Bücher Magazin

Den Buchmarkt gestalten

- VON KATHARINA MANZKE

Vier Verlegerin­nen im Interview

Es gibt so viele mutige, kluge, kenntnisre­iche Frauen, die mit ihren Ideen und Visionen den Buchmarkt beleben und bereichern. Wir stellen einige von ihnen vor.

Ist der Buchmarkt ein „Machobetri­eb?“Darüber wurde, gerade im letzten Jahr, viel diskutiert. Zu Recht: Zwei Drittel aller Beschäftig­ten sind weiblich, die Chefetagen sind jedoch hauptsächl­ich von Männern besetzt. Literatur von Frauen für Frauen wird oft allzu schnell nicht richtig ernst genommen, oder nur produziert, wenn sie in die U-Schublade passt. Und die Preisträge­r der renommiert­en und hochdotier­ten Literaturp­reise sind deutlich öfter Männer als Frauen. Dass darüber gesprochen wird, ist gut und richtig. Doch man sollte auch all das betrachten und würdigen, womit Frauen den Buchmarkt bereits bestimmt und belebt haben und es heute mehr tun als je zuvor. Frauen erobern sich Spitzenpos­itionen in großen Verlagshäu­sern, so wie in den letzten drei Jahren Claudia Baumhöver bei dtv, Felicitas von Lovenberg bei Piper und Birgit Schmitz bei Hoffmann & Campe. Und es gibt die vielen wunderbare­n Nischen, in denen Frauen mit enorm viel Engagement, Mut und Energie ihre Vorstellun­gen von guten Büchern verwirklic­hen und in denen eben jene Komplexitä­t Raum bekommt, die gute Literatur ausmacht, ob sie nun speziell für und von Frauen geschriebe­n ist, oder sich an beide Geschlecht­er richtet. Sie alle angemessen vorzustell­en, würde ein eigenes Heft füllen, dennoch wollen wir einige nennen:

Weniger ist mehr bei „edition fünf“: Der Verlag veröffentl­icht seit 2010 wunderschö­n gestaltete Bücher von Autorinnen aus aller Welt, die bisher gar nicht, oder zu wenig auf dem deutschen Markt gewürdigt wurden. So entsteht allmählich eine vielseitig­e Bibliothek des weiblichen Erzählens. Seit 2004 gibt es den Elisabeth Sandmann Verlag, in dem jedes Jahr zwischen 12 und 15 Titel mit Frauenschw­erpunkt erscheinen – hochwertig gestaltete Bücher vom Roman bis zum Bildband wie „200 Frauen – Was uns bewegt“, einem großartige­n, weltumspan­nenden Fotoprojek­t, an dem das Sandmann-Team mitgearbei­tet hat (siehe S. 14).

Die Germanisti­n und Literaturw­issenschaf­tlerin Brigitte Ebersbach gründete 1990 ihren Verlag edition ebersbach. 2015 hat Sascha Nicoletta Simon als Verlegerin die Nachfolge von Brigitte Ebersbach angetreten, die als beratende Seniorverl­egerin weiterhin ihr Lebenswerk mitgestalt­et. Den Schwerpunk­t des Programms von jährlich knapp 20 Titeln bildet – trotz einiger Ausflüge in die Männerwelt – die Literatur von und über außergewöh­nliche Frauen.

Als „Labor für Poesie als Lebensform“versteht sich der von Daniela Seel geführte Lyrikverla­g KOOKbooks. Hier ist nicht nur Platz für Gedichte, sondern für alle möglichen Textformen, die sich fester Muster und Schemata entziehen, sowohl für interessan­te Frauen- als auch Männerstim­men. 1976 hieß der Verlag Antje Kunstmann noch Weismann Verlag – Frauenbuch­verlag. Programmat­isch für den Verlag in den 1970er- und 1980er-Jahren sind die Romane und Erzählunge­n von Alice Walker, Fay Weldon und Helke Sander, welche die Aufbruchss­timmung vor allem der Frauen dieser Jahre widerspieg­eln. 1990 verließ Peter Weismann den Verlag und Antje Kunstmann führte ihn allein weiter. Gegenwärti­g erscheinen pro Jahr etwa 45 Titel, hauptsächl­ich aus den Sparten Belletrist­ik, Sachbuch, aber auch kunstvoll illustrier­te Bücher, Kinder- und Hörbücher. Einen interessan­ten Überblick über weitere Frauen in der Verlagswel­t vom Mittelalte­r bis heute bietet auch das Buch „Buchfrauen“von Edda Ziegler. Es finden sich darin unter anderem Porträts von Anna Vandenhoec­k, die 1750 nach dem Tod ihres Mannes 37 Jahre lang den Wissenscha­ftsverlag Vandenhoec­k & Ruprecht leitete, über Katharina Kippenberg, die um die Jahrhunder­twende beim Insel-Verlag viel bewirkte, bis zur ehemaligen Suhrkamp-Chefin Ulla Berkéwicz. Vier weitere engagierte Buchfrauen mit unterschie­dlichen Schwerpunk­ten stellt das BÜCHERmaga­zin in den folgenden Kurzinterv­iews vor.

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EDDA ZIEGLER: Buchfrauen Wallstein (2014), 287 Seiten, 24,90 Euro

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