ohne Flüssigkeit zum Essen – Entschleunigung in der Nahrungsaufnahme. Die Auswahl meiner Mahlzeiten ist beschränkt, aber köstlich. Dazu das Sterne-Lokal-Ambiente, lichtdurchflutet, mit feinem Service und Kärtchen, die anzeigen, was ich alles nicht darf: Reden, WhatsApp lesen sowie Milch und Fruchtzucker essen als Extra-Anordnung für mich.
Das Vivamayr bietet für bis zu 70 Gäste Platz. Jede Behandlung wird jeden Tag neu angepasst, jeder Therapeut weiß, welche Missstände und Zipperleins jeder hat. Was dazu führt, dass man schon mal mit den Worten begrüßt wird: “Ah, weiß ich eh schon, was wir anpacken müssen.“Zwei Tage brauche ich, um mich an das tägliche Glaubersalz zur Darmreinigung zu gewöhnen, die Urinabgaben, den straffen Behandlungsplan und immer gleiche Mahlzeiten. Ab Tag 3 bin ich auf dem James-Bond-Trip mit Sieben-KilometerUm-den-See-Wanderungen in weniger als 1,5 Stunden, eine Stunde im Pool schwimmen, dreimal am Tag einen Esslöffel Leinöl pur essen. Am Ende meiner Woche im Ausbildungszentrum zum Magen-Darm-Astronauten drückt mir mein Doktor erst die Hand und gibt mir dann eine dicke Mappe von Untersuchungsberichten, Ernährungs- und Bewegungsratschlägen. „Wir sehen uns wieder und schreiben Sie mal, wie es Ihnen in einigen Wochen geht.“