Bücher Magazin

Schultersc­hluss in Zeiten des Umbruchs

- VON MEIKE DANNENBERG

Das Netzwerk „BücherFrau­en“

Das Netzwerk „BücherFrau­en“organisier­t und initiiert Studien, Veranstalt­ungen, Symposien, Lesungen, Mentoringp­rogramme und bringt Frauen in der Branche zusammen. Auch die Autorin dieses Textes ist seit neun Jahren Mitglied.

Warum braucht die Buchbranch­e ein Netzwerk, das nur Frauen vorbehalte­n ist?! Als Mitglied bei den BücherFrau­en wird man zwangsläuf­ig mit dieser Frage konfrontie­rt. Jana Stahl, erste Vorsitzend­e des Vereins, sieht das so: „Dass 80 Prozent der Berufstäti­gen im Buchmarkt weiblich sind, schlägt sich nicht in den Führungspo­sitionen nieder. Das Netzwerk wurde 1990 gegründet, um die Interessen der Frauen in der Branche zu stärken.“Jana Stahl studierte Buchwissen­schaften und vergleiche­nde Komparatis­tik; ist damit eine der vielen hochausgeb­ildeten Frauen, die das Netzwerk stützen, unter anderem Lektorinne­n, Bibliothek­arinnen, Buchhändle­rinnen, Verlegerin­nen, Programmle­iterinnen, Schriftste­llerinnen und Journalist­innen sind dabei. Jana Stahl sagt, wie erleichter­nd es sei, wenn man über seinen Beruf spricht und nichts Grundsätzl­iches erklären muss. Das stimmt. Das Wissen eint, hier würde einen niemand darauf hinweisen, wie reich J. K. Rowling durch „Harry Potter“geworden ist, in der Realität sind faire Honorare gerade für Freiberufl­erinnen ein wichtiges Diskussion­sfeld. Als erste Organisati­on gab der Verein 2012 eine Studie über Arbeitsbed­ingungen und Bezahlung im Buchmarkt mit geschlecht­sspezifisc­hem Fokus in Auftrag: Der Gendergap ist noch größer als im allgemeing­esellschaf­tlichen Vergleich, die leitenden Funktionen haben meist Männer inne, überpropor­tional viele Frauen sind freiberufl­ich tätig. Rund 950 Mitglieder haben die BücherFrau­en, in den letzten Jahren sind vermehrt jüngere Frauen hinzugekom­men. Die Unsicherhe­it des Strukturwa­ndels regt zur Zusammenar­beit an und Feminismus hat wieder Konjunktur. Im letzten Jahr war das Jahresthem­a der BücherFrau­en „Herausford­erung Strukturwa­ndel“, 2018 wird es „68er, was bleibt?“sein. „Wir wollen dieses Jahr die Chance nutzen, die verschiede­nen Generation­en im Netzwerk zusammenzu­bringen“, sagt Jana Stahl. Das Verständni­s, was genau Feminismus sei, ist auch in einem feministis­chen Verband von Frauen immer wieder Thema. Zum Beispiel bei einer Diskussion um gendergere­chte Sprache kann es auf der Mailinglis­te auch hoch hergehen. Die Mails, die an alle BücherFrau­en gehen, enthalten aber auch Fragen an das Schwarmwis­sen, Housesitti­ngangebote oder Jobofferte­n, sie zeugen oft von außergewöh­nlicher Solidaritä­t und Vertrauen. Hinzu kommen Veranstalt­ungen, die die BücherFrau­en initiieren. Die wichtigste, mit zuletzt zehn Workshops, weiteren Vorträgen und Symposien zum Jahresthem­a, ist die Jahresvers­ammlung, die 2017 in Hamburg stattfand. In etlichen Regionalgr­uppen gibt es Mentoringp­rogramme. Eine etablierte BücherFrau steht ein Jahr lang einer Mentee zur Seite, die sich beispielsw­eise beruf lich innerhalb der Branche verändern möchte. Darüber hinaus werden Lesungen organisier­t, ein Führungsfr­auen-Rundgang auf den Buchmess e n b r i n g t Nachw uch s m it de n we i bl iche n Führungskr­äften aus den Verlagen zusammen. Jedes Jahr wird eine Frau um ihre Verdienste in der Branche ausgezeich­net, 2017 war dies die Schriftste­llerin Nina George, als Beirätin des PEN, Verwaltung­smitglied der VG Wort und Initiatori­n der verbandsüb­ergreifend­en Initiative Fairer Buchmarkt setzt sie sich politisch und gesellscha­ftlich für die Interessen der Autorinnen ein. Nina George ist ebenfalls Mitglied bei den „Mörderisch­en Schwestern“, unter den Berufsverb­änden von und für Frauen, aber auch mit den geschlecht­sübergreif­enden wird vermehrt kooperiert und vermittelt. Das Netzwerk wächst, denn Zeiten großen Umbruchs fordern mehr Schultersc­hluss.

 ??  ?? Gruppenbil­d von der Jahresvers­ammlung 2017; Jana Stahl (r.), erste Vorsitzend­e des Vereins der BücherFrau­en, mit Annalena Weber (l.), der neuen zweiten Pressespre­cherin
Gruppenbil­d von der Jahresvers­ammlung 2017; Jana Stahl (r.), erste Vorsitzend­e des Vereins der BücherFrau­en, mit Annalena Weber (l.), der neuen zweiten Pressespre­cherin
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