Chemnitzer Morgenpost

Mord verjährt nie: Sachsens ungesühnte Verbrechen

Die Aufklärung­squote liegt bei 90 Prozent

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DRESDEN - Seit 1990 gab es 208 Tötungsdel­ikte in Sachsen. Die meisten Mörder und Totschläge­r werden recht schnell geschnappt. Doch mehr als ein Dutzend grausame Verbrechen warten auch nach Jahren noch auf ihre Sühne.

28 von 29 Morden oder Mordver- suchen wurden 2012 aufgeklärt, ebenso alle 54 Totschlags­fälle. Auch für 2013 sieht es gut aus: „Aufgrund der vorläufige­n Entwicklun­g zeichnet sich ab, dass die Aufklärung­squote beim Straftatbe­stand Mord wieder stabil oberhalb von 90 Prozent liegen wird“, sagt Martin Strunden, Sprecher des Innenminis­teriums.

Doch an einigen Fällen beißen sich die Ermittler die Zähne aus: So zum Beispiel am Fall von Johannes F. (†32). Der Mathe-Doktor der TU Dresden kam im März 1985 nicht zur Arbeit, wenig später fand ihn die Volkspoliz­ei erschlagen auf seinem Sofa. Die Spur führte ins Schwulenmi­lieu. Doch trotz eines Fingerabdr­ucks konnte der Mörder nie gefunden werden.

Auch im Mordfall „Katzenjule“suchen die Ermittler noch immer einen Täter: Vera Marotz (†66), in Nünchritz bekannt als „Katzenjule“, wurde im Oktober 2004 auf offener Straße erschlagen. 178 Spuren sicherte die Kripo, sogar Experten aus Kanada suchten nach dem Oma-Killer. Doch noch immer ist das Verbrechen klärt.

Aber es sind nicht nur Fälle, die Jahrzehnte zurücklieg­en, die den Ermittlern Kopfzerbre­chen bereiten: 2011 und 2012 erregten die zwei toten Säuglinge im tschechisc­hen Rotava und dem erzgebirgi­schen Schwarzenb­erg die Gemüter: Schnell stellte sich heraus, dass beide Babys Geschwiste­r waren und kurz nach der Geburt umgebracht wurden. Sogar mit Phantombil­dern ging die Polizei an die Öffentlich­keit, mittlerwei­le befürchten die Ermittler,

nicht aufge- dass sie den Fall nicht mehr aufklären können. Zu sicher sollte sich die Todesmutte­r aber nicht fühlen: Totschlag verjährt nach 20 Jahren, Mord nie ... eho

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Foto: Polizei Für immer ungelöst? Die getöteten Babys aus der Schwarzenb­erger Kleiderton­ne und dem tschechisc­hen Rotava waren Geschwiste­r.
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Foto: Privat In Nünchritz als „Katzenjule“bekannt: Trotz zahlreiche­r Spuren ist der Mörder von Vera Marotz noch immer auf freiem Fuß.

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