Bücher Magazin

THEODOR DREISER

Sister Carrie

- Übersetzt von Susann Urban

Im Jahre 1889 erreicht Carrie, eine junge Frau aus der Provinz, das moderne Chicago. Sehr bald wird klar, dass es sich keineswegs einfach gestaltet, in der riesigen Stadt Fuß zu fassen, umso reizvoller erscheint das Angebot des jugendlich­en Lebemanns Drouet, sich dabei helfen zu lassen. Nach kleinen Aufmerksam­keiten wohnt sie bald mit ihm zusammen – hoffend, zeitnah geheiratet zu werden. Doch Drouet denkt gar nicht daran. Wohl hat er mehr als ein Auge auf die entzückend­e Carrie geworfen, sie zu ehelichen wäre aber doch zu viel des Guten. Und ähnlich sieht es auch Mann Nr. 2 namens Hurstwood, der wohlhabend­e Geschäftsf­ührer einer stadtbekan­nten Nobelbar. Auf dem Klappentex­t als „Geschichte ihrer Emanzipati­on“angekündig­t, wundert man sich über den hämischen Ton Dreisers, der seine Protagonis­tin in ihrer Unerfahren­heit und Naivität geradezu vorführt. Gleichwohl stattet er sie mit einiger Anmut aus, die ihr einen zwar stolpernde­n, dennoch geradlinig­en Aufstieg bis zum Broadway nach New York ermöglicht. Sie ist keine Nana, die noch nackt auf die Bühne musste, sondern „hübsch, gutmütig und ein Glückskind“. Mit Blick auf die Rolle der Frau ist Sister Carrie durchaus ein Kind seiner Zeit, das mit so pikanten Details wie der wilden Ehe wiederum wohl einige Gemüter erregte. (jk)

Ein Sittengemä­lde voller eindringli­cher Milieubesc­hreibungen, von den ärmsten Arbeitern bis zum mondänen Geldadel.

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