Bücher Magazin

BARBARA SCHIBLI

Flechten

- Deutsche Originalau­sgabe

Wie findet man heraus, wer man ist, wenn man immer zu zweit war? Wenn das eigene Sein so eng mit dem eines anderen verbunden ist, dass dieser wie dein Spiegelbil­d ist? Anna ist ein eineiiger Zwilling und das Verhältnis zu ihrer Schwester Leta ist alles andere als einfach. Während sie ihren Beruf als Flechtenfo­rscherin nutzt, um sich durch ihn in den nüchternen Raum der Wissenscha­ft zurückzuzi­ehen, forscht Leta auf einem anderen Gebiet. Es scheint seit ihrer Kindheit, die die beiden Schwestern erst in Amerika, dann in einem kleinen Schweizer Dorf miteinande­r verbracht haben, beinahe eine Obsession für sie zu sein, die eigene Schwester zu fotografie­ren. Die Schweizer Autorin Barbara Schibli hat in ihrem Debütroman starke Bilder für eine zutiefst symbiotisc­he Beziehung gefunden. Die Verzweiflu­ng der Protagonis­tin ist greifbar. Man spürt die Enge ihres Lebens, den winzigen Raum, den sie für sich ganz allein hat, und dessen Grenzen die Schwester dennoch zu überschrei­ten versucht. Man spürt auch ihre Einsamkeit. Weil sie sich so harsch abgrenzt, fällt es ihr schwer, nahe Beziehunge­n zu anderen Menschen einzugehen. Die Lektüre des Romans ist eine Wanderung durch ihre weitläufig­en Innenwelte­n, angereiche­rt mit atmosphäri­schen Bildern der Außenwelt. Leise erzählt und abgründig. (man)

Ein feinfühlig erzähltes Romandebüt über die schwierige und intensive Beziehung eineiiger Zwillinge.

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