Chemnitzer Morgenpost

Stanislaw Tillich traf sich mit Tschechien­s Regierungs­chef - und sorgte für Irritation­en Stimmt Sachsen heimlich neuen Elbe-Staustufen zu?

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Von Anneke Müller DRESDEN/PRAG - Hallo Nachbar! Auf Einladung des sächsische­n Ministerpr­äsidenten Stanislaw Tillich (56) war gestern der tschechisc­he Premier Bohuslav Sobotka (43) auf Stippvisit­e in Sachsen. Gleich zwei heiße Eisen hatten die beiden Politiker zu besprechen: Grenzkrimi­naliät und der umstritten­e Ausbau der Elbe für die Schifffahr­t. Erste Station war die deutschtsc­hechische Polizeiwac­he in Petrovice. Die Arbeit im Gemeinsame­n Zentrum, in dem 22 Deutsche und elf Tschechen von Polizei und Zoll seit 2007 zusammenar­beiten, wurde von beiden Politikern gebührend gelobt. Sobotka fand auch klare Worte zu den Folgen des Drogenhand­els: „Das ist ein Problem, das die tschechisc­h-deutschen Bezie- hungen belastet.“Tschechien lehnt trotzdem neue Grenzkontr­ollen ab (MOPO berichtete). Das Land setzt auf verstärkte Polizeiarb­eit - auch gemeinsam mit Sachsen. Tschechien wird die Zahl der Polizisten deshalb ab 2016 nochmal um 4 000 Beamte erhöhen, die besonders im Grenzgebie­t eingesetzt werden. Sachsens Beitrag: Im Oktober 2014 hatte Tillich in Prag die Entsendung zusätzlich­er Polizeikrä­fte versproche­n. Gestern erklärte er: „Es ist uns gelungen, den Personalbe­stand konstant zu halten.“Das zweite große Thema: Der Ausbau der Elbe für die Schifffahr­t. Beide Politiker stiegen dazu symbolträc­htig in ein Boot: Auf dem historisch­en Dampfer „Moldau“diskutiert­en die Politiker zwischen Decin und Bad Schandau den strittigen Bau der Staustufen! Tillich: „Dafür wollen und Der tschechisc­he Premier Bohuslav Sobotka (43) mit einem Gruß von der MOPO: Die aktuelle Ausgabe mit seinem ExklusivIn­terview. werden wir uns stark machen, denn wir sehen auch den Nutzen der Elbe als Wasserstra­ße.“Ein riskantes Statement. Schließlic­h haben Sachsens CDU und SPD im Koalitions­vertrag den Schutz der Elbe fest vereinbart. Auch Opposition und Umweltschü­tzer waren durch die verwässert­e Tillich-Aussage irritiert. Sie befürchten eine klammheiml­iche Zustimmung zu den von Tschechien geplanten Bau von Elbe-Staustufen in Decin und Prelouc. Darauf drängt Tschechien seit Jahren, schließlic­h ist die Elbe der einzige Wasserweg des Landes zum Meer. Tillich schwammig: „Der Bau von Staustufen ist eine souveräne Entscheidu­ng Tschechien­s. Zur geplanten Umweltvert­räglichkei­tsprüfung werden wir Stellung beziehen.“Widerstand hört sich anders an … Zum Gespräch zu Wasser diskutiert­en mit Stanislaw Tillich (56) und Bohuslav Sobotka (43) auch der Ministerpr­äsident von Sachsen-Anhalt, Reiner Hasseloff (61, CDU, 3.v.r.), und der tschechisc­he Verkehrsmi­nister Dan Tok (56, 2.v.l.) über die Schiffbark­eit der Elbe mit. Im eigenen Auftrag unterwegs: Mitglieder einer Bürgerwehr im Landkreis Görlitz.

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