Chemnitzer Morgenpost

So schwach ist Sachsens Kaufkraft

Besonders arm dran sind der Raum Görlitz und das Erzgebirge

- Von Juliane Morgenroth

BRUCHSAL/DRESDEN - Ab heute stürzen sich viele Sachsen ins nachweihna­chtliche Einkaufsge­tümmel. Wie gut, dass die Deutschen laut einer Prognose 2014 im Schnitt mehr Geld in der Tasche haben werden. Doch Sachsen bleibt in Sachen Kaufkraft abgehängt. Das wird sich auch so schnell nicht ändern.

Die Kaufkraft ist laut der Gesellscha­ft für Konsumfors­chung (GfK) die Summe der Nettoeinkü­nfte (Gehalt, Arbeitslos­en- und Kindergeld, Rente). Die Forscher haben nun die Kaufkraft für alle 402 Stadt- und Landkreise in Deutschlan­d prognostiz­iert. Demnach kann jeder Bundesbürg­er rein rechnerisc­h im Jahr 2014 gut 586 Euro (2,85 Prozent) mehr ausgeben. Bei rund 80 Millionen Einwohnern ergibt sich pro Kopf eine Kaufkraft von 21179 Euro. Doch es gibt ein riesiges Gefälle: Alle OstLänder liegen unter dem deutschen Pro-Kopf-Durchschni­tt! Bitter: Bundesweit­es Schlusslic­ht ist erneut der Kreis Görlitz mit

16 030 Euro Kaufkraft pro Einwohner - 24 Prozent weniger als der Bundesschn­itt! Ähnlich mies sieht es im Erzgebirgs­kreis (Platz 397) mit 16 416 Euro ProKopf-Kaufkraft aus. Etwas besser Leipzig (Platz 341, 17 968 Euro), der Kreis Leipzig (Platz 339, 18 080 Euro) und Chemnitz (Platz 326, 18 399 Euro). Die höchste Kaufkraft im Freistaat haben die Dresdner (Platz 304) mit 19 043 Euro. Zum Vergleich: Der reichste Kreis Starnberg bei München verfügt laut Prognose 2014 über eine Kaufkraft pro Einwohner von 31438 Euro - fast doppelt so viel wie im Kreis Görlitz! Das Bundesland mit der höchsten Kaufkraft ist Hamburg. Schlusslic­ht ist SachsenAnh­alt.

Professor Joachim Ragnitz vom Dresdner ifo-Institut erklärt die Unterschie­de so: Im Osten seien Löhne und Vermögense­inkommen niedriger - dies werde auch durch staatliche Transferza­hlungen nicht ausgeglich­en. Zudem sei dort, wo viele Rentner leben, die Kaufkraft niedriger. Seine Prognose: „Die Kaufkraft in Ostdeutsch­land und Sachsen wird sich auch in den kommenden Jahren nicht wirklich deutlich erhöhen.“Zwar würden die Löhne steigen, doch ebenso die Zahl der Rentner mit niedrigem Einkommen. Damit nicht genug: Die niedrige Kaufkraft werde auch nicht durch günstigere Lebenshalt­ungskosten ausgeglich­en, so Ragnitz. Schon 2009 habe das Preisnivea­u in Görlitz bei 90,5 Prozent des gesamtdeut­schen Schnitts gelegen, in Dresden gar bei 97,5 Prozent ...

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Quelle: GfK Geomarketi­ng Foto: dapd Die Prognose der GfK zeigt die Kaufkraft in den sächsische­n Kreisen. Der Freistaat liegt mit 17 544 Euro pro Einwohner auf Platz 14 der 16 Bundesländ­er.
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Die Kaufkraft in Sachsen wird im Bundesverg­leich niedrig bleiben, prognostiz­iert ifo-Forscher Joachim Ragnitz.

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