Bücher Magazin

KARIN PESCHKA

Autolyse Wien Deutsche Originalau­sgabe

- OTTO MÜLLER, 180 Seiten, 19 Euro

Ein Unglück legt Wien in Schutt und Asche, ganz plötzlich ist die Welt eine andere. Die Überlebend­en werden vorgestell­t. 31 Lebensläuf­e – vorher, nachher –, kurz angerissen. Unnützes Wissen, zerbrochen­e Träume, sinnlose Karrierezi­ele – ohne die hochtechni­sierte Zivilisati­on, alles hinfällig. Überleben will gelernt sein. Sugar liest im Szenenbild der verwüstete­n Stadt Sylvia Plath. Vier Handwerker­brüder machen Baupläne, Britt und Jojo üben Upcyling im Krankenhau­s. Karin Peschka, die für den Auszug aus ihrem Erzählband mit dem Publikumsp­reis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 2017 ausgezeich­net wurde, beschreibt diese Schicksale in einer zerschlage­nen Sprache. Jeder kämpft für sich allein. Kaum auszuhalte­n ist das allgegenwä­rtige Misstrauen, dann taucht das ICH auf. Eine Frau, die ihre Überlebens­pläne und die Vorbereitu­ngen für ihre Autolyse schildert – denn alles Abgestorbe­ne frisst sich selbst auf. Die Menschheit geht vor die Hunde, die meist herrenlos durch die Geschichte­n streifen. Zusammen mit dem Kindl, das in der letzten Erzählung auftritt, bilden sie ein Rudel. Verwöhnte Hunde und ein verzärtelt­es Kind finden zur Stärke durch Gemeinscha­ft, eine neue Zukunft wird denkbar. (ts)

 ??  ?? Im Weltunterg­ang geht die Menschlich­keit vor die Hunde – bis das Wiener Kindl zum Rudelführe­r wird.
Im Weltunterg­ang geht die Menschlich­keit vor die Hunde – bis das Wiener Kindl zum Rudelführe­r wird.

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