AUSPROBIERT
FRANKFURT – SINGAPUR
Im Corona-Jahr ans andere Ende der Welt: An Bord von Singapore Airlines auf der Strecke Frankfurt – Singapur
HINTERGRUND: Seit dem 30. November sind Businessreisen zwischen Deutschland und Singapur wieder möglich: Eine „Green Lane“zwischen den beiden Staaten ermöglicht Unternehmen und ihren Mitarbeitern „essenzielle Geschäftsreisen“ohne Quarantäne, aber unter strengen Auflagen. Wir waren auf Einladung der Singapurer Regierung schon vorab vor Ort – und testeten das Prozedere. Grundsätzlich gilt: Wer reisen will, muss sich online bewerben und darf ausschließlich über eine Nonstop-Verbindung ins Land.
Wir starteten mit Singapore Airlines (SIA) ab Frankfurt, aktuell der einzige Flug der Five-Star-Airline aus Deutschland in die Löwenstadt, der fünf Mal wöchentlich mit einer nagelneuen A350-900 in Drei-Klassen-Konfiguration (Business, Premium Eco und Economy) bedient wird.
CHECK-IN: Die Abflughalle B in Terminal 1 des Frankfurter Flughafens ist menschenleer, am Check-in-Schalter der SIA für die Business Class bin ich die Einzige. Ich lege meinen Pass vor – und einen Stapel Papier: Für den Flug und die Einreise in Singapur brauche ich unter anderem einen negativen Covid-19-PCR-Testbefund (nicht älter als 72 Stunden und in englischer Sprache) und zahlreiche Dokumente, die im Vorfeld online auszufüllen und ausgedruckt bei Check-in bzw. Ankunft in Singapur vorzulegen sind (alle Infos unter businesstraveller.de/news/ gruenes-licht-fuer-geschaeftsreisen-zwischen-deutschland-und-singapur).
BOARDING: Es sind nur 24 (!) Passagiere auf diesem Flug und elf FlugbegleiterInnen. Drei SIA-Damen stehen an der Flugzeugtür – mit einem Lächeln, das trotz Maske und Plexiglasbrille nichts von seiner Strahlkraft eingebüßt hat. Rechts neben der Tür: ein Tisch mit „Care Kits“für die Passagiere, gefüllt mit Einwegmaske, Desinfektionsmittel und Hygienetuch.
Ich sitze im vorderen Teil der für 42 Fluggäste konzipierten Business Class, mit mir sechs Mitstreiter. Auf den 16 Sitzen dahinter eine weitere Handvoll Passagiere. Der gewohnte Welcome-Drink fällt aus – eine der Corona-bedingten Maßnahmen, mit der die Airline Kontakte zwischen Fluggästen und Bordpersonal reduzieren will. Mein Hintermann möchte trotzdem ein Glas Champagner – und bekommt es auch.
DER SITZ: Ich sitze auf 15K, einem Fensterplatz. Die 42 Business-Sitze in der A350900 von SIA sind in einer 1-2-1-Konfiguration angeordnet, jeder Passagier hat freien Zugang zum Gang. Aktuell gibt es aufgrund gesetzlicher Vorgaben feste Sitzzonen, die Transitund Nicht-Transitpassagiere voneinander trennen, Reisende müssen während des gesamten Fluges in ihrem Bereich bleiben.
Der Sitz, eine leicht modifizierte Form der älteren und bekannt großzügigen Business-Sitze, ist 72 Zentimeter breit – so viel Raum hat man bei den meisten Airlines nicht einmal in der First Class. Er ähnelt mit seiner weit nach vorne gezogenen Schale einem Ohrenbackensessel, der enorm viel Privatsphäre bietet (weitere Details zum Sitz siehe BT 1/2020).
DER FLUG: Fünf Minuten vor der offiziellen Startzeit um 11.40 Uhr setzen wir zurück, weitere zehn Minuten später sind wir über den Wolken. Über den 18-Zoll- Bildschirm flimmert der Willkommengruß der Airline – mit den Corona-bedingten Änderungen im Ablauf. #SIAcares heißt das strenge Hygienekonzept, mit dem die Gesellschaft Passagiere und Mitarbeiter in Pandemiezeiten schützen will. Inflight-Managerin Pauline informiert mich über das Essensangebot, gedruckte Menükarten gibt es derzeit keine. Gebratenes Huhn mit Gemüse, rotes Thai-Curry mit Schweinefleisch oder Rinderfilet mit Spätzle stehen zur Wahl. Ich nehme das Huhn. Auch online oder via SingaporeAir Mobile App lässt sich nachlesen, was an Bord serviert wird. Die Airline verlagert ihre Inhalte verstärkt ins Digitale, nicht nur, aber auch im Interesse einer kontaktlosen Reisekette. Über die App lässt sich auch das KrisWorld-Unterhaltungsprogramm steuern, eine persönliche Playlist erstellen und an Bord abrufen. Auch eine kostenlose E-Bibliothek mit 150 Publikationen steht zur Verfügung ebenso wie die Möglichkeit, online im KrisShop einzukaufen – das Shopping an Bord ist aktuell nicht möglich. Wer seine Mails checken will: Wifi-Pakete kosten ab 3.99 US-Dollar, je nach Datenmenge.
Der Lunch kommt – nicht, wie sonst, Gang für Gang auf einem Servierwagen, sondern komplett auf einem Tablett. Zur Vorspeise gibt es Ziegenkäse mit Obst, dann Huhn, dann nochmal Käse und Schokodessert. Auch wenn das Angebot ungewohnt schlicht daherkommt – die Qualität stimmt. Das Huhn ist zart, das Gemüse bissfest. Das Getränkeangebot beschränkt sich (neben Softdrinks und Bier) auf vier Weine und einen Champagner, die im Glas an den Tisch gebracht werden.
Ich lasse mir nach dem Essen meinen Sitz zum Bett umbauen – und ruhe mich ein paar Stunden aus. Zwei Stunden vor der Landung wird Frühstück serviert. Nach knapp zwölf Stunden Flug landen wir um 6:20 morgens am Changi Airport Singapore.
ANKUNFT: Die Flugzeugtür öffnet sich – wir betreten Singapurer Boden, als internationale Gäste, die im Rahmen der „Green Lane“einreisen, erfolgen alle unsere Schritte ab sofort in Begleitung und nach einem festen Plan. Punkt 1: Passkontrolle, Punkt 2: Covid-19-Test. Das Ergebnis soll in wenigen Stunden vorliegen – wir werden in einem Kleinbus ins Hotel gebracht, wo wir uns in Selbstisolation begeben. Um 12 Uhr kommt die erlösende E-Mail: Ich bin negativ – das Abenteuer Singapur im Corona-Winter 2020 kann beginnen.
FAZIT: Wie alles im Jahr 2020 ist auch dieser Flug nach Singapur so gänzlich anders als sonst. Die Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen der SIA sind streng, der Service abgespeckt – trotzdem ist und bleibt der Aufenthalt an Bord ein Highlight, auch in dunklen Zeiten. Das hochklassige Kabinenprodukt hat sich ja nicht verändert, das Bordpersonal ist so hinreißend wie immer – und die Anstrengungen der Airline in Sachen Infektionsschutz schaffen Vertrauen und Sicherheit. Fliegen kann schön sein, auch ohne Welcome-Drink…